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Fashion Week in New York Fashion Week in New York: Gesunde Knabbereien für magersüchtige Models

Von Carla S. Reissman 01.02.2007, 12:50
Sehr schlank - oder doch schon magersüchtig? Models des griechischen Designers Parthenis präsentieren im Oktober 2006 Mode in Athen. (Foto: dpa)
Sehr schlank - oder doch schon magersüchtig? Models des griechischen Designers Parthenis präsentieren im Oktober 2006 Mode in Athen. (Foto: dpa) ANA-MPA

New York/dpa. - Aber die bewunderten Models, seit Jahrzehnten zu Ikonen stilisiert, werden derzeit äußerst kritisch beäugt: Wie dünn ist zu dünn - und wie dünn ist tödlich?

Der Fall des brasilianischen Supermodels Ana Carolina Reston, die mit 21 Jahren an ihrer Magersucht starb, hat die Branche aufgeschreckt. Genauso tragisch war die Geschichte der 22-jährigen Luisel Ramos, die in Montevideo während einer Show mit Herzversagen zusammenbrach, nachdem sie kurz zuvor zwölf Kilo abgenommen hatte. Seitdem Italien und Spanien gegen magere Mädchen mobil machen, ist das Thema auch bei der amerikanischen Modeindustrie angekommen.

Die will nicht daran schuld sein, dass sich junge Mädchen zur«Parade von Skeletten» herunterhungerten wie es der italienischeModemacher Valentino Garavani formulierte. Drei Wochen vor demModespektakel gab deshalb der Council of Fashion Designers of America (CFDA), eine Vereinigung von 280 einflussreichen US-Modemachern mit Diane von Fürstenberg an der Spitze, eine Reihe von Richtlinien heraus. Für die so genannte «Gesundheits-Initiative» wurde lange darüber diskutiert, ob man ein Verbot für untergewichtige Models mit einem Body Mass Index (BMI - Verhältnis von Körpergröße zu Körperfett) von unter 18 einführen sollte, wie das Madrid exerziert. (Für die Weltgesundheitsorganisation ist ein BMI von 18,5 schon dieMarke für Untergewicht).

Am Ende zog sich jedoch der CFDA aus der Verantwortung. Man wolle keine Kontrolle ausüben, sondern das «Bewusstsein» für das Problem fördern, hieß es da. Manche Models seien schließlich von Natur aus dünn und Essstörungen seien sehr komplex und hätten oft einen psychischen oder sozialen Hintergrund. Konkret heißt das: Daran ist der Model-Job nicht schuld. Stattdessen gab der CFDA Empfehlungen. Magersüchtige Models sollten professionelle Hilfe bekommen und in Workhops über die Gefahren des Hungerns aufgeklärt werden. Backstage sollten genug gesunde Knabbereien zur Verfügung stehen. Außerdemdürften unter 16-Jährige gar nicht engagiert werden, und Models unter18 sollten nicht noch nach Mitternacht für Anproben zur Verfügungstehen müssen.

Ein striktes Verbot für knochige Models bei der Fashion Week inNew York gibt es also nicht. Das hätte wohl auch viele Mädchen (undihre Agenturen) arbeitslos gemacht, denn das durchschnittliche BMIfür amerikanische Top-Models liegt nach einer Untersuchung bei 16,3.So zeigte auch Cathy Gould von der Modelagentur Elite in Nordamerikazwar Verständnis für die Entscheidung von Madrid. Trotzdem sei derSchritt «ungeheuerlich und diskriminierend» für von Natur aussuperschlanke Models. David Bonnouvrier, Chef von DNA-Models siehtdas anders: «In der Modeindustrie sollte es um Schönheit und Luxusgehen, nicht um verhungerte Leute, die blass und krank aussehen»,sagte er in einem Interview mit der «New York Times».

Langsam aber sicher scheint die Botschaft auch anzukommen. «Wennman Knochen sieht und anfängt, die Rippen zu zählen, wird esalarmierend», sagte Linda Wells, Redakteurin des US-Magazins Allure.Und selbst Supermodel Jessica Stam drückte ihre Betroffenheit aus.«Es gibt viele Mädchen, die dünn und gebrechlich aussehen. Ich weißnicht, ob sie gesund sind oder nicht, aber ich finde das wederfeminin noch attraktiv», sagte die 20-jährige Kanadierin.

Trotzdem: Auch die Brasilianerin Reston wog mit ihrer Ernährungaus Tomaten und Äpfeln kurz vor ihrem Tod gerade noch 40 Kilo, undwurde so für den Armani-Katalog abgelichtet. Als ihre AgenturL'Equipe sie nach Hause schickte, war es zu spät. Wie viele von denMädchen auf New Yorks Laufstegen ein Problem mit ihrem Körper haben,werden die zahlreichen Stars, Trendsucher und Stylisten in der erstenReihe sicher nicht sehen. Aber vielleicht haben sie Zeit, sich dieAusstellung «Dangerous Beauty» (Gefährliche Schönheit) im Chelsea ArtMuseum anzuschauen. Dort wird in teilweise schockierendenInstallationen das manipulierte Schönheits-Ideal für den Massenkonsumkritisch unter die Lupe genommen. Wer hinein will, muss über ein Feldvon Badezimmer-Waagen laufen.