Eurovision Song Contest Eurovision Song Contest: Gegen die Tanzshow aus Ukraine hatte Max keine Chance

Istanbul/dpa. - Mit einem wilden, feurigen Tanz hat die Ukraine den Eurovision Song Contest am Samstagabend in Istanbul durcheinander gewirbelt. Die Sängerin Ruslana Lyschitschko, in ihrer Heimat längst ein Kultstar, holte mit ihrem Song «Wild Dance» und einer perfekten Tanzshow, bei der auch knallende Peitschen und lodernde Flammen nicht fehlten, die europäische Musikkrone erstmals in die Ukraine. In Lendenschurz und luftiger Lederkluft ließ sie nebenbei «unseren» Max eher blass erscheinen. Die deutsche Grand-Prix-Hoffnung aus Waldshut-Tiengen im Schwarzwald und sein Mentor Stefan Raab legten einen guten Auftritt hin und mussten sich dennoch mit Rang acht begnügen.
Der Sieg der Ukraine beim 49. Song Contest markiert vor allem denVorstoß der Länder aus dem Südosten des europäischen Kontinents ineine Pop-Domäne, die bislang vornehmlich den angelsächsischen undskandinavischen Ländern im Norden und Westen vorbehalten schien.Einen fulminanten Erfolg feierte auch der noch stärker folkloristischgeprägte Beitrag aus Serbien-Montenegro. Das mit Trommeln, Flöte undVioline ebenso rhythmische wie melodiöse Lied «Lane Moje» eroberteüberraschend Platz zwei. Den dritten Platz holte für Griechenland derWettfavorit Sakis Rouvas («Shake it!»), der seinen vor Dynamikstrotzenden Auftritt mit Sirtaki-Einlagen würzte.
Zudem katapultierte das kleine Albanien bei seiner allererstenGrand-Prix-Teilnahme die erst 17 Jahre alte Anjeza Shahini mit ihremSong «The Image Of You» auf Rang sieben. Was die Kandidaten aus derUkraine, Serbien, Albanien und Mazedonien, das mit seinemChartstürmer Tose Proeski als viertes Land aus dem Südosten in dieTop Ten kam, vereinte: Alle vier hatten sich erst im Halbfinale amMittwoch für die Endrunde qualifizieren müssen.
Der 22-jährige Max, von Stefan Raab binnen weniger Wochen vomunbekannten Abiturienten zum Grand-Prix-Mitfavoriten aufgebaut,schien nach dem Wettbewerb ein wenig enttäuscht: «Ich musste micherst ein bisschen an den achten Platz gewöhnen, aber ich komme damitzurecht.» Er hatte sich selbst einen Platz unter den ersten Fünferhofft. Dennoch hat Max mit seinem achten Rang für Deutschland einwenig Boden gut gemacht, nachdem Komponist Ralph Siegel mit seinenSchützlingen Corinna May und Lou zuletzt die Plätze 21 und 12 belegthatte. Stefan Raab selbst hatte allerdings im Jahr 2000 mit seinemBlödelsong «Wadde hadde dudde da» den fünften Platz erobert.
Am Auftritt von Max vor dem Millionen-Publikum der live in 41Ländern ausgestrahlten Mega-Fernseh-Show gab es nichts zu mäkeln: Ertrug seine von Raab geschriebene Soul-Ballade «Can't Wait UntilTonight» gewohnt gekonnt vor und blieb seiner Linie treu: Ohne vielSchnickschnack, im schwarzen Pulli und mit dunkler Jeans saß er aufeinem Barhocker und konzentrierte sich voll auf seinen Song - undöffnete zuweilen sogar die ansonsten meist zusammengekniffenen Augen.Einziger Schmuck war eine Halskette - ein Talisman von seinerFreundin. Begeisterter Beifall brandete auf, als Max am Ende beieiner Textzeile vom Englischen ins Türkische wechselte.
Doch anscheinend reicht es nicht, beim Grand Prix einen guten,internationalen Popsong perfekt darzubieten - mehr und mehr scheinendie Zuschauer das Besondere zu wollen: Folkloristische Einlagen,wilde Tanzelemente oder ausgefallene Kostüme. Die dreistündige Live-Show in der Abdi-Ipekci-Halle, von der Türkei souverän in Szenegesetzt, lebte geradezu von der Vielfalt: Von ruhigen Balladen überPunk bis hin zu folkloristischen Tanznummern war alles dabei.
Dennoch hat Deutschland international einen Schritt nach vorngemacht und sich meilenweit von seiner Schlager-dominierten Grand-Prix-Geschichte entfernt. Das beweist auch ein Vergleich mit dem vonAltmeister Siegel für Malta produzierten Song «On Again ... OffAgain»: ein neckisch-freches Liebesliedchen im Musical-Stil, dasobwohl in Englisch gesungen altbacken-deutsch klang. Mit dem DuoJulie & Ludwig landete Produzent Siegel nur auf Platz zwölf - diedeutschen TV-Zuschauer gaben Malta keinen einzigen Punkt. So konnteRaab nach der Sendung in Anspielung auf seinen Konkurrenten denn auchwitzeln: «Mein Favorit war Malta.»