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Eurovision Song Contest Eurovision Song Contest: Die Königin von Europa

Von Martin Weber und Merle Sievers 10.05.2014, 18:21
Das Trio Elaiza haben einen soliden Auftritt absolviert.
Das Trio Elaiza haben einen soliden Auftritt absolviert. AFP Lizenz

Der österreichische Travestie-Star Conchita Wurst hat den Eurovision Song Contest (ESC) gewonnen. Conchita Wurst konnte sich in der Nacht zum Sonntag klar vor den Niederlanden und Schweden durchsetzen und damit zum ersten Mal seit fast fünfzig Jahren die europäische Gesangskrone nach Österreich holen. Vor dem Travestie-Künstler Tom Neuwirth hatte bislang nur Udo Jürgens den Musikpreis für Österreich gewinnen können.
Deutschland spielte wie erwartet keine Rolle bei der Vergabe der Spitzenplätze. Die Frauen-Band Elaiza landete auf Platz 18, was nur eine minimale Verbesserung gegenüber dem 21. Platz von Cascada vor einem Jahr bedeutete. (afp)

Wie der Eurovision Song Contest in Kopenhagen verlaufen ist, wer und was die Hoch- und Tiefpunkte markierte, können Sie in unserem Liveticker vom Abend nachlesen:

00.36 Uhr Conchita Wurst hat ihren Siegertitel noch einmal gesungen und ist jetzt erst einmal fertig mit der Welt - so fassungslos kann Glück machen. Schön, so etwas zu sehen. Und noch schöner zu sehen, dass in einem Europa, in dem erschreckend viele Länder politisch immer mehr nach rechts rücken und sich zunehmend homophob gebärden, ein schwuler Mann gewinnt. Ein schwuler Mann, der sich in einem Glitzerfummel pudelwohl fühlt und sein Outfit mit einem Vollbart garniert. Aufrecht und stolz. Und der zweite Platz für die Niederlande mit ihrem feinen Countrypop-Song geht auch in Ordnung. Und, ach ja, Elaiza sind auf Platz 18 gelandet. Vielen Dank fürs Mitlesen, good night and good luck sagen Merle Sievers und Martin Weber.

00.24 Uhr:Es steht fest! Conchita Wurst ist nicht mehr einzuholen. Europa ist für eine Überraschung gut - immer wieder.

00.15 Uhr Wenn man sehen möchte, wie Kajal im Freudentränenmeer aussieht: Einfach mal ins das Gesicht von Conchita Wurst gucken.

00.04 Uhr Ach, wenn doch nur alle Länder eine Helene Fischer zur Punkteverkündigung hätten! Zwölf Punkte für die Niederlande aus Deutschland. Mehr als die Hälfte haben bisher abgestimmt, auf Platz eins aktuell: Conchita Wurst. Was wir am Desk dazu sagen? Wien ist immer eine Reise wert.

00.01 Uhr Abstimmen dürfen alle teilnehmenden Länder - also auch die, die in den beiden Halbfinals ausgeschieden sind. Man hilft ja, wo man kann, Merle.

23.59 Uhr Achtung, Anfänger-Frage: Warum dürfen Litauen und Lettland abstimmen? Die sind doch gar nicht angetreten heute Abend...

23.54 Uhr Die Frau, die die Punkte von Russland verkündet, hat mindestens ein Drittel ihres Lebens auf der Sonnenbank verbracht. Und erntet in der Halle in Kopenhagen Buhrufe. Nicht wegen Münzmalle, eher wegen Putin.

23.50 UhrVerwirrung am Desk. Bislang völlig unterschiedliche douze points. Kein Trend absehbar. Naja, Schlusslicht ist derzeit Frankreich.

23.45 Uhr Die Punkteverkündungen gehen los. Die ersten 12 Punkte aus Aserbaidschan gehen nach Russland. No Surprise.

23.39 Uhr Gespräche über Lieblingskuchen, die Vorjahressiegerin mit "Teardrops" und allerlei Geplänkel - es zieht sich jetzt etwas. Bitte wähle jetzt, du alte Tante Europa.

23.29 Uhr Ich hab dann grad noch mal angerufen. Und ein Pizza-Taxi für die dänische Moderatorin bestellt. Die ist so dünn wie ein Bleistift.

23.12 Uhr: Mein ESC-Anfängerin-Herz schlägt ebenfalls für Conchita Wurst und natürlich für die finnische Boyband. Und den polnischen Waschweibern würde ich auch einen Punkt geben- aus Mitleid. Damit die Damen sich irgendwann vielleicht mal eine Waschmaschine und was zum Anziehen leisten können. Was Richtiges, aus Stoff oder so.

23.07 Uhr Maximal 20 Anrufe kann man machen. Zehn von mir gehen raus an die Niederlande, die anderen zehn bekommt Conchita Wurst. Und deine, Merle?

23.02 Uhr Großbritannien: Molly Smitten-Downes mit „Children Of The Universe”

Ein Name wie aus einem Rosamunde-Pilcher-Film: Molly Smitten-Downes. Klingt leicht überkandidelt. Ist der Song leider nicht. 08/15-Nummer. Und das aus dem Mutterland des Pop. Text ist mit dem Einfaltspinsel gemalt. „Standing at the edge.” Puuuh. „Power to the people“. Gääähn. Muss man noch nicht mal Englisch verstehen, um das schlicht zu finden. Was Vorjahres-Kandidatin Bonnie Tyler jetzt wohl gerade macht? Wir vermuten stark: ihre Haare.     

Gute Stimme, erinnert mich ein wenig an Duffy. Aber die ist ja inzwischen auch weg vom Fenster. Tja, schade Schokolade.

23.00 Uhr San Marino: Valentina Monetta mit „Maybe“

Claydermanesker Beginn. Geht weiter als klaviergetriebene Ballade. Endet als Eurodiscotrash. Logo, da kann nur ein alter Recke am Werk sein, der’s ganz modern meint. Ralph Siegel, der Nicole-ein-bisschen-Frieden-Erfinder. Für viele der Stafford Terrier unter den Komponisten. Hat sich wie kein anderer in diesen Wettbewerb verbissen. Ist zum gefühlt zum 243. Mal insgesamt und zum tatsächlich dritten Mal für San Marino dabei. So ein kleiner Staat kann sich halt nicht wehren. Die Bühnenperformance: irgendwas mit Schmetterling. Immerhin hüpft DJ Bobo nicht noch aus der Kulisse.

Ohhh, sie steht in einer Mupfel. Mach doch einer gerade mal den Deckel zu bitte.

22.56 Uhr Egal, wann wir losreiten, Merle - ich bin auf jeden Fall pünktlich. Bin immer noch ganz hin und weg von dem Beitrag aus den Niederlanden. Wiederhole mich da gerne: Bester Song des Abends.

22.52 Uhr Niederlande: The Common Linnets mit „Calm After The Storm“

Mann und Frau stehen sich gegenüber. Singen sich an. Zwei Gitarren, zwei Stimmen, ein wunderbarer Song. Countrypop aus den Niederlanden. Spektakulär unspektakulär dargeboten. Sie in Weiß, er in Schwarz. Duett de luxe, June Carter Cash und Johnny Cash hätte das gefallen. Und unsere Seelen grinsen auch im Kreis. Ein Song, ein richtig guter Song. Beim ESC in der Version 2014 bisher der beste. Wunder gibt es immer wieder.

Aha, ich sehe, du hast deinen Favoriten. Ja, mir gefällt's auch ganz gut. Los Martin, morgen tauschen wir unsere Wohnwagen gegen Westernpferde und reiten davon - auf in die holländische Prärie.

22.49 Uhr Dänemark: Basim mit „Cliché Love Song”

So ein ESC ist teuer. Deshalb will das Titelverteidigerland immer eins: auf keinen Fall schon wieder gewinnen. Könnte klappen mit dem Song. Basim als Strandbar-Version von Bruno Mars. Oder doch eher als Quietscheentchen auf Ecstasy?  

Scoobie, doobie, dap, dap, dei.... Also mein Ohrwurm sitzt. Kannste sagen was du willst.

22.45 Uhr Malta: Firelight mit „Coming Home“

Kommt auch direkt aus dem Kopierwerk. Neofolk von der Mittelmeerinsel Malta. Besser gesagt: Maltaford & Sons. Glasklar abgekupfert von Mumford & Sons aus England. Und so fröhlich und unbedarft wie die isländische Kindergarten-Neofolk-Fraktion von Of Monsters And Men. Ein Lied, so lustig wie ein Happy Hippo. Leicht operettenhaft: Der Gesang von der Frau am Klavier.   

Notiz: Keine hautengen, weißen T-Shirts für muskelbepackte Männer. Nie. Nicht mal für Front-Hippos.

22.42 Uhr Einfach mal so zwischendurch, bitte nicht verwechseln: Damon Albarn, Peter Urban, Dr. Alban. Vielen Dank.

22.40 Uhr Ungarn: András Kállay-Saunders mit „Running“

Guttenberg-Faktor: wieder mal vorrätig. Zum Beweis geht’s hier entlang bitte.

Hat ein ernstes Thema, der Song. Kindesmisshandlung. Mag man dazu (Ausdrucks-)Tanz und eine Bühnenperformance sehen? Schwierig. Und das nicht nur im ESC-Kontext.

22.37 Uhr: Schweiz: Sebalter mit „Hunter Of Stars“

So könnte es aussehen, wenn Oberkellner eine Band gründen. Der Song: Fängt mit einem Pfeifen an, dann wird gesungen, später eine Alexander-Rybak-Gedächtnisgeige. Den wird’s womöglich freuen, und den Flötenschlumpf vielleicht auch. Nur schade, dass Ilse Werner das nicht mehr miterleben kann. Was die Pyroeffekte am Anfang sollten? Keinen blassen Schimmer.

Hallooooooo optischer Höhepunkt des Abends. Mit diesem Oberkellner würde ich auch mal Sterne fangen gehen.

22.34 Uhr Das war sie, die Geschmacksrolltreppe abwärts. In der spanischen Version. Zum Glück bringt Merle gerade Toffifee ins Spiel.

22:33 Uhr Spanien: Ruth Lorenzo mit „Dancing In The Rain”

Klassiker im ESC-Kontext: die Powerballade. Ein Wolkenvomhimmelsinglied. Und die Erkenntnis: Sirenen gibt es nicht nur auf Hausdächern. Sondern auch auf der ESC-Bühne. Immer wieder. Wellenförmige Schwanengesänge. An dieser Stelle übrigens schöne Grüße an Jennifer Rush, die großer alte Dame der Powerballade. Nur echt mit hochtoupierter Frise. Eh klar. 

Zustimmung, lieber Martin. Auf ganzer Linie. Aber wo bleibt der Konfettiregen, wenn man ihn mal braucht? Oder richtiger Regen. Bei dieser Nummer wäre er immerhin angebracht gewesen. Ach, ich weiß wieso: Regenschauer hätte die Frise nicht mitgemacht.

22.30 Uhr Hast du da gerade etwas verliebt mitgezappelt, Merle? Waren aber auch süß wie Mäusepeck, diese Finnen. Wenn nur die Musik nicht gewesen wäre.

22.29 UhrFinnland: Softengine mit „Something Better“

Ach Gottchen, ja: Rock von einer Boyband. Bisschen Muse, bisschen HIM, bisschen Coldplay – und fertig ist die Laube. Und für den Refrain haben sie eine Tüte „Os“ gekauft. Zu Risiken und Nebenwirkungen von „Ohoohoohoo“ bitte Chris Martin fragen. Harmlos. Nett und süß. Und sehr egal.

Pffft, dir vielleicht. Die sind doch ganz schnuckelig, die Jungs. Ein bisschen grün hinter den Ohren, das gebe ich zu. Aber da ist Potenzial... auch musikalisch.  

22.25 Uhr Nein. War kurz eingenickt und mit dem Kopf auf die Tastatur geknallt. Alles gut, nix passiert. In Kopenhagen mit Slowenien, und hier am Desk auch.

22.23 Uhr Slowenien: Tinkara Kovač mit „Spet (Round And Round)“

Oh, Slowenien. Schon vorbei. Erinnere mich nur an die Querflöte als Aufmerksamkeitsrequisite. Und du, Merle?

Hm? Sorry, hast du gerade was gesagt?

22.19 Uhr Italien: Emma Marrone mit „La Mia Città”

Caesar lebt, er ist auferstanden - als Frau. Die Dame, die da gerade für Italien auf der Bühne steht hat 2012 das Sanremo-Festival gewonnen. Ist also weltberühmt in Italien. Klingt aktuell nach modernem Rockröhrentum: wetterfeste Gitarren und Dancebeats. So was kommt dabei rum, wenn Gianna Nannini und Lady Gaga sich ein Dolomiti-Eis teilen.  

Ich finde Caesar gar nicht schlecht, hat Drive die Nummer. Vom Text verstehe ich zwar kein Wort, aber klingt toll. Salve!

22.15 Uhr Russland: The Tolmachevy Twins mit „Shine“

17 Jahr, blondes Haar. Sogar in stereo. Aus Russland wippen für uns: Die Tolmachevy-Zwillinge. Beziehungsweise, more international: The Tolmachevy Twins. Irre, die Haarentknotungs-Nummer. Extensions oder Echthaar?, das ist hier die Frage. Ansonsten viel Windmaschine, eher wenig Stimmen. Der Song eine gute 5, für die Artistik eine schwache 3. Immerhin. Kamen beim ersten Halbfinale nicht gut an beim Publikum, die russischen Teenager. Jubel, aber auch wieder Buhrufe. Putins Russland – eindeutig gerade europaweit kein Hit.

22.12 Uhr Frankreich: Twin Twin mit „Moustache”

Ha! Hier wird geguttenbergt, dass es knallt. Kann man auch „Schavanismus“ zu sagen. Das Original: Stromae, der Belgier mit afrikanischen Vorfahren und dem Song „Papaoutai“. Starker Plagiatsverdacht bei „Moustache“. Noch unentschieden, was einen mehr anschreit. A) Die Knallbonbonfarben der Männer mit Bartwuchswunsch. Oder B) das Lied. Stromae ist jedenfalls ein Chansonnier mit Autoscooter-Zertifikat. Dafür reicht’s bei Twin Twin nicht.

Mein Tipp zur Erlangung der Glückseligkeit für TwinTwin: Einfach das Kraut und Rüben auf dem Kopf abschneiden und ins Gesicht kleben. Fertig ist der Moustache.

22.08 Uhr Schweden: Sanna Nielsen mit „Undo“

Das Pop-Land, in dem Abba zu Hause sind. Die Cardigans. Und, hot und fresh, Robyn. Nicht zu vergessen: Neneh Cherry. Und jetzt das. Hochleistungssingen. Das Kleid ein Wohnzimmerdeckchen-Patchwork? Musik und Textiltapete zusammen so aufregend wie ein Stuhlkreis beim Evangelischen Kirchentag. 40 Jahre nach Abbas „Waterloo“ ist das hier eher eins im Sinne Napoleons. Trotzdem: Favoritin bei den Wettbüros.    

Ich finde, du tust Frau Nielsen (zumindest optisch) Unrecht. Das Kleid ist super, sie kann’s tragen. Der Song hat einen Tick zu viel Weltuntergangs-Dramatik. Aber sonst...

22.05 Uhr Das Spektakulärste am Auftritt von Elaiza: Er war unspektakulär. Lässt uns hier am Desk mehr als nur ein bisschen ratlos zurück.

22.02 Uhr Deutschland: Elaiza mit „Is It Right“

Jetzt aber. Elaiza. Schunkelselige Folkpop-Nummer mit slawischer Sättigungsbeilage. Ein Festival der Gemütlichkeit. Aber auf jeden Fall: sympathisch, freundlich. Wirken geerdet wie Straßenmusiker. Das Spektakulärste an den drei Damen: dass sie vollkommen unspektakulär sind. Sängerin Ela hat polnisch-ukrainische Vorfahren – ob das für ein paar Extrapunkte aus diesen Ländern sorgt?

Schön, solide, nett. Aber ob das reicht? Ich weiß ja nicht.

21.58 Uhr Österreich: Conchita Wurst mit “Rise Like A Phoenix”

Huch, hat Harald Glööckler abgenommen? Und singen kann er auf einmal auch. Ist natürlich nicht Glööckler. Sondern  alles hat ein Ende, nur Conchita Wurst alias Thomas Neuwirth hat zwei. Und was für welche (ab jetzt keine „Wurst“-Wortspiele mehr – versprochen!). Steht im hautengen Kleid so stolz da wie die Freiheitsstatue. Grandiose Gesangsleistung, Shirley-Bassey-verdächtig. Pompöses Lied, könnte ohne Weiteres der Titelsong eines James-Bond-Films sein. Große Travestiekunst, Gender Bender de luxe. Selten – ach was: nie – sah ein schwuler Mann, der sich gerne als Frau verkleidet, mit Damenvollbart besser aus. Möge die homophobe Bande sich schämen. In Weißrussland und im Rest der Welt.

Ich erstarre vor Ehrfurcht. Was für eine Stimme, was für ein Kleid, was für eine Show, ganz ohne Rhönrad, Trapez und Waschweibern. Ich lasse mir auch einen Bart wachsen. Sofort.

Genauso grandios gesungen wie im Halbfinale. Großer Jubel in der Halle in Kopenhagen. Wenn das nicht für die Top drei reicht, weiß ich's auch nicht.

21.55 Uhr Griechenland: Freaky Fortune feat. Risky Kidd mit „Rise Up“

Ein Land singt sich aus der Krise. Beginnt als Trauermarsch, wird dann zum technoiden Stampfer. Ein Song als musikalischer Ganzjahresreifen. Die stumpfen Beats funktionieren sommers am Ballermann und winters in Ischgl.

Und sparsam sind sie, die Griechen: Ein Beat reicht für drei Minuten. Sollte es mehr Musik mit Trampolinspringern geben? Unbedingt! Wenn’s von der Musik ablenkt. Kurze Frage an David Guetta: Remix schon in Arbeit?

21.52 Uhr Och, die Polen. Frühestens frei ab 18. Und nö, Merle: Wenn die Erotik einem so offensiv und schnell entgegenkommt wie ein ICE, ist das eher langweilig.

21.50 Uhr Polen: Donatan & Cleo mit „Slavic Girls“

Zwei Frauen mit großen Brüsten. Und Dekolletés, die keinen Platz für Geheimnisse lassen. Eine Busenoffensive arbeitet am Waschzuber, die andere stampft Butter. Beides eindeutig zweideutig. Amateursoftporno oder doch ein ironisches Statement zur (Haus-)Frauenlage in Polen? Und weit und breit keine Alice Schwarzer, die einem mal fix erklärt, was man davon zu halten hat. Die Musik: Pop, HipHop, Ballerbeats. Nicht nur nebensächlich, sondern egal. Sex sells. Hauptsache.

Ach komm Martin, als ob dich das wirklich stören würde. Die Damen bringen doch auch dein „hot slavic Blood“ zum kochen. Und selbst ich als, naja einzig weibliche und damit wohl Alice-Schwarzer-Vertretung an diesem Abend, muss sagen, dass ich mich bestens unterhalten fühle. Man(n) kann einfach nicht glauben, dass da wirklich gerade auf der Bühne passiert.  Ich schwöre: An diese Nummer werden sich die AnrufER auch am Ende der Sendung noch erinnern.

21.50 Uhr Musikkenner Martin kündigt an: „So jetzt kommt Polen. Das bedeutet Mopsalarm!“ Und zack, versammeln sich alle männlichen Kollegen des Spätdienstes um den Fernseher. War klar.

21.45 Uhr Montenegro: Sergej Ćetković mit „Moj Svijet“

Vor Glückseligkeit hyperventilieren? Bei diesem Lied: leider nein, leider gar nicht. Aber die Rollschuhprinzessin, die ist echt toll. Sieht aus, als würde sie Schlittschuhlaufen. Lenkt auch super von der Musik ab. Jetzt noch eine Einrad fahrende Katze dazu, und man wäre vollkommen abgelenkt vom Gesang. Fun Fact für Technik-Freunde: Der Boden unter der Rollschuhprinzessin sieht aus wie ein iPad in XXL. Echt State of the Art, diese Bühne in Kopenhagen. Vorsprung durch Technik. 

Stimmt. Sogar ich gucke bei dieser Nummer lieber auf die rollende Tanja Szewczenko als auf den Typen.

21.43 Uhr Angeblich einer der Favoriten, der Armenier. Warum nur, warum?

21.42 Uhr Armenien: Aram Mp3 mit „Not Alone“

Keine Regel ohne Ausnahme. No jokes with names geht hier nicht. Aram Mp3 nennt sich der Künstler. Hätte im vordigitalen Zeitalter womöglich Kassettendeck C90 geheißen. Singt im Gehrock, hat aber Haare auf dem Kopf. Rasierunfall und Kerzen: Fehlanzeige. Ist also doch nicht Der Graf alias Unheilig. Sondern eben Aram Mp3. Fängt mit Klavierantrieb an, dann lange Emotionssprungschanze. Endet mit Pyrotechnik, Gegeige und Dubstep. Um mit Grönemeyer  zu fragen: Was soll das?

Jetzt wirst du aber gemein. Ok, das puff paff drumherum hätte ich auch nicht gebraucht. Aber davon abgesehen finde ich Aram ganz... cool. Bisschen viel Hundeblick vielleicht. Aber die kratzige Whisky- und Zigarren-Stimme ist sexy, bestimmt hat er vorher bei den Rumänen genippt, der Gute.

21.39 Uhr Rumänien: Paula Seling & Ovi mit „Miracle“

ESC-Wiederholungstäter. Haben sich 2010 auf Platz drei gesungen. In Oslo waren die beiden ruhiger unterwegs, dieses Jahr gibt’s eine Eurodance-Nummer. Dafür neun von zehn Punkten auf der DJ-Bobo-Skala. Für die völlig sinnlose (und deshalb absolut ESC-würdige) Idee mit dem Kreisklavier: zwölf von zehn. Oder so. Ein Bier für den Mann am Kreisklavier. Oder, Merle?

Naja, eher ein Slivovitz oder sonst irgendeinen Balkanschnaps. Irgendwas mit ordentlich Umdrehung auf jeden Fall.

21.35 Uhr Der Norweger. Ein ganzer Kerl. Ein sensibles Seelchen. Hast du Taschentücher dabei, Merle? Mehr als eine Träne, nicht nur im Knopfloch.

Ach komm, du Heulsuse. Bist doch sonst nicht so zart besaitet? Zieh dir deinen gelben Anzug an und schon scheint die Sonne wieder in deiner kunterbunten ESC-Welt.

21.33 Uhr Norwegen: Carl Espen mit “Silent Storm”

Eine sensible Seele, gefangen im Körper eines harten Rockers. Armwärts schön durchtätowiert, der Carl Espen. Beohrringt. Männerohrringe sind aber schwer 90er. Stilechter wären Flesh Tunnel. Ballade mit Klavierantrieb, so karg wie hübsch.

Also für einen Silent Storm ist er ganz schön laut. Aber gut, wer in seiner Vergangenheit als Schreiner wahrscheinlich ständig gegen Stichsägen und große Maschinen anbrüllen musste, dem darf man ein lautes Organ auch zugestehen.

21.29 Uhr Ich will auch so einen kanarienvogelwilden Anzug. Meinst du, Gelb steht mir. Merle?

21.27 Uhr Island: Pollapönk mit “No Prejudice”

Huch, die Teletubbies gibt’s auch ohne Antennen. Dafür aber mit Bärten. Herrlich, diese Bartwuchsbande aus Island. Knallbonbonbunte Anzüge. Und ein Rocksong mit Singalong-Charme. Zwei aus der Band sind Lehrer, der Background-Sänger ist isländischer Parlamentsabgeordneter. Nicht auszudenken in Deutschland. Dafür hat Sahra Wagenknecht zu wenig Pop intus. Jetzt nur mal so als Beispiel. Ist ein Lied für Toleranz und gegen Mobbing und andere Formen der Diskriminierung. Da sind wir doch alle gerne alle zusammen Pollapönk. Macht Laune!   

Das sieht doch schon ganz anders aus. Da ist mehr los auf der Bühne. Sieht aus und klingt wie guter Schulhof-Pop, zu so was würde ich auf nem Abi-Ball hotten. Nur die YMCA-Nummer am Ende ist... albern. Aber wer weiß. Vielleicht ist’s ja ne Waldorfschule.

21:25 Uhr Aserbaidschan: Dilara Kazimova mit „Start A Fire“

Willkommen beim Eurovision Sports Contest. Es turnt für uns am Trapez: eine unbekannte Frau. Patin der Idee ist Pink. Klaro. Wobei die selbst turnt. Und dabei singt. Und mit ihrem Sixpack Kokosnüsse knacken kann. Wenn sie will. Eher Konfektionsware, das Lied. Könnte man aufpeppen mit einer Elefantenpyramide. Oder frisch frisierten Pudeln, die durch brennende Reifen springen. Seit 2008 ist Aserbaidschan das einzige Land, das jedes Jahr in den Top 10 war. Don’t underestimate Dilara Kazimova!

Toll gesungen, gute Kinomusik. Aber eine Trapez-Nudel ist dann halt doch ein bisschen wenig Action auf der Bühne.

21.20 Uhr Weißrussland: Teo mit “Cheesecake”

Optisch ein Crossover aus Robin Thicke und Justin Timberlake. Allerdings in der Plattenbau-Version. Teo für Weißrussland. Was für Guildo Horn die Nussecken waren, ist für den jungen Mann der Käsekuchen. Jedenfalls singt er seiner Ex vor, warum er nicht mehr ihr „Cheesecake“ sein will. „Backe backe Kuchen/ den Song, den musst du suchen“. So!

Mein Kopf kreist wohl noch im Rhönrad von gerade eben. Ich sehe Ricky Martin. In fünffacher Ausführung. Latinlover aus dem Osten?

21.14 Uhr Ukraine:Maria Yaremchuk mit „Tick Tock“

Es geht los. Pop als Politikum. Beim ersten Halbfinale wurde die Ukraine schwer gemocht. Performance auf der Bühne eher so lala. Dünnes Stimmchen. Fette Inszenierung. Aus dem Kontrast erwächst: nichts. Mann turnt am Holzrhönrad. Oder ist’s eher ein Holzhamsterrad? Turnerisch tipptopp, twittert Fabian Hambüchen. Zwitschert das Lied zu uns, Merle?    

Hm. Geht so. Bei mir zwitschert noch relativ wenig. Eher tickt ein Hammersprecht in meinem Kopf. Vielleicht hilft ein TicTac?!

21.05 Uhr Das Motto des ESC 2014: "Join Us".

21.00 Uhr Die Eurovisionshymne ertönt, es geht los. In Kopenhagen sind jetzt sehr viele Menschen sehr aufgeregt. Peter Urban verspricht uns einen aufregenden und lustigen Abend. Na dann. Zeig mal, was du kannst, ESC!

20.55 Uhr Helene Fischer. Regiert das Land auch am Samstagabend musikalisch. "Atemlos durch die Nacht". Schnappatmung am Newsdesk. Obwohl noch nicht mal Nacht ist.

20.48 Uhr Musik funktioniert als Resozialisierungsmaßnahme. Ein Beweis steht auf der Reeperbahn-Bühne: Sido.

20.43 Uhr Michelle. "Wer Liebe lebt". Klingt, als hätte sie vor dem Singen einen Zug aus der Helium-Flasche genommen. Wie immer also.

20.29 Uhr: Zur Vorberichterstattung von der Reeperbahn nur eine Vermutung: Babsi Schöneberger wurde vermutlich wieder in ihr Kleid eingenäht und Jan Delay hat mal wieder seine nicht vorhandenen Rocker-Qualitäten unter Beweis gestellt.

20.20 Uhr: Einen wunderschönen guten Abend, a very warm Welcome, Bienvenue a la chanson d'Eurovision. Die 59. Ausgabe vom ESC steht an, bei uns das Bier kalt. Durch den Abend begleiten Sie heute Martin Weber, alter Grand-Prix-Hase, seit Jahren im musikjournalistischen Geschäft und Merle Sievers, ihres Zeichens ESC-Novizin und für die Technik zuständig. Von der hat der Martin nämlich keine Ahnung.

Polen präsentiert in seinem Beitrag zum ESC das Bild der „traditionellen polnischen Landfrau“. Ahja.
Polen präsentiert in seinem Beitrag zum ESC das Bild der „traditionellen polnischen Landfrau“. Ahja.
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