Duisburg Duisburg: Loveparade wird nach Massenpanik zur Trägödie
Duisburg/ddp. - Bei einer Massenpanik auf der Loveparade inDuisburg sind am Samstag mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen.Bis zu 100 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, einige musstenreanimiert werden. Zu der Katastrophe war es am Eingangstunnel vordem Loveparade-Gelände am ehemaligen Güterbahnhof gekommen.
Der Tunnel war der offizielle Zugang zum Veranstaltungsgelände unddas Nadelöhr der Veranstaltung. Die Massenpanik wurde nach Angabendes städtischen Ordnungsdezernenten Wolfgang Rabe offenbar durchBesucher ausgelöst, die Sicherheitszäune überstiegen hatten, um zumVeranstaltungsgelände zu kommen. Einige stürzten dabei von einerTreppe. Dadurch sei wohl eine «Kettenreaktion» ausgelöst worden.Dabei kamen nach Polizeiangaben 16 Menschen ums Leben. ZweiSchwerverletzte starben später im Krankenhaus. Nach erstenSchätzungen waren rund 1,4 Millionen Besucher bei der Loveparade.
Rettungskräfte versuchten, sich durch die Menschenmassen zukämpfen. Polizei- und Rettungswagen rückten auf der benachbartenSchnellstraße zum Großeinsatz an. Sanitätshubschrauber landeten aufder Autobahn 59.
Laut Stadtverwaltung entschloss sich der Krisenstab, ausSicherheitsgründen die Loveparade nicht abzubrechen. Die Notausgängedes Geländes wurden aber geöffnet. 14 Hundertschaften der Polizeiwaren im Einsatz. 150 Busse wurden geordert, die die Besucher nachHause bringen sollten. Die Polizei richtete eine Notrufnummer unter0203-94000 ein.
Um mögliche weitere Panik zu vermeiden, sollte die Musik zunächstso lange gespielt werden, bis alle Besucher das Gebiet verlassenhätten. Es würden aber keine Besucher mehr auf das Areal gelassen.Zum Zeitpunkt des Unglücks sei das Gelände noch nicht voll gewesen.Gegen 23.00 Uhr schaltete der Veranstalter die Musik schließlich ab.
Nach Angaben eines Sprechers der Stadtverwaltung wurden bei demUnglück rund 80 Menschen verletzt. Die Feuerwehr Düsseldorfberichtete von über 100 Verletzten.
Der Stadtsprecher wies den Vorwurf zurück, das Gelände sei für dieVeranstaltung zu klein gewesen. Es sei ausreichend Platz für dieBesucher gewesen, betonte er. Neben dem Haupteingang sei noch einNebeneingang geöffnet worden, als der Andrang zu groß wurde.
Unterdessen lief der Zugverkehr auf dem zeitweilig gesperrtenHauptbahnhof Duisburg am späten Samstagabend wieder langsam an. EinSprecher der Deutschen Bahn sagte der Nachrichtenagentur ddp, ab21.00 Uhr hätten wieder Züge den Bahnhof verlassen. Zwischen 20.00und 21.00 Uhr sei der Bahnhof gesperrt gewesen, weil Besucher Zäuneumgestoßen hatten, die anschließend auf die Gleise fielen.
Spitzenpolitiker zeigten sich angesichts des Unglücks tiefbetroffen. Bundespräsident Christian Wulff forderte eine«rückhaltlose Aufklärung», wie es zu der Massenpanik kommen konnte.Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte: «In diesen schwerenStunden bin ich in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer.» Ähnlichäußerten sich auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin HanneloreKraft und NRW-Innenminister Ralf Jäger (beide SPD). AuchEU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso reagierte mit großerBestürzung auf das Unglück.
Die Loveparade, die früher in Berlin stattfand, hatte vor dreiJahren in Essen ihre Premiere im Ruhrgebiet erlebt. Vor zwei Jahrengastierte sie in Dortmund. Im vergangenen Jahr war die in Bochumgeplante Loveparade abgesagt worden, da die Stadt den Besucherandrangnicht bewältigen konnte.