Dominikanische Republik und Haiti Dominikanische Republik und Haiti: Fast 2000 Tote bei Unwetter-Katastrophe in der Karibik

Port-au-Prince/Mexiko-Stadt/dpa. - In der Dominikanischen Republik erhöhte sich die Zahl der Opfer inder Grenzstadt Jimani auf 300. Es ist die seit Jahrzehnten schwersteNaturkatastrophe auf der Insel Hispaniola, die sich die beiden Länderteilen. 1994 hatte der Tropensturm «Gordon» in Haiti mehr als 500Menschen in den Tod gerissen.
Retter mit Atemschutzmasken und Spürhunden waren am Donnerstag imEinsatz, um unter Schlamm und Schutt weitere Opfer zu suchen.Hubschrauber der US-Armee flogen Nahrungsmitteln in die auf demLandweg abgeschnittenen haitianischen Orte. Sie gehören zu einerinternationalen Friedenstruppe, die seit dem Sturz des PräsidentenJean Bertrand Aristide am 29. Februar in Haiti stationiert ist. Wieder Sender Radio Métropole meldete, versuchten die Soldaten amDonnerstag den Ort Mapou zu erreichen.
Haiti ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents. Dergrößte Teil der Wälder wurde abgeholzt, was die Folgen von Unwetternverschärft. Weil die kahlen Berghänge kein Wasser aufnehmen können,stürzen die Regenfluten ungehindert ins Tal und reißen dabeiSchlammmassen und Felsbrocken mit sich.
Viele Orte waren am Donnerstag noch von der Außenweltabgeschnitten. So wurden die Auswirkungen der Niederschläge erst mitVerzögerung bekannt. In dem Ort Fonds Verettes nahe der Grenze zurDominikanischen Republik kamen allein 158 Menschen ums Leben. Es gabBerichte, dass dort der Dorfpriester tagelang auf einem Hausdachausgeharrt habe und dann in die nächste Stadt geritten sei, um dieAußenwelt von der Katastrophe zu unterrichten.
Auf der anderen Seite der Grenze erhöhte sich die Zahl der Totenin der Kleinstadt Jimani auf 300. Zahlreiche Bewohner wurden nochvermisst. Sowohl in Jimani als auch in Fonds Verettes starben dieMenschen in den Fluten eines unter den Namen Rio Soleil und RioBlanco bekannten Flusses. Dieser entspringt in Haiti und mündet inder Dominikanischen Republik in den Enriquillo-See. Er ist die meisteZeit ausgetrocknet. Nach den Regenfällen war er aber plötzlich zueinem reißenden Strom angeschwollen, der in der Nacht zum Montag dieMenschen im Schlaf überraschte. An die Trockenheit gewohnt, hattendiese ihre Hütten zu weit ins Flussbett gebaut.
Überlebende in Jimani bestätigten, dass die Regierung vor denÜberschwemmungsgefahren gewarnt hatte. «Die Regierung kam und sagteuns, dass wir in einem Flussbett siedelten. Aber wir hatten keinGeld, um anderes Land zu kaufen. Ich wusste, dass es gefährlich war»,sagte der 28-jährige Fraudi Matos der US-Tageszeitung «The MiamiHerald». In der Grenzstadt leben auch viele Haitianer. Sie beklagtensich bitter, bei der Verteilung der Hilfsgüter im Vergleich zu denDominikanern benachteiligt zu werden.
Die deutsche Botschaft in Santo Domingo wollte am DonnerstagLebensmittel im Wert von 20 000 Euro nach Jimani schicken. In Haitiverfügte die Botschaft über 30 000 Euro, die das Auswärtige Amt alsSoforthilfe freigegeben hatte. Das Welternähungsprogramm (WFP) derVereinten Nationen sagte am Mittwoch 200 000 US-Dollar (165 000 Euro)als Soforthilfe für Haiti zu.
