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Deutschlands jüngste Sterne-Köchin Deutschlands jüngste Sterne-Köchin: Sybille Milde meistert schweres Erbe

Von Christian Ebner 03.01.2005, 09:36
Deutschlands jüngste Sterne-Köchin Sybille Milde hat am Donnerstag (23.12.2004) aus Spaß für den Fotografen in Maintal im Kochtopf Platz genommen. Der 27 Jahre alten Köchin wurde nach dem Tod der Patronin des Feinschmeckerlokals «Hessler» in Maintal bei Frankfurt die Leitung der Küche übertragen. Die Tester der maßgeblichen Feinschmeckerführer Gault Millau und Michelin ließen den «Hessler-Stern» nicht untergehen. (Foto: dpa)
Deutschlands jüngste Sterne-Köchin Sybille Milde hat am Donnerstag (23.12.2004) aus Spaß für den Fotografen in Maintal im Kochtopf Platz genommen. Der 27 Jahre alten Köchin wurde nach dem Tod der Patronin des Feinschmeckerlokals «Hessler» in Maintal bei Frankfurt die Leitung der Küche übertragen. Die Tester der maßgeblichen Feinschmeckerführer Gault Millau und Michelin ließen den «Hessler-Stern» nicht untergehen. (Foto: dpa) dpa

Maintal/dpa. - «Ob die junge Frau das kann?» fragten nicht nur die Stammgäste.«Sie kann», lautet die erste Antwort der beiden maßgeblichenFeinschmecker-Führer: Im Gault Millau gab es 16 von 20 Punkten undauch der Michelin ließ Hesslers Stern nicht untergehen. «Ich kannzwar gut kochen, aber damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet»,sagt Deutschlands jüngste Sterne-Köchin im Rückblick. «Aromatisch,leicht und bunt» sollen ihre Gerichte sein, Kräuter und diverse Ölespielen wichtige Rollen in ihren Rezepten.

In ihrer Küche führt Sybille Milde nach eigener Einschätzung einstraffes Regiment. «Ich habe mich nie drücken lassen von den Männernund immer geradeheraus gesagt, was ich denke», berichtet sie vonihrer Karriere, die sich bislang ausschließlich rund um Frankfurtabgespielt hat. Ihre klare Ansprache werde besonders von weiblichenMitarbeitern nicht immer geschätzt, während die Männer bestens damitklar kämen. Früher sei sie still und zurückhaltend gewesen, doch inder Küche werde man zwangsläufig lauter.

Etliche Erfahrungen sammelte die junge Köchin im feinen Kempinski-Hotel Gravenbruch in unmittelbarer Nähe des Frankfurter Flughafens.Dort hätten die Küchen-Crews früher im Jahres-Rhythmus gewechselt, sodass sie sehr viele Kollegen kennen gelernt habe. «Jeder kocht nurmit Wasser, aber jeder hat einen wirklich guten Trick parat. Den mussman sich abgucken.» Besonders viel gelernt hat sie in den mehr alsdrei Jahren als Sous-Chefin unter Doris-Katharina Hessler, die unterFrankfurts Gourmets auch den Beinamen «die Große» trug.

Mit anderen Großen hat Milde nicht nur gute Erfahrungen. «Da reißtsich keiner darum, nachts in der Küche zu stehen und für MichaelJackson zu kochen», erzählt sie aus ihrer Kempinski-Zeit. Zumal dieWünsche der Superstars durchaus nicht immer echte Herausforderungensind: Popsänger Jackson wollte mitten in der Nacht ein paniertesHähnchenbrust-Filet mit Pommes. Auch US-Präsident Bill Clintongelüstete es bei seinem Kempinksi-Aufenthalt nach Vertrautem: einemsaftigen Hamburger. «Da stand ständig jemand neben uns und hatgeschaut, was wir da rein tun. Nur bestes Rinderfilet übrigens.»

Für das kommende Jahr hat sich Milde vorgenommen, den Stern zubestätigen. Dabei will sie ihren eigenen, unprätentiösen Stil weiterpflegen. «Ich will ich sein. Ich bin weder eine junge Wilde, nochgehöre ich zu den abgehobenen Sterne-Köchen.» In Absprache mit PatronLudwig Hessler will sie dabei das Domizil behutsam modernisieren,dabei aber ihrem Motto treu bleiben: «Ich will, dass es den Leutenbei mir schmeckt.»