1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Droge «Spice» verdankt Wirkung chemischem Stoff

Droge «Spice» verdankt Wirkung chemischem Stoff

15.12.2008, 15:13

Frankfurt/Main/Berlin/dpa. - Die als Kräutermischung verkaufte Modedroge «Spice» enthält nach einer neuen Studie eine künstlich hergestellte chemische Substanz aus der Arzneimittelforschung.

Bei der Präsentation der von ihr veranlassten Analyse warnte die Stadt Frankfurt am Montag vor der Mischung, die wie Hasch geraucht wird. Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann (Grüne) empfahl dem Bund, mögliche Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz zu prüfen. Die Kräuter allein hätten keine Wirkung. Doch die Folgen der künstlichen Substanz seien nicht abschätzbar. Nach Angaben der Stadt ist es die erste Studie, die das Geheimnis um «Spice» (Gewürz) lüften konnte.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), hat noch nicht über ein mögliches «Spice»-Verbot entschieden. «Das wird noch geprüft», sagte eine Sprecherin am Montag in Berlin. Derzeit würden weiter Informationen gesammelt. Ende November hatte Bätzing gesagt, bisher falle keine der nachgewiesenen pflanzlichen Wirkstoffe unter das Betäubungsmittelgesetz.

Die Konsumenten der Bio-Mischung seien im Grunde Versuchskaninchen, warnte Holger Rönitz vom Frankfurter Pharma- Unternehmen THC-Pharm, das die Proben untersucht hatte. Die Forscher fanden den einst an der Universität Clemson (USA) entwickelten Stoff JWH-018. Er ist der Studie zufolge vier Mal stärker als der natürliche Cannabis-Wirkstoff THC und verursacht die Rauschwirkung. Er werde vor allem in der Arzneiforschung eingesetzt, sagte Rönitz. Der Nachweis sei geglückt, weil das nicht gängige JWH-018 wegen eines anderen Labor-Projektes zum Vergleich zur Verfügung gestanden hätte. Rottmann sagte, es sei gelungen, «die Nadel im Heuhaufen zu finden».

Das für 20 bis 30 Euro je Tütchen verkaufte «Spice» sei innerhalb weniger Monate zur Modedroge geworden, sagte Rottmann. Offiziell wird «Spice» nicht zum Rauchen, sondern als Räucherwerk verkauft. Bislang fällt die Mischung weder unter das Betäubungsmittel- noch das Arzneimittelgesetz. In Deutschland sei die von einem Hersteller in London vertriebene Kräutermischung derzeit ausverkauft, sagte die Gesundheitsdezernentin. Doch Nachahmer nutzten diesen Boom. «Wir können nur warnen, sich darauf einzulassen.»

Internet: www.stadt-frankfurt.de