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DDR-Kinderzahncreme DDR-Kinderzahncreme: «Putzi» wird 50 Jahre alt

Von Gudrun Janicke 01.10.2007, 06:27
Im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden stehen Zahncremetuben der Marke «Putzi». (Foto: dpa)
Im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden stehen Zahncremetuben der Marke «Putzi». (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Dresden/dpa. - Heute wird das Putzmittel in der Dresdener Firma DENTAL-Kosmetik GmbH & Co. KG produziert. «Ab1957 gab es "Putzi". Ein genaues Datum für den "Geburtstag" konntenicht ermittelt werden», sagt Sebastian Köpcke, der mit Thomas Gubigdas Werkarchiv von DENTAL betreut.

Trotz chronischen Rohstoffmangels in der DDR konnte das damalsneuartige Produkt zunächst in den Geschmacksrichtungen Schoko, Banane und Himbeere auf den Markt gebracht werden. Von den 1960er Jahren an wuchsen die Kids dann nur noch mit dem Einheitsgeschmack «fruchtig»auf. Das tat dem heimlichen Vergnügen, die schaumige Masse trotzWarnungen der Eltern hinunterzuschlucken, keinen Abbruch.

Produziert wurde im damaligen volkseigenen Betrieb Elbe-Chemie:Das Unternehmen war aus mehreren traditionsreichen privaten undspäter verstaatlichten Firmen gebildet worden. Dazu gehörten auch dieDresdner Leo-Werke, die eine lange Erfahrung mit der Herstellung vonZahncreme hatten. 1907 entwickelte hier der Apotheker OttomarHeinsius von Mayenburg zum ersten Mal in Deutschland eine Paste, dieer in eine wiederverschließbare Tube drückte.

«"Putzi" hatte seine Werbefiguren», sagt Köpcke, der noch einigeAufsteller aus Drogerien und Konsum-Geschäften aus Vorwendezeiten inder Sammlung hat. Zunächst war es ein stilisierter Matrose, der andie Trickfilmfigur Seemann Popeye erinnerte. «Er schaute freundlichund drohte nicht mit dem Zeigefinger, damit Kinder regelmäßig dieZähne putzen», sagt Gubig.

Später wurde das DDR-Fernseh-Sandmännchen Werbeträger für «Putzi».Ab Anfang der 1960er Jahre erinnerte er die Jüngsten daran, was vordem Schlafengehen noch Wichtiges zu tun ist. Zehn Jahre späterübernahm den Job des Mahners für Zahngesundheit der gelbe Bummi-Bär,bekannt von der Kinderzeitschrift «Bummi», die noch heute auf demMarkt ist. «Nach der Wende kam ein lustiges Dinosaurier-Baby miteinem bunten Strickpulli», sagt Dental-Marketing-Chefin BirgitHeroldt.

Neben Zahncreme wurden zu DDR-Zeiten auch Zahnbürsten und -becherunter dem Logo «Putzi» angeboten. Großer Beliebtheit erfreuten sichdamals die berühmten Geschenkpackungen, die bei vielen Kindern zuGeburtstagen oder Weihnachten auf den Gabentischen landeten. In denmit Stoff ausgelegten kleinen Kartons waren Zahncreme, Bürste, Becherund Mundwasser - wie in Präsentboxen mit Parfüm, Rasierwasser oderSeife für Erwachsene - arrangiert.

Heute gebe es «Putzi» in Erdbeere und Tuttifrutti mit Calcium,spezielle Zahnbürsten und Zahnpflegekaugummis für Kids, sagtMarketing-Chefin Heroldt. Exportiert wird fast in die ganze Welt.DENTAL-Kosmetik Dresden stellt mit rund 110 Beschäftigten täglichrund 300 000 Tuben Zahncreme her. Neben «Putzi» auch «elkadent», «el-ce-med», Rot-Weiß» und «Perlodont». Zudem werden täglich rund 30 000Flaschen Mundwasser abgefüllt. 2006 konnte ein Umsatz von 39Millionen Euro erreicht werden.