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Dänemark Dänemark: Menschen nehmen für immer Abschied von «Kaiserin» Dagmar

Von Thomas Borchert 22.09.2006, 06:00
Ein Bild der Zarin Maria Fjodorowna in der Ausstellung «Die Heimkehr nach Russland» über Zar Alexander III. und Zarin Maria Fjodorowna in St. Petersburg (Foto: dpa)
Ein Bild der Zarin Maria Fjodorowna in der Ausstellung «Die Heimkehr nach Russland» über Zar Alexander III. und Zarin Maria Fjodorowna in St. Petersburg (Foto: dpa) EPA

Roskilde/Kopenhagen/dpa. - Die Dänen nennen Maria Fjodorowna, dieMutter des letzten russischen Zaren Nikolai II., immer nur «Kaiserin»Dagmar. Als solche hat die einstige Zarin nach ihrem Tod 1928 imKopenhagener Exil ihre letzte Ruhe im Dom von Roskilde gefunden, woseit dem 14. Jahrhundert alle 20 dänischen Könige und 17 Königinnenbegraben sind. Königin Margrethe II. (66) wird in der ersten Reihesitzen, wenn der Sarg mit ihrer Urgroßtante am Samstag feierlich aufden Weg nach Russland gebracht wird. «Was jetzt passieren wird, istgenau das Richtige. Es kann ein sehr schönes Ereignis werden. Ichfreue mich darauf», beschrieb die populäre Regentin ihre Erwartungenaus den Sommerferien auf dem südfranzösischen Weinschloss Caix.

Die gebürtige dänische Prinzessin Dagmar war 1919 im Gefolge derOktoberrevolution nach 53 Jahren in Russland und mit immerhin schon71 Jahren nur höchst widerwillig in ihre Heimat zurückgekehrt. Hierlebte sie im Winter im Königsschloss Amalienborg und im Sommer imKopenhagener Schlösschen Hvidøre - immer in engem Kontakt mit anderenrussischen Emigranten, zeitweise verarmt und völlig auf Unterstützungdurch ihre dänische Verwandtschaft angewiesen.

Als die ehemalige Zarin am 13. Oktober 1928 starb, wurde in ganzKopenhagen halbmast geflaggt. Nur nicht vor der sowjetischenGesandtschaft am Frydensdalsvej. Auf Schloss Amalienborg versammeltensich Angehörige einiger europäischen Königshäuser. 3500 Russland-Emigranten erwiesen Dagmar vor dem Sarg in der russisch-orthodoxenKirche Kopenhagens in der Bredgade die letzte Ehre.

Nach dem Zusammenbruch von Kommunismus und Sowjetimperium stießendie zunehmenden Forderungen aus Russland nach einer Rückführung desLeichnams zunächst auf eher zurückhaltende Reaktionen in DänemarksHauptstadt. Aus der weggejagten Zarengattin und -mutter MariaFjodorowna war für viele der betont monarchistischen Dänen für immerdie dänische «Kaiserin» Dagmar geworden.

Weitere Verzögerungen bei den langen und als ziemlich kompliziertgeschilderten Verhandlungen zwischen beiden Regierungen sowie demdänischen Hof brachte 2002 eine diplomatische Krise zwischen beidenLändern: Nachdem Kopenhagen gegen massive Proteste aus Moskau demtschetschenischen Exil-Politiker Achmed Sakajew die Einreise zu einemKongress erlaubt hatte, herrschte lange Funkstille.

Für die dann doch erzielte Einigung zur Überführung desEichensarges mit den Gebeinen der Ex-Zarin stellte die dänischeKönigsfamilie Bedingungen. Die russischen Behörden musstengarantieren, dass keine DNA-Proben entnommen werden und dass der Sargweder für andere Zwecke geöffnet noch jemals wieder vom neuenGrabplatz in der St. Petersburger Peter- und Pauls-Kathedraleentfernt wird.

Nach einem Gottesdienst am Samstag im Dom von Roskilde wirdder Sarg ins 30 Kilometer entfernte Kopenhagen gebracht. Hier isteine feierliche Prozession durch die Stadt mit berittenenGardehusaren vorgesehen. Der Sarg soll dabei am Gelben Palais amSchloss Amalienborg vorbeigefahren werden, wo Dagmar am 26. November1847 zur Welt kam. Und an der russisch-orthodoxen Kirche, in der sie81 Jahre später nach ihrem Tod aufgebahrt wurde. Dänische Endstationder langen Reise wird das Kriegsschiff «Esbern Snare», das ZarinMaria Fjodorowna alias «Kaiserin» Dagmar über die Ostsee nach St.Petersburg bringen soll. Dort soll sie am 28. September in ihrerendgültigen Ruhestätte beigesetzt werden.

Das Bild aus dem Jahr 1893 zeigt die dänische Prinzessin Dagmar (1847-1928) mit ihrem Ehemann Zar Alexander III (1845-1894). (Foto: dpa)
Das Bild aus dem Jahr 1893 zeigt die dänische Prinzessin Dagmar (1847-1928) mit ihrem Ehemann Zar Alexander III (1845-1894). (Foto: dpa)
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