Verbot von „Compact“ Experte: Reichweitenverlust für rechtsextreme Inhalte
Das Verbot von „Compact“ ist für das rechtsextreme Magazin einen harten Schlag. Wie kaum eine andere Publikation hatte es für Querdenker, Reichsbürger und rechte Milieus Bedeutung.
Magdeburg - Das Verbot des rechtsextremen Magazins „Compact“ bedeutet nach Ansicht von Rechtsextremismusforscher David Begrich aus Magdeburg einen enormen Reichweitenverlust für rechtsextreme Inhalte. Das Magazin sei eine wichtige Propagandaplattform für sogenannte Reichsbürger, Querdenker und rechte Milieus, sagte Begrich der Deutschen Presse-Agentur. Denn es gehe nicht nur um das Magazin an sich.
Frage: Welche Bedeutung hat das Magazin?
David Begrich: Man kann ohne Übertreibung sagen, dass sich „Compact“ zum wichtigsten und publikumswirksamsten Magazin im politischen Vorfeld der AfD entwickelt hat. „Compact“ ist sehr viel mehr als eine Zeitschrift. Es ist eine Propagandaplattform, eine Mobilisierungsmaschine und sehr viel mehr als das rein gedruckte Magazin. Daneben gibt es ein Sonderheftprogramm, Buchprogramm und die tägliche Nachrichtensendung auf Youtube.
Frage: Was bedeutet das Verbot?
Begrich: Man muss im Rechtsextremismus zwei Arten von Medien unterscheiden. Das eine sind Medien und Zeitschriften, die eher nach innen gerichtet sind. Als Selbstverständigungsorgane des politischen und ideologischen Kernbereichs. Hier wird eher Theorie-Arbeit geleistet. Und dann gibt es diese nach außen gerichteten Publikumspublikationen. Und da war „Compact“ sicher das größte. Das Verbot bedeutet einen extremen Reichweitenverlust für rechtsextreme Inhalte.
Frage: Welche Gruppen hat das Magazin angesprochen?
Begrich: Das war für alle Gruppen im Bereich der „Reichsbürger“, Querdenker oder Corona-Leugner. Das ist ein sehr heterogenes Milieu rechter, esoterischer und extremistischer Gruppen. Einen Aspekt dürfen wir nicht vergessen: „Compact“ war lange ein zuverlässiger Multiplikator russischer Propaganda. Schon 2010/2011 wurde, lange vor dem Ukraine-Krieg, die Weisheit Putins gelobt. Allerdings hat der Versuch, so eine Querfront-Organisation von links bis rechts zu sein, nicht funktioniert. Das war auch der Grund, warum „Compact“ den Anschluss an die AfD gesucht hat.
Zur Person: David Begrich ist bei der Arbeitsstelle Rechtsextremismus von Miteinander e.V. in Magdeburg tätig.