1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. «Das Auto lernt sehen»: «Das Auto lernt sehen»: Nachtsicht-Assistent soll Sicherheit erhöhen

«Das Auto lernt sehen» «Das Auto lernt sehen»: Nachtsicht-Assistent soll Sicherheit erhöhen

Von Frank Heidmann 15.11.2006, 14:12
Der von Bosch und DaimlerChrysler entwickelte Nachtsicht-Assistent für Fahrzeuge, mit dem die beiden Unternehmen am Wettbewerb um den Deutschen Zukunftspreis 2006 teilnehmen. (Foto: dpa)
Der von Bosch und DaimlerChrysler entwickelte Nachtsicht-Assistent für Fahrzeuge, mit dem die beiden Unternehmen am Wettbewerb um den Deutschen Zukunftspreis 2006 teilnehmen. (Foto: dpa) Deutscher Zukunftspreis

Stuttgart/dpa. - Hier soll ein neues System Abhilfe bieten: Der Nachtsicht-Assistent liefert ein klares und scharfes Abbild der Straße, istderzeit aber bislang nur in der S-Klasse von Mercedes-Benz zu haben -was sich jedoch bald ändern soll.

Das Bild auf dem Acht-Zoll-Monitor sorgt für bessere Sicht als mitden besten Scheinwerfern und dadurch für mehr Sicherheit für dieVerkehrsteilnehmer. Das von den Partnern DaimlerChrysler und Bosch inStuttgart entwickelte Projekt ist in diesem Jahr für den DeutschenZukunftspreis des Bundespräsidenten nominiert.

Projektsprecher Jürgen Seekircher bringt die verblüffenden Wirkungdes Nachtsicht-Assistenten auf die Formel: «Das Auto lernt jetzt dasSehen.» Warum das nötig ist, lehrt die Statistik. Abends und nachtsverringert sich das Verkehrsaufkommen auf bis zu 15 bis 20 Prozent;aber trotz der wenigen Autos ereignet sich nachts jeder drittetödliche Verkehrsunfall. «Dagegen wollten wir etwas tun», sagtSeekircher und meint mit «wir» die Entwickler bei Mercedes und Bosch.Diese arbeiten schon seit 1987 an Projekten für den unfallfreienStraßenverkehr, wie Prof. Peter M. Knoll von Bosch erklärt.

Der Nachtsicht-Assistent besteht im Wesentlichen aus dreiKomponenten: Da gibt es einmal Infrarot-Schweinwerfer, die ohneBlendung des Gegenverkehrs die Straße beleuchten; dann das großeschwarz-weiß-Display mitten im Kombi-Instrument (Armaturenbrett) undschließlich als Herzstück eine völlig neu entwickelte Kamera, dieeine deutlich höhere Auflösung hat als etwa eine Wärmebild-Kamera beiherkömmlichen Nachtsicht-Systemen. «Die Kamera ist besser als eineSpiegelreflex-Kamera, weil die Zahl der Graustufen drastisch erhöhtwurde.»

Im Praxistest konnten die Autofahrer hell gekleidete Testpuppen amStraßenrand mit dem Nachtsicht-Assistenten bereits vierzig Meterfrüher erkennen als mit Abblendlicht. Noch verblüffender war derEffekt bei dunkel gekleideten Puppen: Statt erst aus 70 Metern wurdensie mit dem Nachtsicht-Assistenten bereits aus einer Entfernung von160 Metern erkannt.

Bei Mercedes-Benz ist man mit dem «sehenden Auto» rundherumzufrieden. «Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kommt man mit demSystem sehr gut zurecht», sagen laut Seekircher die Kunden. Nach undnach soll das Sicherheitssystem auch in kleineren Modellen als der S-Klasse angeboten werden. Und nach einem gewissen zeitlichen Vorlaufdarf Bosch bald das System auch anderen Automobilherstellernanbieten. Dann sollen noch mehr Autos «sehen» lernen.