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Finanzen Fast jede vierte Steuererklärung bearbeitet der Computer

Kam jemand macht sie gern - die Einkommensteuererklärung. Aber nirgendwo in Deutschland gibt es statistisch gesehen so schnell einen Steuerbescheid vom Finanzamt wie in Thüringen - auch dank Digitalisierung.

Von dpa 30.01.2024, 14:56
Ein Mann sitzt Zuhause am Esstisch und arbeitet.
Ein Mann sitzt Zuhause am Esstisch und arbeitet. Finn Winkler/dpa/Symbolbild

Erfurt - Der Anteil der Einkommensteuererklärungen, die automatisch in den Thüringer Finanzämtern bearbeitet werden, ist auf fast in Viertel gestiegen. Insgesamt waren es im vergangenen Jahr knapp 179.000 und damit 19.000 mehr als 2022, teilte Finanzministerin Heike Taubert (SPD) am Dienstag in Erfurt mit.

Das Gros der Fälle kam mit knapp 160.000 von Arbeitnehmern - der Anteil der automatisch bearbeiteten Fälle habe bei ihnen bei 30 Prozent gelegen. Der Steuerbescheid sei „ganz ohne personellen Eingriff erstellt“ worden. Ziel sei es, die Digitalisierung in der Finanzverwaltung weiter voran zu treiben, so die Ministerin.

Taubert: „Es wird so viel wie nötig geprüft.“

Es handelte sich bei den automatisch bearbeiteten Steuererklärungen in der Regel um Fälle, bei denen Finanzbeamte nicht eingreifen müssten, weil nur wenig von den Steuerpflichtigen steuersparend abgesetzt wurde oder weil die Angaben richtig und plausibel waren, sagte die Ministerin. „Es wird so viel wie nötig geprüft.“

Es gehe bei der Digitalisierung aber nicht nur um mehr Tempo, sondern auch darum, dass sich die Finanzbeamten stärker auf komplexere Steuerfälle konzentrieren könnten. „Wir wollen im Digitalbereich noch mehr machen“, sagte Taubert. Auch in der Finanzverwaltung deute sich mit zurückgehenden Ausbildungszahlen ein Fachkräftemangel an.

Steuerbescheid nach im Schnitt 48,5 Tagen

Beim Bearbeitungstempo hat Thüringen laut Taubert 2023 im Ländervergleich mit im Schnitt 48,5 Tagen pro Einkommensteuererklärung vorn gelegen. Das seien fast drei Tage weniger gewesen als 2022. Im Bundesdurchschnitt habe die Bearbeitungszeit pro Fall 56,6 Tage betragen. Taubert sprach von einer Kraftanstrengung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den zwölf Finanzämtern im Freistaat.

Insgesamt seien im vergangenen Jahr fast 765.000 Einkommensteuerfälle zu bearbeiten gewesen. Rund 533.000 kamen von Arbeitnehmern, etwa 232.000 von Gewerbetreibenden, Selbstständigen und Landwirten. Trotz der sinkenden Einwohnerzahl verringere sich die Zahl der Einkommensteuererklärungen nicht - sie steige eher, weil auch Rentner und Pensionäre ab einem bestimmten Einkommen dazu verpflichtet seien.

Steuersparen als „Schnäppchenjagd“

Taubert hat nach eigenen Angaben den Eindruck, dass das Absetzen von steuersenkenden Ausgaben bei einigen Thüringern wie eine Art „Schnäppchenjagd“ gesehen werde. „Das ist ein sehr verbreiteter Sport“, sagte sie. Die SPD-Politikerin sprach sich für Vereinfachungen im Steuerrecht aus - auch dadurch, dass geprüft werde, ob bestimmte Regelungen, die Steuerersparnis bringen sollen, nicht zu einem unverhältnismäßigen Aufwand führen. „Ich könnte mir Erleichterungen vorstellen. Aber keiner will gern etwas hergeben und möglichst viel steuerlich absetzen.“