Tag der Deutschen Einheit Das Erbe der DDR: Von Ampelmännchen bis Halloren-Kugeln
Trabis kennt jeder, wenn es um die DDR geht. Aber was ist mit dem kürzeren Abitur und Broilern? Auch nach der deutschen Wiedervereinigung vor genau 33 Jahren lebt ein Teil der DDR weiter.
Berlin - Vor 33 Jahren wurde die Einheit Deutschlands vollzogen. Doch noch bis heute sind Reste der DDR sichtbar. „Man findet an jeder Ecke Spuren der Kunst, Architektur und Ideologie der untergegangenen Gesellschaft“, sagt Stefan Wolle, wissenschaftlicher Leiter des DDR Museums Berlin. Eine Übersicht, wo und wie das DDR-Erbe Deutschland bis heute beeinflusst:
Grünpfeil für Rechtsabbieger
Der „grüne Pfeil“ verkürzte ab den 1960er Jahren in der DDR die Wartezeiten für Rechtsabbieger an der roten Ampel. Ursprünglich sollte das Schild nach der Wiedervereinigung abgeschafft werden, wurde aber 1994 sogar bundesweit eingeführt.
Noch heute erlaubt es Autofahrern, auch bei Rot nach einem kurzen Stopp und freier Bahn rechts abzubiegen. Die Straßenverkehrsordnung bezeichnet das Zeichen offiziell als Grünpfeil.
„Steher“ und „Geher“ sorgen für mehr Sicherheit
Der rote „Steher“ und der grüne „Geher“ prägten die Kreuzungen in der DDR. Ampelmännchen-Erfinder Karl Peglau wollte damit die Sicherheit für Fußgänger verbessern. Die im Vergleich zu West-Männchen etwas gedrungeneren Ost-Figuren mit Hut überlebten trotz des geplanten Austauschs die Wiedervereinigung - und wurden zum weit über Berlin hinaus bekannten Logo.
In vielen Städten existieren sogar kreative Varianten: Zum Beispiel regeln in Bremen die Bremer Stadtmusikanten und in Mainz die Mainzelmännchen den Fußgängerverkehr.
Broiler - Grillhähnchen aus dem Osten
Auch das ostdeutsche Grillhähnchen, als Broiler bekannt, hat eine gewisse Berühmtheit erlangt. Der Name leitet sich vom englischen Wort „to broil“, was grillen bedeutet, ab.
Die DDR übernahm die industrielle Geflügelproduktion aus Bulgarien und gründete in den 1970er Jahren die Kombinate Industrielle Mast. Dadurch konnte sowohl die Ei- als auch die Fleischproduktion in großem Maßstab kosteneffizient und zeitsparend durchgeführt werden.
Kurzes Abitur
Das zwölfjährige Schulsystem der DDR hat auch die Einheit überlebt. Nach der Wiedervereinigung hielten Sachsen und Thüringen an der achtjährigen Gymnasialzeit (G8) fest, während Schüler und Schülerinnen in anderen Bundesländern in der Regel ihr Abitur erst nach neun Jahren am Gymnasium (G9) erhielten. Danach übernahmen auch westdeutsche Schulbehörden das G8-Modell, wobei derzeit einige allmählich wieder zu G9 zurückwechseln.
Sandmännchen als Zeitreisender in Traumwelten
Das Sandmännchen, ähnlich ikonisch im deutschen Fernsehen wie das Ampelmännchen im Straßenverkehr, eroberte erstmals im Jahr 1959 die Bildschirme im Deutschen Fernsehfunk, wie das staatliche Fernsehen in der DDR hieß. Die tägliche Sendung „Abendgruß“ wurde ein festes Ritual beim Zubettgehen für viele Kinder. Nach der Wiedervereinigung überstand das Sandmännchen die Konkurrenz aus dem Westen.
Süße DDR-Erinnerungen in Kugelform
Ein weiteres Kultprodukt aus der DDR eroberte die Herzen bundesdeutscher Süßigkeitenliebhaber: die Halloren-Kugeln, die es seit 1952 gibt. Die Geschichte der Schokoladenfabrik reicht sogar bis ins Jahr 1804 zurück, als Friedrich August Miethe eine kleine Konditorei und Honigkuchenbäckerei in Halle an der Saale gründete. Der niedrige Schokoladen-Anteil in den Halloren Kugeln geht auf die DDR-Zeit zurück, als Kakao äußerst knapp war.
Das Motorrad Schwalbe wird elektrisch
Obwohl die Produktion 1986 endete, erlebt die Schwalbe heute eine Renaissance in Form von elektrisch-betriebenen Versionen. Unternehmen wie Govecs bringen das ursprüngliche DDR-Produkt als umweltfreundliche Alternative auf den Markt.
In den 1980er Jahren erreichten die Produktionszahlen fast 1,5 Millionen Einheiten. Die moderne E-Schwalbe bewahrt dabei das charakteristische Design und die Merkmale der ursprünglichen Version.
Mauer als Symbol der Teilung und Wiedervereinigung
Die Berliner Mauer, das Symbol der deutsch-deutschen Teilung, erstreckte sich in der heutigen Bundeshauptstadt über eine Länge von 155 Kilometern und umschloss einst West-Berlin. 1989 fiel sie schließlich. Ihre Überreste wurden von „Mauerspechten“ bearbeitet, die Souvenirs sammelten.
Heute sind Mauerteile auf der ganzen Welt zu finden, während in Berlin selbst nur noch wenige authentische Reste am ursprünglichen Ort zu sehen sind.