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"Bud hätte sich gefreut" Bud Spencer und Terence Hill - Chor singt (fast) nur Musik ihrer-Filme

Von Marco Krefting 04.10.2018, 05:46
Dieser Chor widmet sich ganz der Musik der Filme von Bud Spencer und Terence Hill.
Dieser Chor widmet sich ganz der Musik der Filme von Bud Spencer und Terence Hill. dpa

München - n der ersten Reihe des Chors steht ein Mann, der genauso gut auf dem Heavy-Metal-Festival in Wacken headbangen könnte. Ein paar Plätze weiter wippt eine junge Frau zu den Gitarrenklängen - mit einer Flasche Bier in der Hand. Dass hier kein klassischer Kirchenchor probt, wird auf den ersten Blick deutlich. Der Text: „Lalalala-La-La, Lalalala-La-La, Lalalala-Laa-La-Laa-Lalala-La-La“.

Es ist das Stück des Feuerwehrchors aus dem Film „Zwei wie Pech und Schwefel“, bei dem Bud Spencer höchstpersönlich mitträllert. Mehrere Dutzend Sänger und Sängerinnen in München haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Repertoire ausschließlich aus Filmen von Spencer und seinem Kompagnon Terence Hill - oder mit einem von beiden - zu bestücken.

Bud-Spenzer-Heart-Chor hat riesigen Zulauf

Der Bud-Spenzer-Heart-Chor ist längst kein kleiner Kneipenchor mehr, auch wenn er sich meistens in einer Kneipe zur Probe trifft. Inzwischen gilt ein Aufnahmestopp für neue Mitglieder - Chorleiter Dominik Schauer muss bei den Anfragen sogar aussieben.

„2017 hatten wir gut 20 Auftritte. Dieses Jahr werden es sicher genauso viele“, sagt er. Private Anfragen etwa für Hochzeiten könne er nicht annehmen. Dafür spielte der Chor bei einer Vernissage, beim Weihnachtsbaumschmücken in der Nachbarschaft der Stammkneipe und - soweit man das im zweiten Jahr so sagen kann - traditionell an Spencers Todestag, dem 27. Juni, in einem Club in der Innenstadt.

Der Chor stand auch schon beim Spencerhill-Festival vor Tausenden Fans auf der Bühne. Dass im Chornamen Spencer mit Z geschrieben wird, hat laut Schauer vor allem mit Abgrenzung zu tun. Mit Spencers Manager habe er wegen markenrechtlicher Bedenken gesprochen: „Der hat gesagt, Bud hätte sich sicher gefreut, dass es so einen Chor gibt.“

Das ungleiche Schauspieler-Paar Spencer/Hill prägte über Jahrzehnte mit Filmen wie „Vier Fäuste für ein Halleluja“ das Genre des Italo-Westerns: Ohrfeigen ersetzten Revolverschüsse, richtig brutal und blutig wurde es aber nie. Während Terence Hill mit 79 Jahren nach wie vor durch die Weltgeschichte tourt, zuletzt diesen Sommer in seiner deutschen Heimat, starb Spencer 2016 im Alter von 86 Jahren.

Dass der schon zu Lebzeiten Kultstatus erreicht hatte, bezeugt nicht nur ein nach ihm benanntes Freibad in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg). Spencer habe in Deutschland etwa vier Millionen Fans, schätzt Michael Maaß von der Spencerhill Event GmbH, die alljährlich ein offizielles Fantreffen organisiert. Dieses Jahr kamen dazu knapp 4000 Menschen ins sächsische Lommatzsch.

Bud Spener und Terence Hill haben weiter viele Fans

„Wahrscheinlich sind es auch mehr, wenn man den Begriff Fan etwas locker sieht. Denn schlussendlich kennt jeder die Filme oder hat sie schon mal gesehen, zumindest in der Altersgruppe ab 20.“ Unverändert lägen die Einschaltquoten bei bis zu drei Millionen Zuschauern.

Los ging es mit dem Chor, als ein befreundetes Ehepaar Hill seinen Sohn Terence Anfang 2017 taufen lassen wollte. „Da hab' ich meinen Erstkontakt gehabt“, sagt Schauer. Die eingefleischten Fans der Spencer-Filme hätten den Namen für ihr Kind absichtlich so gewählt und sich zur Taufe musikalisch die Klassiker gewünscht. Der Musikpädagoge und Konzertpianist Schauer erzählte davon im Freundeskreis - und weckte prompt Interesse an einem Chor, der sich voll und ganz auf Musik eben jener Spielfilme konzentriert.

Bud-Spenzer-Heart-Chor hat schon 30 Stücke drauf

Die Möglichkeiten sind dabei gar nicht so begrenzt, wie man meinen mag. Rund 30 Stücke hat der Chor schon drauf. Und Schauer sagt, er kenne selbst noch nicht alle. „Die Lieder eint eine unverblümte und sehr charmante Schlagerhaftigkeit“, findet er. „Wer den Song hört, weiß, wie die Geschichte geht.“

In der Regel machen die Stücke gute Laune, das merkt man der Probe an. Und dass es um Musik aus Filmen mit Spencer - mit bürgerlichem Namen Carlo Pedersoli - geht, wird unter anderem an einigen italienischen Texten deutlich.

„Im Vergleich zu anderen Ländern hat Deutschland die größte und treueste Fangemeinde“, sagt Maaß. „Italien ist zwar Herkunftsland der beiden und hat auch eine große Community - aber in Deutschland ist sie gut organisiert.“ Der Kult sei noch in Österreich, der Schweiz und Ungarn verbreitet, „auch mit sehr viel Hingabe“. Dort gebe es Coverbands, ein Chor wie der Münchner sei ihm aber nicht bekannt.

Bud-Spenzer-Heart-Chor  entstand eher zufällig

Dort war nach einem Facebook-Post und einem Zeitungsbericht das Interesse so groß, dass Schauer nach mehr als 70 Mitgliedern einen Schlussstrich zog und keine weiteren Sänger aufnahm. „Sonst wäre es zu viel geworden.“

Um Auftritte besser organisieren zu können, gründete er einen Verein. „Es war nie die Absicht, das professionell zu machen. Das war ein reines Spaß- und Freizeitprojekt.“ Wichtig sei ihm bei allem Erfolg, dass der Chor locker und geerdet bleibe.

Dennoch fordert er die Musiker bei der Probe wie ein strenger Lehrer, bricht bei Fehlern ab, mahnt Lautstärke an, verlangt ein Lächeln, legt Wert auf genaue Aussprache, gibt Atemtipps und lässt mehrmals den Abgang von der Bühne üben. Bei Auftritten begleitet die Sänger eine Band mit Kontrabass, Gitarren und Cajón. „Wir halten uns ans Original-Arrangement“, sagt Schauer. Die spezielle Ausrichtung des Chors machte sich zudem bei der Mitgliedersuche bemerkbar: „Anderen Chors fehlen oft Männerstimmen. Das Problem haben wir nicht.“

Es ist die Generalprobe für den wohl größten Ritterschlag eines Chors rund um Bud Spencer: Guido und Maurizio De Angelis alias Oliver Onions, die die Musik für zig Spencer-Hill-Filme geschrieben haben, haben die Münchner für Freitag zu einem Konzert nach Berlin eingeladen. Dann sollen sie mit ihren „Legenden“ auf der Bühne in der Columbiahalle stehen - und natürlich den Feuerwehrchor singen. (dpa)