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Einsatz als Hellseher Einsatz als Hellseher: Das Kraken-Orakel trainiert für die Fußball-EM

26.04.2016, 19:21
Anna im Labyrinth: Hat das Tier wirklich Ahnung von Fußball?
Anna im Labyrinth: Hat das Tier wirklich Ahnung von Fußball? dpa

Konstanz - Anna hat viel zu tun. Einmachgläser aufdrehen oder Futter in einem Labyrinth finden, gehören noch zu den leichteren Übungen.

„Die Tiere müssen beschäftigt werden. Sonst gehen sie ein“, sagt Antonia Burghardt. Die 30-Jährige ist Annas Betreuerin im Großaquarium Sealife Center in Konstanz am Bodensee. Kraken seien ausgesprochen schlau und könnten beispielsweise Puzzle lösen, die erst dreijährige Kinder bewältigen könnten, sagt die Biologin. Wenn es gut läuft bei Anna, könnte sie zur anstehenden Fußball-Europameisterschaft sogar das nächste Orakel werden.

Tintenfisch Paul wurde berühmt

Die Meeresbiologin Burchardt forschte für ihre Masterarbeit zur Gedächtnisleistung von Kraken. Die Versuche haben demnach gezeigt, dass der sogenannte Gemeine Krake (Octopus Vulgaris) mit etwas Training mühelos geometrische Figuren unterscheiden kann. Kraken können aber beispielsweise auch Gesichter erkennen und Besucher beobachten. „Die Sehschärfe der Tiere ist ähnlich wie von Katzen“, sagt Burghardt. Wenn sie an Annas Aquarium tritt, wird sie meist freudig von ihr begrüßt. „Kraken bauen Beziehungen zu Menschen auf.“

Wenn sie als Orakel zum Einsatz kommen, dann meist mithilfe von Leckerbissen - so war es zumindest bei dem berühmten Tintenfisch Paul, der 2010 den Ausgang aller WM-Spiele der deutschen Mannschaft richtig voraussagte und sich dazu etwa zwischen Muschelfleisch aus einem von zwei Gläsern entscheiden musste.

Als Orakel lebt man gefährlich

Auch die Kraken Benedikt und Angus, die sich zur WM 2006 im Sea Life in Speyer versuchten, hatten die Wahl zwischen zwei Leckereien. Bei ihren Vorhersagen für das Viertelfinale lagen sie allerdings stets daneben - und stellten das Orakeln ein. Ob sich Krake Anna überhaupt für Fußball interessiert, ist noch unklar. Fest steht: Als Orakel lebt man gefährlich. Krake Paul erhielt sogar Morddrohungen von enttäuschten Fans.

Das Internet wurde mit Tintenfisch-Rezepten überschwemmt. In der Schlussphase der Weltmeisterschaft bekam er sogar Personenschutz und das Großaquarium in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) wurde bewacht. Nach seinem Tod konnte kein anderer Krake an Pauls Erfolge anknüpfen. (dpa)