Eitrige Mittelohrentzündung Eitrige Mittelohrentzündung: Eltern geben Kind Globuli ins Ohr - Arzt fassungslos

Halle (Saale) - Der Einsatz von Globuli ist bei Experten umstritten. Doch viele Menschen in Deutschland glauben an die Wirkung der kleinen homöopathischen Kügelchen.
Doch sollte bei der Anwendung die Gebrauchsanweisung aufmerksam gelesen und der Arzt oder Apotheker um Rat gefragt werden. Diese Ratschläge haben offenbar Eltern eines Kindes nicht Ernst genug genommen.
Der HNO-Arzt Dr. C. Lübbers aus München hat nach eigenen Angaben einem „Kind mit einer akuten eitrigen Mittelohrentzündung 10 Globuli aus dem Gehörgang geholt“. Das schreibt der Arzt am Sonntag auf Twitter.
Arzt findet Globuli im Ohr: „#Homöopathie wirkt: Dummheit potenziert sich.“
Sarkastisch fügt er noch hinzu „#Homöopathie wirkt: Dummheit potenziert sich.“. Sein Tweet wurde mittlerweile über 1.500 Mal (Stand: 10.1., 12 Uhr) geteilt und es gibt eine Vielzahl an Kommentaren. „Das grenzt an Körperverletzung, wenn man sein Kind solch einer Gefahr aussetzt.“, schreibt eine Nutzerin. „Gott sei Dank gibt es auch gute studierte Mediziner. Ohne wäre es echt schlecht.“, fügt ein weiterer Leser hinzu.
Aber es gibt auch andere Meinungen. Einige Kommentatoren verteidigen die Wirkung von Globuli. „Die Homöopathie kann aber nichts dafür, wenn Leute zu dämlich sind, ein Arzneimittel korrekt anzuwenden.“, postet eine Leserin.
Da viele Leser die Geschichte nicht glauben konnten und ihre Zweifel bei Twitter äußerten hat Dr. C. Lübbers am Montag eine weitere Nachricht bei Twitter veröffentlicht. „Ja,wirklich passiert“, schreibt der Arzt aus München und fügt hinzu, dass es dem Kind gut gehe.
Homöopathie - Alternative oder Hokuspokus?
Homöopathie ist ein in Deutschland recht weit verbreitetes alternatives Verfahren der Medizin. Die Wirksamkeit von homöopathischen Arzneimitteln ist aber sehr umstritten. Die Schulmedizin lehnt die Methode ab, weil bislang wissenschaftliche Nachweise fehlen.
Grundprinzip der Methode ist es, Ähnliches mit Ähnlichem zu behandeln. Es werden deshalb Mittel eingesetzt, die bei Gesunden in hohen Dosen Symptome der jeweiligen Krankheit auslösen würden. Die Substanzen werden sehr stark verdünnt und meist als Tropfen, Tabletten oder Kügelchen (Globuli) verabreicht. Dadurch sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden, wie der Verband klassischer Homöopathen Deutschlands erklärt.
Kritiker halten diese Thesen längst für widerlegt. Die vermeintliche Wirkung beruhe auf der Vorstellungskraft von Patienten und Therapeuten.
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen in der Regel Homöopathika. Die Brutto-Umsätze lagen nach Angaben der Bundes-AOK in den Jahren 2004 bis 2014 zwischen rund 30 Millionen und knapp 48 Millionen Euro - angesichts eines Arzneimittelmarktes von über 30 Milliarden Euro pro Jahr vergleichsweise geringe Summen. (mz/dpa)