Kinderbetreuung Erzieher fordern bessere Personalschlüssel in Kitas
In Sachsen-Anhalt werden weniger Kinder geboren. Träger von Kitas und Erzieher fürchten, dass das bisherige Betreuungssystem so nicht aufrechterhalten werden kann. Die Politik berät über Lösungen.
Magdeburg - In Magdeburg haben mehrere Tausend Erzieher, Eltern sowie Vertreter von Gewerkschaften und Kita-Trägern eine bessere personelle Ausstattung für die Einrichtungen gefordert. Bei einer Kundgebung auf dem Domplatz wurden Schilder nach oben gehalten, auf denen zu lesen war „Wir brauchen mehr Hände, wir sind am Ende“ oder „Erzieher am Limit“. Nach Polizeiangaben versammelten sich rund 3000 Menschen.
Neben der Personalausstattung spielt auch die demografische Entwicklung eine Rolle. 2023 wurden in Sachsen-Anhalt laut dem Statistischen Landesamt 13.550 Kinder geboren, das bedeutete einen neuen Tiefstand. Im Jahr 2016 waren es mehr als 18.000 Neugeborene. Dieser Rückgang dürfte sich in den nächsten Jahren auf das Betreuungssystem auswirken. Einige befürchten Kita-Schließungen.
Der Awo-Landesverband teilte mit, die Verbände der Freien Wohlfahrt seien Träger von mehr als 800 Kitas im Land. „Wer eine gute Zukunft will, muss in die Bildung und die Zukunft investieren. Man kann nicht über den Fachkräftemangel klagen und Bildungsinvestitionen nach Kassenlage fahren. Hier ist neben dem Land auch der Bund mehr gefragt“, sagte Vorständin Steffi Schünemann. Die Awo fordert eine schrittweise Anpassung des Personalschlüssels.
In einer parallel zur Kundgebung stattfindenden Landtagsdebatte sagten mehrere Abgeordnete, dass manche Kita-Träger inzwischen kein Personal mehr einstellen oder bei Erzieherinnen und Erziehern Stunden reduzieren würden.
Die Linke fordert, die demografische Entwicklung zu nutzen. Damit keine Stunden gestrichen und die Fachkräfte im System gehalten werden, solle der Personalschlüssel verbessert werden. „Anstatt Personal abzubauen, sollten wir die Gelegenheit nutzen, um unsere pädagogischen Fachkräfte zu entlasten“, sagte die Abgeordnete Nicole Anger. Sachsen-Anhalt habe den schlechtesten Personalschlüssel bundesweit.
Weitere Beratung im Sozialausschuss
„Wir sehen die Arbeitsbelastung und den hohen Krankenstand“, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Die konkreten Regelungen würden jedoch vor Ort in den Kommunen getroffen werden. Angesichts des Fachkräftemangels und der enormen Haushaltsauswirkungen müssten Veränderungen mit Bedacht erfolgen.
Die Abgeordnete Katrin Gensecke (SPD) ergänzte, mehr Fachkräfte seien immer wünschenswert. Bei den Kindern von 3 bis 6 Jahren gelte ein Personalschlüssel von 1 zu 12. Setze man diesen auf 1 zu 10, würde das Land pro Jahr 82 Millionen Euro mehr bezahlen müssen, betonte Gensecke. „Ich weiß nicht, ob das machbar, ob das möglich ist.“
Auch Abgeordnete anderer Fraktionen signalisierten Verständnis. Das Personal brauche Entlastung, sagte der kinder- und jugendpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Tim Teßmann. Die Abgeordnete Susan Sziborra-Seidlitz (Grüne) sprach von einem „Gelegenheitsfenster“, das genutzt werden müsse. Die sinkenden Kinderzahlen ermöglichten es, den Personalschlüssel zu verbessern. Eine konkrete Entscheidung gab es nach der Debatte nicht, über das Thema soll nun weiter im Sozialausschuss beraten werden.