Die sieben neuen Weltwunder Die sieben neuen Weltwunder: Schutz des Kulturerbes oder Kommerz?
Lissabon/Madrid/dpa. - Auchheute mangelt es der Welt an fantastischen Bauten nicht. Doch welchessind die prachtvollsten?
Diese Frage versucht der Schweizer Abenteurer, Filmemacher,Hobbyflieger und Millionär Bernard Weber seit sieben Jahren zuklären. Er startete eine weltweite Internet-Umfrage, um die siebenWeltwunder der Neuzeit zu bestimmen. An diesem Samstag, dem 7.7.'07,sollen sie in einer Galashow im «Stadion des Lichts» in Lissabongekürt werden. Unumstritten ist die Initiative allerdings nicht.
«Gefährdete Baudenkmäler können gerettet werden, wenn ihreSchönheit international bekannt gemacht wird», meint der 54-Jährige.So gründete er im Jahr 2001 in Zürich die New7Wonders-Stiftung. EineExpertengruppe unter Leitung des früheren UNESCO-Direktors FedericoMayor Zaragoza ermittelte unter den meistgewählten Bauwerken 20Finalisten, die nun unter dem Motto «Unser Erbe ist unsere Zukunft»gegeneinander antreten. «Es ist die erste globale Wahl der Welt»,sagt Weber. Bislang wurden mehr als 70 Millionen Stimmen abgegeben.
Für Deutschland ist das Märchenschloss Neuschwanstein dabei. Derfür König Ludwig II. im 19. Jahrhundert im Allgäu errichtete Bauliegt allerdings ziemlich weit hinten. Die Veranstalter stelltenverwundert fest, dass die Initiative in der Bundesrepublik imGegensatz zu anderen Staaten auf nur wenig Resonanz stoße. In Spanienetwa riefen König Juan Carlos und die Madrider Regierung zurAbstimmung für den Alhambra-Palast in Granada auf, der auch täglichim staatlichen Rundfunk als «neues Weltwunder» angepriesen wird. Umdie Chancen Neuschwansteins zu erhöhen, schaltete sich inzwischenaber auch die bayerische Landesregierung mit einer Werbeaktion ein.Gewählt wird auf der Internetseite www.new7wonders.com.
Die Konkurrenz ist allerdings hart. Unter den Mitbewerbern sindetwa die Akropolis in Athen, die Chinesische Mauer, der Eiffelturm inParis, das Taj Mahal im indischen Agra, das Kolosseum in Rom, dieFreiheitsstatue in New York oder die Inka-Ruinenstadt Machu Picchu.
Die UNESCO als eigentliche Hüterin des Weltkulturerbesdistanzierte sich von der Initiative. Um «jede schädigendeVerwechslung» zu vermeiden, stellte die Organisation klar, dass essich bei der Suche nach den neuen Weltwundern um eine privateMedienkampagne ohne wissenschaftliche Kriterien handele, die zudemnur die Meinung jener Bürger widerspiegele, die auch Zugang zumInternet hätten. «Diese Aktion wird in keiner Weise maßgeblich unddauerhaft zur Erhaltung der gewählten Bauten beitragen können.» Sosieht es auch der spanische Kunsthistoriker und frühere Prado-Direktor Francisco Calvo Serraller, der das Ganze für «unsinnig undkindisch» hält. «Mit dieser Methode könnte selbst das Fußballstadionvon Real Madrid zu einem Weltwunder erklärt werden.»
Richtig erbost waren die Ägypter, deren Gizeh-Pyramiden alseinziges noch erhaltenes «altes» Weltwunder ebenfalls unter denzunächst 21 Finalisten auftauchten. Dies sei absurd, hieß es. DieProteste waren so groß, dass die Pyramiden schließlich von WebersStiftung von der Abstimmung ausgenommen und zum «ewigen Weltwunder»erklärt wurden. Kritiker warfen dem Schweizer überdies vor, sichbereichern zu wollen, weil abgesehen von der kostenlosen Internet-Wahl auch per SMS oder Telefonanruf abgestimmt werden kann - und dieskostet Geld. Dies sei unsinn, sagt Weber. Vielmehr habe er aus dereigenen Tasche draufzahlen müssen. Überdies soll die Hälfte derEinnahmen in die Restaurierung alter Baudenkmäler wie etwa die vonden Taliban zerstörten Buddha-Statuen von Bamiyan fließen.
Trotz allem gab es für Weber aber auch viel Anerkennung. Diesieben alten Weltwunder standen alle im Mittelmeerraum und inVorderasien, weil dies die Antipatros bekannte Welt war. Viele Ländervor allem in der Dritten Welt sehen deshalb in der Initiative dieGelegenheit zu einer gerechteren Darstellung ihrer Kultur. So wurdeder Schweizer in vielen der Kandidaten-Ländern wie ein Visionärempfangen und als Staatsgast behandelt. Freilich werden sich vieleReiseveranstalter mit Blick auf die Vermarktungschancen der neuenWeltwunder die Hände reiben.
Die Show in Lissabon verspricht jedenfalls gute Unterhaltung.Dabei sein werden die Oscar-Preisträger Ben Kingsley und Hilary Swankoder der Astronaut Neil Armstrong, der als erster Mensch auf dem Mondwar. Für die Musik werden unter anderem Jennifer Lopez, José Carrerasund Chaka Khan sorgen. Und Weber hat schon das nächste Projekt imBlick: Er will die sieben Weltwunder der Natur küren.