"Ein großer Patriot" "Ein großer Patriot": Ex-Innenminister Jörg Schönbohm gestorben

Potsdam - Der CDU-Politiker und frühere Innenminister von Brandenburg, Jörg Schönbohm, ist tot. Er starb in der vergangenen Nacht im Alter von 81 Jahren. Das teilte die Brandenburger CDU am Freitag mit. Zuvor hatte radio B2 darüber berichtet.
Unter Schönbohm wurde die Nationale Volksarmee der DDR nach der Wiedervereinigung aufgelöst und teilweise in die Bundeswehr integriert. Erst später begann er seine politische Karriere in der CDU. Er galt als Hardliner, aber auch als standhaft. Der Politiker lebte zuletzt in Kleinmachnow im Kreis Posdam-Mittelmark bei Berlin. Im Jahr 2012 hatte Schönbohm einen Schlaganfall und litt später an den Folgen. Seine Leistungen wurden parteiübergreifend gewürdigt.
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer lobte Schönbohms langjähriges Engagement mit Leidenschaft. „Jörg Schönbohm hat sich um unser Land, um seine Heimat Brandenburg, unsere Streitkräfte und die CDU verdient gemacht“, teilte sie in Berlin mit. Mit ihm verliere die CDU eine beeindruckende und streitbare Persönlichkeit.
Schönbohm als aufrechter Demokrat gewürdigt
„Wie wenige andere verkörperte er zwei Grundpfeiler christdemokratischer Politik: Er stand für innere und äußere Sicherheit.“ Auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik sei er ein kritischer und streitbarer Beobachter geblieben, der sich häufig zu Wort gemeldet habe.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) nannte Schönbohm einen „großen Patrioten im besten Sinne“. „Er hat sich große Verdienste um die Deutsche Einheit erworben“, erklärte Woidke in einem Kondolenzschreiben laut Staatskanzlei. „Für notwendige Veränderungen hat er stets mit starkem Willen und Standhaftigkeit geworben und gekämpft.“
Schönbohm habe seine Ansichten aufrecht und deutlich vertreten, sei aber anderen Meinungen immer aufgeschlossen gewesen. Er sei stets ein guter Botschafter für Brandenburg gewesen. „Dafür werde ich ihm immer dankbar sein.“ Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) lobte Schönbohm als kämpferischen Demokraten, Konservativen im besten Sinne und bekennenden Brandenburger.
Die CDU Brandenburg zeigte sich bestürzt über den Tod. Der amtierende Landeschef Ingo Senftleben würdigte als „großen Brandenburger“. „Seine Verdienste als Bundeswehrgeneral um die deutsche Einheit und als Politiker um das Land Brandenburg machen ihn als einen der großen Deutschen der Nachkriegsgeschichte unvergessen“, teilte Senftleben mit. „Wir gedenken seiner in tiefer Trauer.“
Schönbohm war jahrelang Minister in Berlin und Brandenburg
Erst 1994 trat Schönbohm in die CDU ein. Er war Innensenator von Berlin - von 1996 bis 1998 - und dann zehn Jahre Innenminister in Brandenburg, bis die rot-rote Regierung startete. In Brandenburg führte er die zuvor zerstrittene Landes-CDU zu Geschlossenheit und war in der rot-schwarzen Koalition auch Vize-Ministerpräsident.
Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) würdigte die Verdienste des ehemaligen Regierungspartners. „Jörg Schönbohm war ein knorriger, aber klarer Konservativer, in der Zusammenarbeit bei allen politischen Unterschieden immer fair“, erklärte Platzeck nach Angaben der Brandenburger Staatskanzlei. Schönbohm sei „vor allem ein überzeugter Brandenburger“ gewesen. Platzeck und Schönbohm wurden 2002 nach dem Rücktritt von Manfred Stolpe Regierungspartner.
Bischof Markus Dröge von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sagte über Schönbohm: „Sein Beitrag zur Wiedervereinigung unseres Landes ist bemerkenswert.“ (dpa)