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Fernsehen Fernsehen: Dauerläufer und Durchlauferhitzer

22.01.2002, 13:14
Werner Schulze-Erdel
Werner Schulze-Erdel Zentralbild

Hamburg/dpa. - Schulze-Erdel, gebürtiger Münsteraner mit Wohnsitz auf Mallorcaund in München, hat sich mit der zweiten Reihe hinter den glitzerndenStar wie Günther Jauch oder Thomas Gottschalk längst abgefunden - undgeschickt arrangiert. Mehr als 2000 Mal hat er das «Familienduell»vormittags um 11.30 Uhr präsentiert, er produziert nebenbei mitseiner Firma Family Entertainment Dokumentarfilme, coacht andereModeratoren und doziert an der Deutschen Schauspieler-Akademie inMünchen. Dort haben schon Kollegen die Schulbank gedrückt, wie zumBeispiel Peter Bond, der sich nach der Trennung vom «Glücksrad»weiterbilden wollte.

Schulze-Erdel, der sich selbst «Unterhaltungsfuzzi» nennt, hatseine Grenzen nach oben spätestens vor einem Jahr erkannt. AnfangJanuar 2001 moderierte er erstmals für RTL mit der Produktion «Ichheirate einen Millionär» eine Abendshow - das Experiment ging nachhinten los: Der Millionär und seine Braut kannten sich schon vor derSendung, Schulze-Erdel wirkte deplatziert. «Ich hatte vorher einenKollaps erlitten und konnte mich nur schlecht vorbereiten, heute aberlache ich nur drüber», sagt er. Der Weg in die Abendshow istVergangenheit. «Ich kenne 40 Kollegen, die groß am Samstagabendeinsteigen wollten - heute redet keiner mehr über sie.»

Also ist Schulze-Erdel zu einer Art Dauerläufer geworden, dessenberühmtestes Accessoire die weiße Socke («Ich gehöre zurTurnschuhgeneration») ist. Davon besitzt er nach Schätzungen mehrerehundert Paare. Und jedem, der geleimt werden möchte, berichtet ergerne, dass Modeschöpfer Armani ihm erst kürzlich auf einer Partygesteckt habe, weiße Socken kämen im nächsten Jahr wieder großheraus. Seine Frau scheint das Strumpf-Arsenal nicht zu stören, dennbeide sind seit 25 Jahren ein Paar und seit zehn Jahren verheiratet.

Beliebt ist Werner Schulze-Erdel, der nebenbei noch aktivesVereinsmitglied beim TSV 1860 München ist. Sonst würden nicht imDurchschnitt 1,4 Millionen Menschen vormittags pro Ausgabe zugucken.«Ich unterscheide mich nicht von der Basis, wo ich herkomme. ImGespräch mit der Münchner «Abendzeitung» bezeichnete sich Schulze-Erdel als «Durchlauferhitzer für das allgemeine Volksempfinden». Die«Stuttgarter Zeitung» beschrieb ihn als verlässlich: «Schulze-Erdel-Gucken, das ist wie morgens Brötchen holen, voraussehbar in Dialogund Handlung.»

Und das wird es noch lange bleiben, wie es aussieht. Zwar musssich der gelernte Schauspieler Schulze-Erdel, der vor seinem RTL-Eintritt für Tele 5 drei Jahre lang «Ruck-Zuck» moderierte, um dieResonanz bei den für den Sender wichtigen jüngeren Zuschauern machen,aber sein Vertrag ist kürzlich wieder verlängert worden - bis Ende2003.