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Die Nachkommen des Adels (Teil 2 Die Nachkommen des Adels (Teil 2): «Der Name war immer eher Barriere»

Von Sabine Ernst 27.05.2002, 13:40

Berlin/MZ. - Ihr eigentlicher Name lautetKatharina Isabel Erzherzogin von Habsburg-Lothringen."Viel zu lang", meint die adelige Moderatorinund nennt sich deshalb auch nach ihrer Hochzeitweiter Tita von Hardenberg. Seit 1219 führtdie Familie diesen Namen, berühmt gewordendurch den deutschen Romancier Georg PhilippFriedrich Leopold Freiherr von Hardenberggenannt Novalis oder den preußischen ReformerFreiherr Karl August von Hardenberg.

Ob man bei ihr eine romantische Ader treffe:"Nein, ich habe Novalis zwar schon sehr gern,aber ich glaube, ich bin keine Romantikerin."Dafür ist sie eine erfolgreiche Geschäftsfrau.

Als Leiterin der Berliner Fernsehproduktionsfirma"Kobalt Productions" ist sie unter anderemfür das Zeitgeistmagazin "Polylux" verantwortlich,das montags um Mitternacht im Ersten ausgestrahltwird. Die Sendung moderiert die 34-Jährigeselbst. "Ich denke, dass ist das i-Tüpfelchen",sagt sie. Trashige Inhalte, eine adelige Moderatorinund der Name eines Overhead-Projektors ausDDR-Zeiten ergeben eine Mischung mit Kultcharakter.

Dabei schien der eigene Name anfangs "kontraproduktiv"."Ich habe immer aufgepasst, dass der Namegeheim bleibt", so die gebürtige Hanseatin.Wenn das nicht klappt wird "runtergestapelt".Die Hauptsache ist, man drückt sie nicht indie "Adelsecke". Auch heute noch. Dircksenstraße,statt Kuhdamm. Bequemes Schuhwerk, anstelleeines Chauffeurs - bis zum Studio sind esnur wenige Minuten zu Fuß. "Der Name war immereher Barriere", sagt sie.

Vor allem dann, wenn man bei einem alternativenRegionalsender einsteigen will. Da hilft keinblaues Blut, da sind Referenzen gefragt. Unddie kann Tita von Hardenberg vorweisen: VerschiedenePraktika bei Funk und Fernsehen liefern diejournalistischen Grundkenntnisse, die dasStudium der Geschichte und Politikwissenschaftin München nicht vermittelt.

Aufgewachsen in Hannover, verbringt Tita vonHardenberg ihre Jugend in Berlin. "Meine Elternhaben mich nicht elitär erzogen." Keine Ausleseder Besten umgibt die Adelstochter, sondern"normale Leute aus allen Bezirken". In Berlin-Dahlembesucht sie die Waldorfschule Rudolf-Steiner.Doch: "Das hatte nichts mit Privatschule zutun, sondern mit der besonderen Philosophie."Eigenständiges Denken und Kreativität werdenhier stärker gefördert.

Vielleicht moderiert Frau von Hardenberg heuteihr Magazin gerade deshalb entgegen müdenFernsehgewohnheiten. Mitten im Bild lehntsie lässig in einem Sessel und kündigt injungem Outfit skurrile Alltagsgeschichtenan.

Im Januar dieses Jahres ist Tita von Hardenbergzum zweiten Mal Mutter geworden. SöhnchenJakob Maximilian, der nun "ein Urvertrauenin die Welt und sich selbst entwickeln" soll,verdrängte für einen Augenblick das "ersteBaby".

Damit ist kein kleiner Wonneproppen, sondernKobalt gemeint - die eigene Firma. Auch wennder Urgroßonkel von Ehemann Ferdinand derletzte Kaiser von Österreich war, ihren Berufwill Tita von Hardenberg nicht aufgeben. "Ichhabe mich wahnsinnig auf diese Arbeit gefreut",sagt sie.