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Extra Extra: Viele Serienmörder in USA

Von Gabriele Chwallek 11.10.2002, 11:17

Washington/dpa. - Bei der Jagd nach dem Heckenschützen von Washington tappt die Polizei weiter im Dunkeln. Längst haben die Ermittller die Kriminalarchive durchforstet und frühere Fälle von Mehrfach-Morden mit der jetzigen Anschlagsserie verglichen. Das für die Fahnder frustrierende Ergebnis: Dieser Unbekannte, der nunmehr seit über einer Woche die Bevölkerung in Angst und Schrecken hält, passt in kein bekanntes Schema. Dadurch lassen sich aus den Persönlichkeits-Profilen früherer Täter auch keine Rückschlüsse auf den unbekannten Mörder ziehen.

Dabei ist die amerikanische Kriminalgeschichte nicht arm an Massen-und Serienmördern. Ted Bundy, John Wayne Gacy, «Son of Sam» David Berkowitz, «Atlanta child killer» Wayne Williams - das sind nur einige wenige Namen aus einem wahren «Kabinett des Schreckens». Allein diese vier Männer haben zusammen über 100 Menschen auf ihrem Gewissen. Sie alle wurden schließlich gefasst und verurteilt: zwei zum Tode, zwei zu lebenslanger Haft.

Amerikas Polizei teilt mehrfache Mörder in drei Kategorien ein: Massenmörder, Serienmörder und «spree killer». Letztere liegen Experten zufolge zwischen den beiden anderen Mördertypen. Wenn die Attacken aber weiter gehen, womit die Polizei rechnet, wird deutlicher werden, welche Erfahrungen aus der Vergangenheit genutzt werden können, den Täter einzukreisen. Früher oder später, meint der kriminaltechnische Verhaltensforscher Robert Ressler aus Virginia, wird der Täter klarere Hinweise darauf hinterlassen, ob er aus reinem Nervenkitzel handelt oder aus Spaß, Rache oder Geltungsbedürfnis.

   Massenmörder töten zahlreiche Menschen auf einen Schlag - wie etwa Richard Speck, der 1966 acht Schwesternschülerinnen in Chicago ermordete, oder James Huberty, der 1921 in einem kalifornischen Schnellimbiss 21 Personen erschoss, sowie George Hennard, dem 1991 in einer Cafeteria in Texas 22 Menschen zum Opfer fielen. Massenmörder litten häufig an Depressionen oder Wahnvorstellungen, erläutert Ressler. Ihre Taten würden meistens von einem «stressvollen» Ereignis wie dem Verlust der Arbeit oder eines Ehepartners ausgelöst.

   Serienmörder schlagen Ressler zufolge dagegen immer wieder zu, aber mit längeren «Abkühl-Pausen», die mehr als einen Monat dauern können. Zu dieser Kategorie zählt er beispielsweise John Wayne Gacy und Wayne Williams, die 33 beziehungsweise 29 Jungen und junge Männer ermordeten sowie Ted Bundy, der dutzende Frauen tötete, und David Berkowitz mit sechs Morden an fünf Frauen und einem Mann. Sie alle schlugen in den siebziger Jahren und in manchen Fällen über einen Zeitraum von rund 24 Monaten zu. Laut Ressler sind Serienmörder meistens Weiße. Zudem bevorzugen sie einen bestimmten Typ von Opfern zum Ausleben ihrer Fantasien.

   Der «spree killer» tötet Experten zufolge auch reihenweise, aber etwas impulsiver als der «klassische Serienmörder». Das heißt, wenn er töten will, wählt er seine Opfer «nach Zufall» aus: Diese sind jung oder alt, männlich oder weiblich und gehören jedweder ethnischen Gruppe an. Oft habe ihn etwas in Wut versetzt oder extreme Ablehnung bei ihm hervorgerufen. Die Gefühle seien aber nicht gänzlich unkontrolliert. Der Täter ist zu einer gewissen Planung fähig: Statt eines Amoklaufs zieht er eine Serie von Attacken in relativ kurzen Abständen vor, um seinen Zorn «ausleben» und sein Machtgefühl länger genießen zu können.

Viele Experten meinen, dass der Heckenschütze dieser dritten Kategorie am nächsten kommt. Aber gerade hier sind Beispiele aus der Vergangenheit besonders rar. Zu den wenigen Fällen gehören Charles Starkweather und Andrew Cunanan. Der 19-jährige Starkweather ermordete zunächst die Eltern und Schwester seiner 14-jährigen Freundin und flüchtete dann mit ihr. Innerhalb von acht Tagen tötete das Duo wahllos acht Fremde. Der Fall Cunanan sorgte international für Schlagzeilen, weil unter den Menschen, die er 1997 tötete, auch der Modeschöpfer Gianni Versace war.