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"Die waren nie oben" "Die waren nie oben": Verschwörungstheorien zur Mondlandung

Von Steffen Könau 20.07.2019, 12:13
Flatternde Flaggen gelten Leugnern als Beweis für die Mond-Lüge.
Flatternde Flaggen gelten Leugnern als Beweis für die Mond-Lüge. dpa

Halle (Saale) - Der „Adler“ war wohlbehalten zurückgekommen vom Mond, und auch das Raumschiff „Columbia“ schaffte den Flug zurück zur Erde. Dort aber hätte dann die größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte beginnen können:

Als das Kommandomodul der ersten Mondmission mit Michael Collins, Neil Armstrong und Buzz Aldrin an Bord im Pazifik gelandet war, sollte eigentlich das Nasa-Prozedere für eine Dekontamination ablaufen. Stattdessen aber kam es zum totalen Systemversagen.

Zwar glaubte die US-Weltraumbehörde nicht, dass es so etwas wie gefährliche Mondkeime geben könnte, die Apollo 11 zur Erde hätte verschleppen können. Aber trotzdem wurde das Landmodul desinfizierend abgesprüht, die Astronauten wurden sogar mit einem Lappen abgewaschen.

Gäbe es Mondkeime, hätten sie dann im selben Moment die Erde infiziert?

„Und was machten sie dann?“, hat Buzz Aldrin später öffentlich gefragt. „Sie haben den Lappen ins Wasser geworfen.“ Gäbe es Mondkeime, dann hätten sie im selben Moment die Erde infiziert.

Allerdings, davon zumindest sind auch ein halbes Jahrhundert nach der Mondlandung weltweit Millionen Menschen überzeugt, konnte in Wirklichkeit natürlich nichts passieren.

Denn im Gegensatz zu allem, was offiziell behauptet wird, seien weder Armstrong und Aldrin noch die späteren Mondmissionen von Apollo 12, 14, 15, 16 und 17 jemals auf dem Erdbegleiter gelandet.

Vielmehr, so hat es der US-Autor Bill Kaysing Mitte der 70er Jahre in seinem Buch „We never went to the Moon“ erstmals behauptet, haben Nasa und US-Regierung ihre Weltraumerfolge vorgetäuscht, um im kalten Kosmoskrieg mit der Sowjetunion Punkte zu machen.

Weder Fotos, Dokumente, noch andere Beweise der Nasa seien ausreichend

Kaysing, der Englisch studiert und Anfang der 60er Jahre bei einer Firma gearbeitet hatte, die die Nasa mit Triebwerken für ihre Saturn-V-Raketen versorgte, lieferte mit seinem an Zweifel reichen, doch an Erklärungen armen Werk die Vorlage für eine seitdem beständig wachsende Szene von Landungsleugnern.

Die kann kein Nasa-Argument davon überzeugen, dass Apollo-Besatzungen wirklich 360 000 Kilometer quer durchs Weltall geflogen sind, und dass 1972 mit Eugene Cernan der bislang letzte Mensch den Mond verließ.

Vor den Augen von Kritikern wie Gernot L. Geise, Bart Sibrel, Tom Appleton oder Jay Weidner besteht nichts, was die Nasa an Dokumenten, Fotos und Beweisen vorgelegt hat - die waren nie da oben, sagen sie.

Mondlandung hat einen Glaubensstreit entfacht

Längst hat die Mondlandung einen Glaubensstreit entfacht, den die Wissenschaft nicht mehr gewinnen kann. Denn die Empfänger von verschwörungstheoretischen Botschaften wollen eigentlich gar nicht wissen, wie es war. Sondern, dass es auch ganz anders gewesen sein könnte.

Youtube-Kanäle wie „Ich bin ein Verschwörungstheoretiker“ oder „GlobuskritikerCaesar“ liefern vermeintlichen Faktensalat zur Fantasiesoße aus Vermutungen. Zum Beleg werden die Mondfotos herangezogen:

Sie zeigen im Hintergrund keine Sterne, dafür aber eine aufgehende Erde, eine trotz fehlendem Mondwind flatternde US-Flagge und sichtbar gestreutes Licht, wie es ohne Atmosphäre undenkbar ist.

„Die Argumente folgen dem gleichen Muster, das auch bei den Behauptungen über eine False-flag-Operation am 11. September 2001 vorherrscht“, beschreibt Holm Gero Hümmler, der gerade ein Buch über Verschwörungsmythen vorgelegt hat.

Verschwörungstheorien zur Mondlandung: Eigene Thesen werden nicht belegt

Statt Belege für eigene Thesen vorzulegen, wird auf Widersprüche in den offiziellen Darstellungen hingewiesen - und daraus die Theorie abgeleitet, dass es sich bei alldem nur um Täuschung handeln könne. Jeder Versuch, diese zu verteidigen, wird zu einem Argument für ihre Existenz.

Nicht einmal der Umstand, dass Zehntausende Nasa-Mitarbeiter und noch einmal so viele Mitwisser in der Regierung, beim Militär und in Zulieferfirmen in das Fälschungsvorhaben eingeweiht gewesen hätten sein müssen, behindert den Siegeszug des Moon Hoax (Hoax = Ente).

Youtube-Kanäle wie UfoTV, Alltime Conspiracy und Better Mankind erreichen Millionen Zuschauer mit der Behauptung, sie würden nichts weniger als die „größte Lüge aller Zeiten“ aufdecken.

Mondlandung eine Lüge? Dann wäre sie aber unbeholfen inszeniert

Die aber dann offenbar zugleich auch die am unbeholfensten inszenierte Lüge wäre. Nicht nur, dass die Nasa der ersten Mondmission Apollo 11 noch sechs weitere folgen ließ - darunter mit Apollo 13 eine dramatisch gescheiterte - obwohl die Gefahr, erwischt zu werden, mit jeder Wiederholung stieg.

Nein, die Nasa, die nach Behauptungen von Jay Weidner niemand geringeren als den Filmvisionär Stanley Kubrik („Odyssee im Weltraum“) mit der Verfertigung der Mondaufnahmen beauftragt hatte, wäre auch noch unfähig genug gewesen, sich bei Fehlern wie einem Himmel ohne Sterne, wehenden Fahnen und einem Landungsmodul ertappen zu lassen, das Landungsleugner heute anhand von Fotos vermessen und feststellen, dass die damit angeblich transportierten Astronauten gar nicht hineinpassen würden.

Wobei die Mondkeim-Erfahrungen von Buzz Aldrin dafür sprechen, dass es vielleicht deshalb genau so gewesen sein könnte.

Holm Gero Hümmler, Verschwörungsmythen, Hirzel, 222 Seiten, 19,80 Euro

Michael Büker, Was den Mond am Himmel hält, Dreifach-CD, USM-Audio, 16,99 Euro