DDR-Waschmaschine DDR-Waschmaschine: WM 66 macht notfalls auch Wiener Würstchen heiß

Rostock/dpa. - Sie wurde millionenfach produziert, in zahlreiche Länder exportiert und erwies sich als ausgesprochen vielseitig - die DDR-Waschmaschine «WM 66». «Am 1. Mai waren die immer randvoll mit Bockwürstchen», weiß Adelbert Vierling. «Auch zum Obst einwecken wurde die WM 66 benutzt.» Der 49-Jährige verkauft das nur leicht modernisierte Modell «WM 0600 L» 37 Jahre nach Produktionsstart im Exklusiv-Vertrieb - und das mit Erfolg. Der Absatz lag im Vorjahr bei 3000 Stück.
Produziert wird die Maschine im sächsischen Schwarzenberg - wegen der langen Tradition für viele die «Wiege der Waschmaschine». «Die Technik entspricht dem Stand der 50er und 60er Jahre», räumt Reiner Schreier ein, dessen Tarak GmbH die Maschinen herstellt. Die Geräte haben keine Trommel und keine Einlaufvorrichtung - das Wasser (30 Liter) wird per Eimer oder Schlauch direkt eingefüllt. Auf bis zu 100 Grad kann das Wasser erhitzt werden. Für einige Allergiker ist das wichtig.
Ein kleines Wellenrad am Boden bringt Wasser und Wäsche in Wallung. Nach nur sechs Minuten sind Hemden, Hosen und Socken sauber. Die «Privatversion» kostet bei Vierling immerhin 259 Euro. Für das Waschen von Lamellen-Gardinen etwa aus Büros und Arztpraxen wurde die gewerbliche «LWM 2002» entwickelt, die über einen stärkeren Motor und eine Zeitschaltuhr bis 15 Minuten verfügt (Preis: rund 750 Euro).
«Viele waschen in derselben Lauge drei Ladungen - erst Feinwäsche, dann Hemden und dann Schmutzwäsche», sagt Vierling, der in diesem Jahr den Absatz auf 6000 Maschinen verdoppeln will. Die TÜV- zertifizierte Maschine ist nicht wasserdruck-abhängig und kann auch Spannungsschwankungen wegstecken. «Das Ding ist robust.» In Schrebergärten und auf Campingplätzen ist das Gerät oft zu finden. Auch wer häufig umzieht, weiß die «WM 0600 L» («L für Luxus!») zu schätzen: Weil das Gerät nicht schleudert, braucht es auch keine Betongewichte und wiegt deshalb nur 23 Kilogramm. Die Maschine hat im Übrigen nur einen Waschgang und kann auch nicht spülen.
«Zu den Kunden gehört mit Sicherheit nicht die Handy-Generation», vermutet Schreier, der von den Verkaufszahlen dieses «Fossils sehr überrascht» ist. «Eigentlich hatte ich mich schon geistig davon verabschiedet.» Aber dann sei Vierling gekommen und habe gesagt, es gebe einen Markt für die «WM 0600 L». «Und dann haben wir weiter produziert.» Die erste «WM 66» lief 1966 beim Kombinat «Foron» vom Band. Nach der Privatisierung und mehreren Insolvenzen übernahm dann Schreier die Firma, die mit rund 30 Beschäftigten vor allem Gasheiz- Automaten herstellt.
Die Waschmaschine «Made in GDR» rumpelt noch in manchem Haushalt in Tschechien und Ungarn und wurde und wird auch nach Israel exportiert. Auch Malta, Jordanien und Afrika hat Vierling im Visier. In Holland steht bereits eine «WM 0600 L» in orange. Den Kunden empfiehlt er dazu das DDR-Waschmittel «Linda», das in Schwerin produziert wird. Die Handwaschpaste «Linda-Neutral» war jedem DDR- Bürger ein Begriff.
Doch nicht nur die Erben der «WM 66» und «Linda» haben es Vierling angetan. Er will in diesem Jahr das Markendach «AKA Electric» (DDR- Slogan: «In jedem Haus zu Hause») wiederbeleben, dessen Rechte er sich sicherte. Dann sollen auch wieder DDR-«Konsumgüter» wie das seit 1948 produzierte «Backwunder» und die kleine Schwester «Charlotte» wieder Einzug in deutsche Küchen halten. Die etwa topf-großen wohlgeformten Mini-Aluöfen mit Unter- und Oberhitze eignen sich zum Kuchenbacken, Obst dörren und Brötchen auftauen.