Cheops-Pyramide Cheops-Pyramide: Roboter entdeckt neue Tür mit Kupfergriffen

Kairo/dpa. - Wenige Tage nach der Live-Übertragung aus derCheops-Pyramide von Gizeh haben Wissenschaftler in der berühmtenPharaonen-Grabstätte eine weitere, bislang unbekannte Tür entdeckt.Damit erhalten die Spekulationen über das noch unerforschteInnenleben des beeindruckenden Grabmals neue Nahrung.
Wie der ägyptische Chefarchäologe Zahi Hawwas am Montag in Kairomitteilte, befindet sich die mit zwei Kupfergriffen versehene Tür imNordschacht der so genannten Königinnenkammer. Die Tür gleicht der1993 von dem deutschen Ingenieur Rudolf Gantenbrink im Südschachtentdeckten Tür. Laut Hawwas beträgt der Abstand zwischen der Kammerund der neu entdeckten Tür exakt 64 Meter, genau wie im Südschacht.Allerdings sind beide Schächte nicht völlig symmetrisch, denn derSüdschacht steigt steil auf, während der Nordschacht einige Ecken undBiegungen hat.
«Wir wissen nun, dass die Schächte nachträglich geplant wordensind, denn der Nordschacht wurde mit mehreren Kurven gebaut, damit erdie große Galerie (die zur Grabkammer führt) nicht berührt», erklärteHawwas, der von einer bedeutenden Entdeckung sprach. Auf die Frage,wie ein nur 20 mal 20 Zentimeter weiter gewundener Schacht mit dendamaligen Werkzeugen nachträglich eingebaut werden konnte, sagte er:«Das wissen wir noch nicht.» Möglicherweise sei für die Arbeiten einZugang geschaffen und später wieder verschlossen worden.
Durch ein Loch in der so genannten Gantenbrink-Tür war am 17.September im Rahmen einer weltweiten TV-Übertragung eineRoboterkamera der National Geographic Gesellschaft geschickt worden.Die Kamera lieferte Bilder von einem Hohlraum und einem weiterenStein, der den Schacht blockierte. Zur Erforschung des Nordschachtsbenutzten die Archäologen nun den gleichen Roboter. Hawwas glaubt,dass sich hinter der Nordschacht-Tür der gleiche Hohlraum und diegleiche Art von Blockier-Stein befinden wird wie im Südschacht. DerZeitpunkt für die Fortsetzung der Untersuchung stehe aber noch nichtfest, sagte er. Gantenbrink hatte mit seinem Roboter damals nur dieersten 19 Meter des Nordschachts untersucht.
Hawwas ist nach seiner jüngsten Entdeckung nun der Meinung, dassnicht nur die Schächte, sondern auch die Steine, die dieseverschließen, eine religiöse Bedeutung haben. In Schriften aus derZeit der Pharaonen sei die Rede von Türen, die von Schlangen bewachtwerden und von Riegeln, die der König auf seiner Reise ins Jenseitsöffnen müsse.
Im Gespräch mit der dpa in Kairo verteidigte sich Hawwas am Montagaußerdem gegen die Kritik deutscher Archäologen an der Live-Übertragung der Roboter-Untersuchung vergangene Woche. Dem Direktordes Ägyptischen Museums in Berlin, Dietrich Wildung, der diewissenschaftlichen Erkenntnisse aus der vergangene Woche liveübertragenen Untersuchung als «minimal» bezeichnet hatte, er habewenig Ahnung von der Architektur der Pyramiden und habe «falscheAnschuldigungen» gemacht.
Wildung hatte behauptete, Teile der gezeigten Bilder seien schonvor Tagen aufgezeichnet worden. So sei die Öffnung eines Sarkophagsmit einem Skelett nicht live gewesen. «Das Publikum wurde an der Naseherumgeführt», fügte er hinzu. Hawwas erklärte dagegen: «DerSarkophag wurde schon eineinhalb Monate früher im Grab entdeckt, aberich schwöre bei Gott, dass wir ihn vor der Sendung nicht geöffnethaben.»
Die Pyramide des Pharao Cheops (ca. 2620-2580 v. Chr.) ist mitihren ursprünglich 146 Metern Höhe die größte der Pyramiden vonGizeh. Für den Bau wurden etwa zweieihalb Millionen Steineaufeinander geschichtet. Die Pyramide wurde von Grabräuberngeplündert. Von der Beisetzung des Pharaos ist nur die Wanne derSarkophags erhalten, die Mumie fehlt bis heute. Auch, was sich in derso genannten Königinnenkammer befunden hat, ist noch unklar. ZahiHawwas zweifelt an der Theorie einiger Archäologen, wonach in einerNische der Kammer eine Cheops-Statue aufgestellt war.