Eurovision Song Contest Eurovision Song Contest: Norwegen räumt beim Grand Prix in Moskau ab

Moskau/dpa. - Deutschlands Beitrag war einmal mehr nicht der große Knaller beim Eurovision Song Contest (ESC). Die Striptease-Künstlerin Dita von Teese mit ihrer Reiterpeitsche und der drahtige US-Sänger Oscar Loya vom Typ Latin-Lover brachten die Fans in Moskau beim 54. ESC-Finale nicht so recht in Wallung. Die ernüchternde Bilanz: Platz 20 von 25 - aber immerhin nicht Schlusslicht wie die NoAngels im Vorjahr. Als Strahlemann des glamourösen Abends in derOlympia-Halle der russischen Hauptstadt stellte der norwegischeTeufelsgeiger Alexander Rybak mit «Harry Potter»-Charme alleInterpreten in den Schatten.
Der 23-Jährige holte mit dem Siegertitel «Fairytale» über seinganz persönliches Märchen von der ersten Liebe das beste Ergebnis inder Geschichte des internationalen Musikwettbewerbs. Satte 16 Malerhielt der gebürtige Weißrusse, der dem Publikum nach der Show aufRussisch dankte, die Höchstwertung von zwölf Punkten. Das waren 387Zähler insgesamt und damit mehr als das Zehnfache der Wertung für dasdeutsch-amerikanische Duo Alex Swings Oscar Sings!, das mit dem Titel«Miss Kiss Kiss Bang» nur auf 35 Punkte kam - vor allem dank Litauen,Slowenien und Norwegen.
«Der Sieg ist total verdient. Der Typ ist Weltklasse!», lobte derHamburger Produzent Alex Christensen vom Grand-Prix-Duo den Auftritt.Der Autor des erfolgreichen Songs «Du hast den schönsten Arsch derWelt» will nun weiter das Rätsel knacken, wie die begehrten zwölfPunkte zu kriegen sind. «Wir haben alles gegeben, mehr ging nicht»,sagte der 42-Jährige nach der Niederlage.
Der Saal mit einer riesigen Glasbühne, einer 2000 Quadratmetergroßen Videofläche und 20 000 Zuschauern kochte, als der frühereLandsmann Rybak mit seiner Violine zu dem Folklore-Popliedaufspielte. «Ich weiß, dass viele eine bessere Stimme haben als ich,aber mein Trumpf ist, dass ich es liebe und weiß, Geschichten zuerzählen», sagte der gebürtige Minsker vor seinem Auftritt in Moskau.Da machte es auch nichts, dass ihm eine Geigensaite riss - und amEnde im Jubel der Siegerpokal zu Bruch ging.
Zum ersten Mal seit Jahren gab es keinen Streit um den Sieger, wieihn etwa der russische Vorjahresgewinner Dima Bilan («Believe»)erlebte. Wohl auch, weil nun erstmals seit 1996 wieder flächendeckendJurys neben dem Televoting zum Einsatz kamen, verstummte dieDiskussion darüber, ob sich befreundete Nationen gegenseitig bei derAbstimmung die Punkte zuschusterten. Allerdings konnte das inDeutschland kaum gespielte Lied «Miss Kiss Kiss Bang» allem Anscheinnach auch die Juroren im Ausland nicht überzeugen.
Dabei hatten sich Dita, Oscar und Alex mit ihrer swingig-frivolenVarieté-Show im Hamburger «Reeperbahn»-Flair mächtig ins Zeug gelegt.Bei Deutschlands größter Grand-Prix-Party auf St. Pauli lobteARD-Fernsehmoderator und Musiker Thomas Anders den Auftritt. AuchSchlagerbarde Guildo Horn, einst selbst Grand-Prix-Teilnehmer unddiesmal Jury-Mitglied, pflichtete bei. «Sie haben sich Mühe gegeben,es war kein schiefer Ton dabei», spielte er auf den letzten Platz fürDeutschland der No Angels im vergangenen Jahr an.
Die von Russland mit viel Pomp, Akrobatik und farbenprächtigenShoweffekten gestaltete Show war zwar mit einer Einschaltquote vondurchschnittlich 31,1 Prozent das deutsche Fernsehereignis desAbends, wie Thomas Schreiber, ARD-Koordinator Unterhaltung, sagte.Dennoch sei das Moskauer Ergebnis für das «exzellente Team» eineEnttäuschung. «Für uns heißt das: Wir müssen beim Eurovision SongContest radikal neue Wege gehen.»
Deutsche Fans in der Olympia-Halle sahen es als Nachteil an, dasssich die «großen Vier», darunter neben Deutschland auch Frankreich,Spanien und Großbritannien, im Gegensatz zu den meisten der 42Teilnehmerländer nicht in den Halbfinals qualifizieren mussten. «Ichglaube, dass der eigentlich ganz peppige Song einfach zu wenigbekannt war bei der Abstimmung», meinte Grand-Prix-Fan Bernd Mildeaus Leipzig in der Halle.
Frankreich hatte mit Sängerin Patricia Kaas und ihrem emotionalenChanson zudem ebenso einen internationalen Star aufgeboten wieGroßbritannien mit dem US-Musicalkönig Andrew Lloyd Webber (61,«Phantom der Oper»), der die junge Sängerin Jade Ewen am Klavierbegleitete.