Erleichterung in Jena Erleichterung in Jena: Tatverdächtiger im Mordfall Desiree ermittelt

Jena/dpa. - Knapp 16 Monate nach dem Mord an der zehnjährigen Desiree aus Jena hat ein Fasergutachten auf die Spur des mutmaßlichen Täters geführt. Ein 26 Jahre alter Mann aus Jena werde der Tat verdächtigt, sagte Staatsanwältin Sylvia Reuter am Dienstag. Der Mann war bereits wegen mehrerer Sexualdelikte vom Landgericht Gera zu insgesamt 13 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Gegen den Inhaftierten wurde nun erneut Haftbefehl erlassen. Er bestreitet die Tat.
Die Leiche des kleinen Mädchens war am 10. Februar 2002 nur 300 Meter entfernt vom Elternhaus in der beschaulichen Ernst-Abbe- Siedlung entdeckt worden. Das blonde Mädchen wollte nur einige Runden auf Inline-Skates drehen, kehrte aber nicht mehr nach Hause zurück. Das Kind war erstickt worden. «Ein Sexualdelikt wird aber nicht ausgeschlossen», sagte Reuter.
«Aus dem Fasergutachten ist zu entnehmen, dass Fasern von der Bekleidung des Täters auf die des Opfers und umgekehrt übertragen wurden», sagte Reuter. Das Gutachten des Landeskriminalamtes war erst vergangene Woche fertig gestellt worden. Sein Ergebnis sei ein «erstes und sehr bedeutsames Resultat», so die Ermittler.
Die Soko «Desiree», in der bis zu 40 Kriminalisten arbeiteten, sei auf den Mann auch durch seine Verurteilung vor dem Landgericht Gera im Sommer 2002 aufmerksam geworden, sagte Rolf Wagner von der Jenaer Kriminalpolizei. Der 26-Jährige hatte drei junge Frauen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren vergewaltigt. Die Taten ereigneten sich vor und nach der Ermordung von Desiree.
Weiteres Indiz: Der ledige Mann lebte vor seiner Inhaftierung in der Nähe der Wohnung von Desiree. Die Soko hatte über 3000 Personen befragt, 167 Zeugen vernommen und in einem mühevollen Puzzle über 120 Spuren ausgewertet. Auch im Fernsehen wurde nach dem Mörder gefahndet.
In der Ernst-Abbe-Siedlung in Jena, wo das Mädchen mit seinen Eltern und der Schwester lebte, verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. «Ich habe die Nachricht im Radio gehört und bin richtig froh», sagte Blumenhändlerin Christine Kaerger. Im Ernst- Abbe-Gymnasium, das Desiree besuchte, herrschte ebenfalls Erleichterung. «Wenn das stimmt, ist es eine gute Nachricht», sagte Schuldirektor Wolf-Dietrich Ebert. Die Blumenhändlerin lobt die Arbeit der Ermittler: «Es ist doch relativ schnell gegangen mit der Aufklärung.»
Doch trotz des Ermittlungserfolgs bleibt auch Bedrückung. Das Verbrechen an Desiree ist nicht der einzige Kindermord in Jena. 1996 verschwand auf dem Heimweg von der Schule die zehnjährige Ramona aus Ammerbach - einem Ort in der Nachbarschaft. Die Leiche wurde fünf Monate später in einem Waldstück bei Eisenach gefunden. 1993 wurde der tote neunjährige Bernd in Jena am Saaleufer entdeckt. Beide Fälle sind bis heute nicht aufgeklärt. Eine Verbindung zu dem jetzt ermittelten Tatverdächtigen gibt es laut Polizei nicht.