Düsseldorf Düsseldorf: Prozess um Flughafenbrand eingestellt

Düsseldorf/dpa. - Der pannenreiche Prozess um dieBrandkatastrophe am Düsseldorfer Flughafen ist nach fast zwei JahrenDauer wegen geringer Schuld der Angeklagten eingestellt worden.Staatsanwaltschaft und Verteidigung stimmten am Donnerstag einementsprechenden Vorschlag des Düsseldorfer Landgerichts zu.Fünfeinhalb Jahre nach der Brandkatastrophe mit 17 Toten und 88Verletzten kommen die neun Angeklagten damit straffrei gegen Zahlungvon Geldauflagen in Höhe von 6000 bis 40 000 Mark (20 450 Euro)davon.
Keiner der angeklagten Architekten, Manager, Schweißer undBrandschutz-Verantwortlichen sei vorbestraft oder habe den Brandvorsätzlich verursacht, hatte Richter Manfred Obermann den Vorschlagbegründet: «Die schrecklichen Folgen des Brandes sind durch eineKette tragischer Umstände entstanden. Alle Opfer kamen nur wenigeMeter von rettenden Ausgängen oder Treppenhäusern um.» Die Schuldjedes Angeklagten sei gering und rechtfertige nicht eine jahrelangeFortsetzung des Prozesses, der mindestens drei Millionen Markgekostet hat.
Die Nebenkläger kritisierten die Entscheidung: «Die Angehörigender Opfer sind erschüttert - für sie bleibt der Eindruck, dass dieAngeklagten sich freigekauft haben. Es muss möglich sein, dass einumfangreicher Prozess in Deutschland mit einem Urteil endet undnicht mit Absprachen», sagte Rechtsanwalt Gerhard Thien. «DemAnspruch auf Gerechtigkeit wurde in keiner Weise genüge getan.»
Dagegen führte die Staatsanwaltschaft an, dass den Angeklagtenfast zwei Jahre lang an 89 Verhandlungstagen ihr Fehlverhalten vorAugen geführt worden sei. Die Fehler lägen teilweise 30 Jahrezurück, selbst Gewalttaten wären in dieser Zeit verjährt. DieVerteidiger betonten, dass die Zahlung der Geldauflagen keinSchuldeingeständnis sei.
Die Angeklagten mussten sich wegen fahrlässiger Brandstiftung undfahrlässiger Tötung verantworten. Das Feuer war am 11. April 1996durch Schweißarbeiten verursacht worden und konnte sich durchillegal eingebaute brennbare Dämmstoffe als Schwelbrand ausbreiten -von der Flughafenfeuerwehr lange unbemerkt.
Eine Feuerwalze verwüstete schließlich explosionsartig dieAnkunftsebene und verursachte einen Schaden von weit über 100Millionen Mark, als Feuerwehrmänner eine Zwischendecke öffneten undso einen Sauerstoffschub auslösten.
Der Prozess war wegen eines alkoholkranken Schöffen nach 42Verhandlungstagen geplatzt und musste neu aufgerollt werden. Danachmusste die Kammer erneut umbesetzt werden, weil die Verteidigereinen Richter als befangen ablehnten, da dieser bereits in einemZivilprozess um die Brandkatastrophe ein Urteil gefällt hatte.
Nun müssen nur noch drei Männer der Flughafen-Feuerwehr mitstrafrechtlichen Folgen rechnen. Gegen sie hatte dieStaatsanwaltschaft nachträglich Ermittlungsverfahren eingeleitet.Eine Anklage sei allerdings unwahrscheinlich, hieß es am Donnerstag.Das ausgebrannte Kernstück des Flughafens war für fast 700 MillionenMark neu gebaut worden und im vergangenen Juli in Betrieb gegangen.