Bildung Elternvertretung blickt mit Sorge auf neues Schuljahr
Am Montag startet für fast 400.000 Berliner Schülerinnen und Schüler das neue Schuljahr. Angesichts von Lehrermangel und anderen Problemen äußert sich der Landeselternausschuss kritisch. Der Chef des Gremiums findet aber nicht alles schlecht.
Berlin - Die Berliner Elternvertretung blickt mit Sorge auf das neue Schuljahr, das am Montag beginnt. Wegen des sich weiter verschärfenden Lehrermangels sei Unterrichtsausfall an etlichen Schulen vorprogrammiert, sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir teilen nicht die Einschätzung der Senatorin, dass an jeder Schule die komplette Stundentafel unterrichtet werden kann.“
An Schulen mit einem großen Anteil von Kindern und Jugendlichen mit hohem Förderbedarf seien die Lücken am größten. „Viele Schulen laufen im Notbetrieb“, so Heise. Nicht zuletzt an vielen Grundschulen sei die Situation „wahnsinnig schwierig“, Schulleitungen wüssten kaum noch, wie sie den Mangel im Sinne der Schülerinnen und Schüler verwalten sollten. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) tue zu wenig, um die Situation kurzfristig zu verbessern.
„Es braucht mehr Steuerung und eine gezielte Unterstützung für Schulen und Schulleitungen“, forderte Heise. Diese Unterstützung sei etwa nötig, damit Schulen die neue Möglichkeit nutzen könnten, freie Lehrerstellen umzuwandeln. Im neuen Schuljahr dürfen sie solche Stellen laut Bildungsverwaltung etwa in Verwaltungsstellen oder solche für Logopäden, Musiktherapeuten oder Psychologen umwidmen und entsprechendes Personal einstellen. Ziel: Lehrkräfte sollen entlastet werden, nicht zuletzt von Bürokratie, und sich stärker auf den Unterricht konzentrieren können.
Positiv bewertet Heise den bisherigen Verlauf der seit einigen Jahren laufenden Schulbauoffensive. „Natürlich laufen wir da nach jahrzehntelangem Stillstand hinterher“, sagte er. „Aber es gibt gute Baufortschritte, gute Umsetzungsergebnisse und auch eine hohe Zufriedenheit der betroffenen Schulgemeinschaften.“ Auch beim Thema Digitalisierung tue sich etwas. Der von der Senatorin angekündigte weitere Breitbandausbau und die Ausstattung aller Siebtklässler mit Tablets seien zu begrüßen.
Im neuen Schuljahr lernen in Berlin mehr Schülerinnen und Schüler als je zuvor: An den allgemeinbildenden Schulen stieg die Zahl um rund 6500 auf 395.110. Der Lehrkräftemangel ist in Berlin - wie in anderen Bundesländern - weiter ein drängendes Problem, das sich negativ auf die Bildungsqualität auswirkt.
Nach Angaben Günther-Wünschs wurden auf 2444 Vollzeitstellen 3225 Lehrerinnen und Lehrer eingestellt, viele arbeiten in Teilzeit. Unter den neuen Beschäftigten sind etliche Quereinsteiger. Allerdings fehlen nach den Worten der Senatorin rund 1500 Lehrerinnen und Lehrer an den staatlichen allgemeinbildenden Schulen.