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Papiere von 25.000 Menschen gefunden DDR-Akten von 25.000 Patienten am Helios Klinikum Berlin-Buch gefunden

30.01.2019, 09:38
Hier wurden die Akten gefunden: Das Helios Klinikum Berlin-Buch.
Hier wurden die Akten gefunden: Das Helios Klinikum Berlin-Buch. imago stock&people

Berlin - Rund zwei Wochen nach einem großen Dokumentenfund auf dem Gelände einer früheren Klinik der DDR-Staatssicherheit in Berlin schalten sich Experten für Stasi-Unterlagen persönlich ein. Archivare würden sich den Fund im Lauf des Tages anschauen, sagte eine Sprecherin des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen am Mittwoch auf Anfrage.

Die Erwartungshaltung, dass es sich tatsächlich um von der DDR-Staatssicherheit angelegte Dokumente handelt, sei angesichts bisher bekannter Beschreibungen und Fotos aber gedämpft.

Die Überprüfung soll demnach vielmehr letzte Gewissheit bringen, dass der Verdacht einer möglichen Stasi-Urheberschaft entkräftet ist. Erste Ergebnisse lägen frühestens am Donnerstag vor, sagte die Sprecherin. Es sei schnell geklärt, wenn erwartungsgemäß keine Stasi-Unterlagen enthalten sein sollten. Stasi-Unterlagen müssten dem Behördenarchiv überlassen werden.

DDR-Patientenakten: Papiere von 25.000 Menschen gefunden

Der Fund, der unter anderem OP-Protokolle aus den Jahren 1962 bis 1979 umfasst, betrifft schätzungsweise 25 000 frühere Patienten. Sie waren Mitte Januar auf einem seit Jahren verlassenen Ex-Klinik-Gelände in Berlin-Buch gefunden worden - in einem Wandschrank, in dem nach Klinikangaben ansonsten Kabelversorgung und Haustechnik untergebracht waren.

Bei einem Umzug 2007 waren die Papiere offenbar vergessen worden. Auf dem Areal befanden sich zu DDR-Zeiten neben einer städtischen Klinik auch zwei besonders gesicherte, für die Öffentlichkeit unzugängliche Krankenhäuser der Regierung und der Stasi.

Mutmaßlich von der Datenpanne betroffene frühere Patienten haben sich bisher kaum gemeldet: „Es gab drei Patientenanfragen“, sagte eine Sprecherin des Helios-Klinikums Berlin-Buch auf Anfrage. „Der erwartete Ansturm ist ausgeblieben.“ Der Konzern hatte das Areal 2001 übernommen - und ist damit für Unterlagen der Vorgängereinrichtung verantwortlich.

Die Sprecherin sagte, es werde geprüft, ob die Anfragen in den Zeitraum passen, aus dem die Dokumente stammen. Bei Berlins Datenschutzbeauftragter Maja Smoltczyk hieß es, es sei keine einzige Bürgeranfrage zu dem Thema eingegangen.

Die Dokumente sollen nach Angaben der Sprecherin des Helios-Klinikums nicht aus der Stasi-Klinik selbst stammen, sondern dort wohl erst nach der Wende hingebracht worden sein. Tatsächlich entstanden seien sie in der Orthopädie-Abteilung des Städtischen Klinikums Buch. Es handele sich nicht um Patientenakten mit komplett dokumentierten Krankheitsgeschichten, betonte die Klinik. Die Papiere seien nun im eigenen Archiv gesichert worden.

Der Vorfall ist Anlass dafür, dass die übrigen alten Gebäude auf dem leerstehenden Areal durchsucht werden sollen, um weitere derartige Pannen ganz sicher ausschließen zu können. „Da wird noch in jeden Kabelschacht geguckt“, sagte die Kliniksprecherin. Um potenziell betroffene Ex-Patienten zu informieren, habe man auf verschiedenen Kanälen auf den Fall hingewiesen - etwa mit Zeitungsanzeigen, auf der Webseite und in sozialen Medien.

Ermittlungen wegen Diebstahl-Verdacht eingeleitet

Bei der Landesdatenschutzbeauftragten ist die Prüfung des Vorfalls laut einer Sprecherin abgeschlossen. Angesichts der öffentlichen Information des Klinikums und der Sicherstellung der Unterlagen gebe es keine weitere Veranlassung, tätig zu werden. Der Fund ging auf einen Hinweisgeber zurück. Zuerst hatten der „Berliner Kurier“ und die „Berliner Zeitung“ darüber berichtet. Bei der Berliner Polizei laufen derweil Ermittlungen wegen des Verdachts des schweren Diebstahls, wie eine Sprecherin sagte. Grund sind Einbruchspuren am Gebäude. Ob Dokumente fehlen, ist aber unklar.

Das Gelände ist seit langem beliebt bei Hobbyfotografen und Sprayern, die sich beim Aufsuchen verlassener Orte nicht von Zäunen, Alarmanlagen und Wachschutz abhalten lassen. Das ehemalige Klinikareal gehört heute dem Land Berlin und wird von der Landesgesellschaft BIM verwaltet.  (dpa)