Tierischer Wettbewerb „Fat Bear“-Wahl in Alaska - Wer siegt als dickster Braunbär?
Meister im Lachsfressen haben bei der „Fat Bear“-Wahl in Alaska gute Karten. Juroren aus aller Welt stimmen ab. Ein tödlicher Kampf vor laufender Kamera überschattet diesmal den kuriosen Wettstreit.
Anchorage - Mit ihren kolossalen Kurven setzte sich Braunbärin Grazer bei den letzten „Fat Bear“-Wahlen durch. Bei der Kür zum fettesten Pelztier des Katmai-Nationalparks sahnte sie in der Endrunde deutlich mehr Stimmen ab als das imposante Männchen Chunk (auf Deutsch „Klotz“). Das „gefräßige Mädchen“ habe den „Kerl mit der Wampe“ ausgestochen, resümierte vor einem Jahr die Parkverwaltung im nördlichsten US-Bundesstaat. Jetzt ist es wieder so weit: Bei dem kuriosen Wettstreit der fettesten Bären treten zwölf Kandidatinnen und Kandidaten an.
Zum zehnten Mal veranstaltet der Park im Südwesten von Alaska die „Fat Bear Week“. Online können Besucher und Bären-Fans eine Woche lang für die dicksten Prachtexemplare stimmen. Der Gewinner wird am „Fat Bear“-Dienstag (8. Oktober) gekürt. Im vorigen Jahr hätten über elf Millionen Menschen den Bären via Webcam beim Lachsfressen in den Stromschnellen des Brooks Flusses zugeschaut, erzählt Ranger Matt Johnson der Deutschen Presse-Agentur im Telefon-Interview. „Sie lieben es einfach“, begeistert sich der Park-Mitarbeiter. Fast 1,4 Millionen Juroren aus aller Welt gaben ihre Stimme bei dem Wettbewerb ab.
Todeskampf in den Stromschnellen
Doch ein tödliches Drama vor laufender Kamera überschattet diesmal den Auftakt der beliebten Wahl-Kür, die am Mittwoch startet. Auf einer Webcam entlang des Flusses, wo oft Dutzende Braunbären auf Futtersuche gehen, spielte sich am Montagmorgen (Ortszeit) ein bitterer Kampf zwischen einem Weibchen (Kennung 402) und einem Männchen (469) ab. Zu sehen ist, wie sie minutenlang im Wasser miteinander ringen, sich beißen und mit ihren Krallen aufeinander losgehen. Nach einer Weile ist nur noch Exemplar 469 zu sehen, der die tote Bärin an Land zieht.
Solche tödlichen Zweikämpfe zwischen erwachsenen Bären seien selten, sagt der Naturkundler Mike Fitz, sichtlich schockiert, in einem Videochat mit zwei Rangerinnen auf der „Fat Bear“-Webseite. Streitereien um die Fischgründe endeten meist schnell und nur mit kleinen Verletzungen. „Es ist schwierig mit anzusehen, wie die Bärin um ihr Leben kämpft“, pflichtet die Parkhüterin Naomi Boak bei. Es gab Hinweise darauf, dass 469 den Kadaver verzehren wollte. Die getötete Bärin war erstmals 2001 als Jungtier im Katmai-Park aufgefallen. Sie brachte mindestens achtmal Nachwuchs zu Welt und war zuletzt 2023 als Kandidatin bei der „Fat Bear“-Wahl im Rennen.
Nach dem unerwarteten Todesfall wurde die für Montag geplante Vorstellung der zwölf Anwärter um einen Tag verschoben. Am Wahlauftakt (Mittwoch) hält der Park aber fest.
Der Wettbewerb will informieren
Der „Fat Bear“-Wettstreit soll über das Ökosystem und den Lebensraum der über 2000 Braunbären in der Region informieren und auf Gefahren, etwa durch den Klimawandel, aufmerksam machen. Das Gebiet hat mit die größten Braunbär- und Lachsbestände der Welt. Auf die kalorienreiche Kost sind die Pelztiere angewiesen, um mit diesen Fettreserven dann die monatelange Winterruhe ohne zu Fressen zu überstehen. Dabei verlieren sie rund ein Drittel ihres Körpergewichts.
In diesem Jahr seien die Lachszüge leicht verspätet gekommen und die Fische seien etwas kleiner gewesen, sagt Matt Johnson. Zudem sei der Sommer recht warm gewesen. Steigende Wassertemperaturen könnten die Lachsbestände gefährden, warnt der Ranger.
Mit Lachs anspecken
Lachse sind wahre Kalorienbomben und damit für Braunbären der perfekte Leckerbissen. Otis, ein mehrmaliger „Fat Bear“-Champion, sei dabei beobachtet worden, in gut fünf Stunden 42 Lachse zu verspeisen, erzählt Johnson. Je nach Größe könne ein Fisch bis zu 6000 Kalorien liefern.
Chunk, ein Männchen mit einem ausladenden Hinterteil, sei in diesem Sommer mit seiner Körperfülle aufgefallen, sagt der Ranger. Im vorigen Jahr brachte er nach Schätzungen rund 550 Kilo auf die Waage. Auch der mächtige Bär 747 mit dem Spitznamen Jumbo Jet hat gewöhnlich viele Fans. Doch nicht nur das geschätzte Endgewicht gibt bei dem Wettbewerb den Ausschlag. Auch andere Faktoren wie Fressverhalten, Temperament und Fischfang-Künste wiegen schwer. Wie geschickt fangen die Bären in den Stromschnellen Lachse, wie gut verteidigen sie ihren Standort?
Bei dem Beliebtheits-Wettbewerb legen sich Bären-Fans mit Kommentaren für ihre Lieblinge ins Zeug. Grundlage dafür sind Vorher-Nachher-Fotos der Kandidaten und Kandidatinnen. Nach der Winterruhe sind die Bären abgemagert, bis zum Herbst specken sie deutlich an.
Auf der Online-Plattform „Explore.org“ werden in der „Fat Bear Week“ täglich Bären zur Abstimmung präsentiert. Nach sechs Runden stehen sich im Finale dann nur noch zwei der ursprünglich zwölf Mitstreiter gegenüber.
Auch Jungbären haben eine Chance
Einen Nachwuchs-Gewinner gibt es jetzt schon. Vorige Woche richtete Katmai den „Fat Bear Junior“-Wettstreit mit vier pummeligen Jungtieren aus. Bärin Nr. 909, die schon vor zwei Jahren den Titel holte, fraß sich nun als knapp Vierjährige wieder ordentlich rund. Das Vorher-Foto von Anfang Juli zeigt einen mageren Vierbeiner mit struppigem Pelz, das Nachher-Foto aus dem September eine füllige Bärin.