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Kinder Deutsche Kleinkinder: Mehr Breitbandantibiotika als dänische

Eine Studie hat den Einsatz von Breitbandantibiotika bei Kleinkindern in Deutschland und Dänemark ermittelt. Obwohl sich das Infektionsgeschehen in beiden Ländern kaum unterscheidet, stießen die Forschenden auf gravierende Unterschiede.

Von dpa 02.02.2024, 07:18
Ein Vater legt seine Hand auf den Kopf eines Kindes, das im Bett liegt.
Ein Vater legt seine Hand auf den Kopf eines Kindes, das im Bett liegt. Annette Riedl/dpa

Bremen - Rund 40 Prozent der Kleinkinder in Deutschland werden mit Breitbandantibiotika behandelt, wenn sie zum ersten Mal ambulante Antibiotika erhalten. Im Vergleich dazu beträgt dieser Anteil in Dänemark nur 6 Prozent. Das berichtet das Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen (Bips) mit Verweis auf eine Studie. „Medizinisch ist das nicht zu erklären“, sagte Bips-Professorin Ulrike Haug. Es sei davon auszugehen, dass sich das Infektionsgeschehen in beiden Ländern nicht grundlegend unterscheide. „Möglicherweise hat der höhere Einsatz an Breitbandantibiotika in Deutschland etwas mit Verschreibungsgewohnheiten zu tun.“ Diese Praxis sei „im Hinblick auf Nebenwirkungen und Resistenzen sehr bedenklich“, sagte Erstautor Oliver Scholle. „Manche Infektionen können nur mit Breitspektrum-Antibiotika therapiert werden, Schmalspektrum-Antibiotika wirken da nicht. Bei vielen anderen Infektionen reichen hingegen Schmalspektrum-Antibiotika“, ergänzte Ulrike Haug, Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie am Bremer Institut. Durch unnötigen Einsatz von Breitbandantibiotika werde die Entstehung von Bakterienstämmen gefördert, die gegen Breitbandantibiotika resistent seien. Zudem töte ein Breitbandantibiotikum ein breites Spektrum an Bakterien ab, was dazu führe, dass auch nützliche Bakterienarten vernichtet werden. Die Folge seien etwa mehr Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich. Bei anderen Aspekten der Verschreibung von Antibiotika sind deutsche Ärzte jedoch zurückhaltender als dänische. In der Studie, die in der Fachzeitschrift „Infectious Diseases and Therapy“ erschien, wurden Daten aus dänischen Gesundheitsregistern und deutsche Krankenkassendaten verglichen. Die Forschenden betrachteten Kinder, die von 2004 bis 2016 geboren wurden. „Im Geburtsjahrgang 2016 betrug die Zeit bis zur ersten Antibiotikaverschreibung in Dänemark etwa 21 Monate, während sie in Deutschland bei etwa 28 Monaten lag. Die Rate der Antibiotikabehandlungen pro 1000 Personenjahre betrug 537 in Dänemark und 433 in Deutschland. Dies weist zunächst auf ein zurückhaltenderes Verschreibungsverhalten in Deutschland hin“, berichtete Scholle. Besorgniserregend sei aber der Breitbandantibiotika-Anteil. Die Studie des Bips und der Süddänischen Universität in Odense zeigt in beiden Ländern positive Veränderungen bei Antibiotikaverschreibungen im Laufe der Jahre bis 2016: So stieg das Alter bei der Erstverschreibung und die Verschreibungshäufigkeit ging zurück.