Ernährung Ernährung: Deutschland hat Übergewicht

Berlin/dpa. - Das Übergewicht nimmt mit höherem Alter zu und istsehr stark von der sozialen Schicht abhängig. Auch junge Erwachsenewerden immer dicker. Die Menschen müssten einsehen, dass es an ihnenselbst liege, sagte Seehofer. Er warnte, je größer der Bauchumfang,umso höher sei das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Zucker.Die Bundesregierung will die Deutschen zu gesünderer Ernährung undmehr Fitness bewegen - aber ohne «erhobenen Zeigefinger».
Zwei Drittel der Männer und 51 Prozent der Frauen bringen zu vieleKilos auf die Waage, ergab die Studie. Je höher der Schulabschluss,desto geringer das Problem. Rund 70 Prozent mit Hauptschulabschlusshaben Übergewicht oder Adipositas (Fettleibigkeit). Nur gut halb soviele Abiturienten sind davon betroffen. Schweres Übergewicht ist vorallem in niedrigeren sozialen Schichten verbreitet. Die wenigstenÜbergewichtigen finden sich unter Menschen mit hohem Nettoeinkommen.Auch Beziehungen sind ausschlaggebend: Männer mit Partnerin neigenviel häufiger zu Übergewicht als Singles. Bei Frauen ist dasÜbergewicht erst deutlich höher, wenn sie verheiratet sind. Diemeisten übergewichtigen Männer gibt es in Schleswig-Holstein, bei denFrauen im Saarland. Die wenigsten finden sich in Hamburg und Bremen.
Unter Jugendlichen von 14 bis 17 Jahren sind 18,1 Prozent derJungen und 16,4 Prozent der Mädchen übergewichtig oder fettleibig.Bei 40- bis 49-jährigen Männern sind rund 70 Prozent zu schwer, beiüber 60-jährigen Männern schon mehr als 80 Prozent. Bei Frauen liegtder Anteil zwischen 40 und 49 Jahren bei knapp der Hälfte, bei über60-Jährigen bei etwa drei Viertel. Doch nicht alle Deutschen werdenimmer dicker: Im Vergleich zu 1998 sind weniger Männer und Frauenzwischen 30 und 60 Jahren übergewichtig. Der Anteil sank bei Frauenum bis zu acht Prozent. Ein weiteres Problem sind untergewichtigeMädchen. Ihr Anteil steigt zwischen dem 14. und 17. Lebensjahr von 4auf fast 10 Prozent.
Seehofer will mit dem «Aktionsplan Ernährung» gegensteuern. «Wirsetzen auf einen Prozess der Aufklärung und Information.» DerPräsident des Bundesinstituts für Ernährung, Gerhard Rechkemmer,empfahl ausgewogene Ernährung mit Reis, Kartoffeln, Brot, Nudelnsowie viel Obst und Gemüse. Es geht auch um Bewegung. Laut Studiesind die Bundesbürger zweieinhalb Stunden pro Woche «leicht sportlichaktiv».
Eine «Ampel»-Kennzeichnung für Lebensmittel lehnt Seehofer als zuvereinfacht ab. Nach seinen Plänen sollen sich Verbraucher aufVerpackungen über Kalorien, Zucker, Fett, Salz und gesättigteFettsäuren informieren können - mit Angaben pro Portion und in Bezugzum Kalorienbedarf. In Großbritannien zeigen rot, gelb, grün, ob derGehalt etwa an Fett, Zucker, Salz hoch, mittel oder niedrig ist.Die Grünen-Fraktion und die Linke forderten dagegen die «Ampel» fürDeutschland. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn machte sich auch fürein Werbeverbot im Fernsehen für Süßigkeiten vor 20 Uhr stark.
Wenn Bundesbürger einkaufen, sind Geschmack, Frische undMindesthaltbarkeitsdatum am wichtigsten, ergab die Untersuchung. Einniedriger Lebensmittelpreis kommt erst auf dem zwölften Platz. Wennes um Risiken beim Essen geht, haben die Bürger nach DarstellungSeehofers mehr Angst vor Gammelfleisch, Pestiziden undHormonrückständen als vor falscher Ernährung. Nur acht Prozent dererwachsenen Deutschen können einschätzen, wie viele Kalorien siebrauchen. Zwölf Prozent der Bundesbürger halten eine Diät ein. ZweiDrittel der Frauen und ein Drittel der Männer schätzen ihreKochkünste mit sehr gut bis gut ein.Für die Studie des Bundesinstituts für Ernährung im Auftrag derBundesregierung wurden von 2005 bis 2007 bundesweit fast 20 000Menschen zwischen 14 und 80 Jahren befragt.