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Niedersachsen CDU: Lücken bei Versorgung mit Schwangerschaftsabbrüchen

Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, unterscheidet sich in Niedersachsen je nach Region stark. Die Meinungen, ob das ein Problem ist, gehen auseinander.

Von dpa 12.02.2025, 05:00
In einem Operationssaal liegt OP-Besteck für einen Schwangerschaftsabbruch bereit. (Symbolbild)
In einem Operationssaal liegt OP-Besteck für einen Schwangerschaftsabbruch bereit. (Symbolbild) Uwe Anspach/dpa

Hannover - Für Frauen, die ihre Schwangerschaft beenden wollen, ist die Versorgungslage in Niedersachsen von Region zu Region sehr unterschiedlich. Das zeigen Daten des Gesundheitsministeriums. Demnach gibt es in den acht Versorgungsbereichen eine große Spannbreite bei der Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die Abtreibungen vornehmen.

  • Versorgungsbereich 1 (Landkreise Cuxhaven, Harburg, Osterholz, Rotenburg und Stade): 11 Ärztinnen/Ärzte
  • Versorgungsbereich 2 (Landkreise Celle, Gifhorn, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Soltau-Fallingbostel und Uelzen sowie die Stadt Wolfsburg): 26 Ärztinnen/Ärzte
  • Versorgungsbereich 3 (Landkreise Helmstedt, Hildesheim, Peine und Wolfenbüttel sowie die Städte Braunschweig und Salzgitter): 30 Ärztinnen/Ärzte
  • Versorgungsbereich 4 (Landkreise Göttingen, Goslar, Holzminden und Northeim): 6 Ärztinnen/Ärzte
  • Versorgungsbereich 5 (Landkreise Hameln-Pyrmont und Schaumburg sowie die Region Hannover): 27 Ärztinnen/Ärzte
  • Versorgungsbereich 6 (Landkreise Diepholz, Nienburg, Oldenburg, Vechta und Verden sowie die Städte Delmenhorst und Oldenburg): 8 Ärztinnen/Ärzte
  • Versorgungsbereich 7 (Landkreise Emsland, Grafschaft Bentheim und Osnabrück sowie die Stadt Osnabrück): 7 Ärztinnen/Ärzte
  • Versorgungsbereich 8 (Landkreise Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Friesland, Leer, Wesermarsch und Wittmund sowie die Städte Emden und Wilhelmshaven): 8 Ärztinnen/Ärzte

Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Gesamtzahl von 123 Ärztinnen und Ärzten leicht gestiegen, sie bewegt sich aber seit Jahren in etwa auf demselben Niveau.

CDU-Abgeordnete: Frauen haben optimale Beratung verdient

Eine Aufschlüsselung nach einzelnen Landkreisen gibt es nicht, wie die CDU-Politikerin Laura Hopmann kritisiert. Die Landtagsabgeordnete habe die Daten bei der Landesregierung angefragt, nachdem sie Hinweise auf eine lückenhafte Versorgung erhalten habe.

„Wir wissen immer noch nicht, ob es womöglich ganze Landkreise ohne entsprechende Versorgung gibt. Die Antwort der Landesregierung zeigt aber auch so schon Mängel in der Versorgung“, sagte Hopmann. Sie fordert: „Die Frauen in Niedersachsen haben – ganz besonders in so einer schwierigen Situation – eine optimale Beratungsstruktur und medizinische Versorgung verdient, egal ob sie im Harz, in Hannover oder auf einer Insel wohnen.“

Regierung erklärt „zumutbare Wege“ zum Ziel

Das Gesundheitsministerium betonte, man nehme Beispiele der Unterversorgung sehr ernst. Es handele sich um ein „höchst emotionales Thema“ und die Frauen, die sich für einen Abbruch entschieden, seien oftmals in Situationen großen psychischen und sozialen Drucks. 

„Vor diesem Hintergrund verbieten sich Versuche, Zahlen objektiv zu bewerten, da die subjektiv empfundene Versorgungslage nachvollziehbarerweise noch abweichen und als deutlich schlechter wahrgenommen werden kann, als Versorgungswerte nahelegen mögen“, sagte ein Sprecher. „Ziel ist stets, allen Frauen im Flächenland Niedersachsen zumutbare Wege bei möglichen Schwangerschaftsabbrüchen anbieten zu können.“

Dass Frauen für einen Schwangerschaftsabbruch teils in benachbarte Bundesländer ausweichen, ergibt sich für das Ministerium auch aus der zentralen Lage Niedersachsens. Für manche Frauen sei der Weg zum Beispiel nach Bremen oder Hamburg kürzer als in die nächste niedersächsische Stadt.

Berufsverband für Frauenärzte: Keine Probleme

Der Berufsverband für Frauenärzte Niedersachsen sieht keine Versorgungsprobleme beim Thema Abtreibung. „Man darf hier nicht direkt nach Regionen gehen, zumal Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen möchten, gerne in eine andere Stadt reisen, wo sie nicht bekannt sind und damit anonym bleiben können“, sagte der Landesvorsitzende Christian Albring. Behandlungsengpässe seien ihm nicht bekannt. 

Ein wichtiger Faktor sei aber die Öffentlichkeit: Je kleiner eine Stadt sei, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass es Aktionen gegen die Ärztinnen und Ärzte gebe, die Schwangerschaftsabbrüche vornähmen. Insofern sei es auch für die Schwangere sinnvoll, den Abbruch dort vornehmen zu lassen, wo die Praxen seltener von Abtreibungsgegnern belagert würden.

Minister: Abtreibungen sollen Teil des Medizinstudiums werden

SPD und Grüne im Landtag setzen sich wie auch Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) für eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in den ersten zwölf Wochen sowie für bessere Beratungs- und Versorgungsstrukturen ein. 

Der Minister dringt zudem darauf, dass Schwangerschaftsabbrüche ein fester Bestandteil des Medizinstudiums werden. „Dies bundeseinheitlich zu regeln, ist eine klare Erwartungshaltung an eine neue Bundesregierung“, sagte sein Sprecher.