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Breakdance-WM Breakdance-WM: Tänzer fliegen wie Akrobaten durch die Luft

Von Martina Steffen 18.10.2009, 15:23
Das Team «Octagon» aus Schweden zeigt bei der 20. Breakdance-Weltmeisterschaft «Battle of the Year» in Braunschweig sein Können. (FOTO: DPA)
Das Team «Octagon» aus Schweden zeigt bei der 20. Breakdance-Weltmeisterschaft «Battle of the Year» in Braunschweig sein Können. (FOTO: DPA) dpa

Braunschweig/dpa. - Wie Akrobaten fliegen die Tänzer auf der Bühne durch die Luft, drehen sich spektakulär auf dem Kopf und den Schultern. Die Musik dröhnt durch die Halle, die Fans jubeln bei den atemberaubenden Elementen mit imposanten Namen wie «Windmill»,«Flair» oder «Head Spin». Zum 20. «Battle of the Year» kamen amSamstag rund 8000 Zuschauer in die Volkswagen Halle in Braunschweig. 17 Gruppen aus aller Welt zeigten bei ihren Tanzshows Kreativität und Fantasie und kämpften um den Titel «Weltmeister im Breakdance». Das deutsche Team «Funk Fellaz» fiel verletzungsbedingt aus.

Während die Crew «Ubuntu» aus Südafrika ihren großen Auftritt hat, machen sich die Mitglieder der koreanischen Gruppe «Gamblerz» auf dem Fußboden in den Gängen warm. «2004 haben wir den Battle gewonnen, ich habe heute ein gutes Gefühl», sagt B-Boy Bruce Lee. Unter den jungen Tänzern mit Basecaps und Strickmützen fällt eine schlanke Frau mit kurzen grauen Haaren auf: Monica Marsuta aus Schweden, die hier alle nur «Crazy Grandma» (verrückte Oma) nennen. Die 69-Jährige ist einebegeisterte Tänzerin, zum neunten Mal besucht sie den Wettkampf. Sie ist allerdings kein Crew-Mitglied, sondern tanzt für sich privat.

«Ich war neugierig, ich habe die B-Boys beobachtet und gedacht,das kann ich auch lernen», schildert Marsuta ihre Anfänge imBreakdance vor zehn Jahren. Mittlerweile hat sie in ihrem Haus nahe Stockholm einen eigenen Trainingsraum. Dort übt sie jeden Tag. Dass sie fit ist, zeigt die Schwedin, die wie alle Tänzer ein weites Sweatshirt und eine bequeme Hose trägt, auch gleich. Zwischen den erheblich jüngeren Teilnehmern dreht sich die 69-Jährige auf dem Boden und präsentiert mehrere Elemente. Die B-Boys, die sie noch nicht kennen, bleiben fasziniert stehen und schauen der «Crazy Grandma» zu. «Die Jungen finden das toll, dass sich jemand aus einer anderen Generation für Breakdance begeistert», sagt Marsuta.

Während des Wettstreits mischt sie sich unter das Publikum. Dortbeobachtet auch Timber vom «Team Shmetta» aus Belgien und Holland dieKonkurrenz. Er ist mit der Show seiner Crew zufrieden: «Das war allesexakt, ich hab es genossen», sagt er und nimmt noch einen SchluckEnergydrink. «Ich hoffe, wir kommen unter die ersten vier, aber derWettbewerb hier ist ziemlich hart», erklärt der B-Boy. Das stört dieMitglieder der Gruppe «Myztikal» aus Suriname nicht: Nach jahrelangenVersuchen haben sie es endlich geschafft, sich für den «Battle of theYear» zu qualifizieren, erstmals ist ihr Land bei dem Wettstreitvertreten. Die Fans empfangen die Newcomer lautstark.

Die verschiedenen Nationen bei der Breakdance-Weltmeisterschaftsind für Marius der besondere Reiz: «Das gibt Braunschweig eininternationales Flair, das merkt man sofort auf den Straßen», sagtder Hip-Hop-Fan. Begeistert ist auch Joshua: «Meine Erwartungenwurden übertroffen, es ist einfach super», erklärt der Schüler, derselbst Breakdancer ist. Die Sportart, die zur Jugendkultur Hip-Hopgehört, entstand Anfang der 70er Jahre in den GroßstädtenNordamerikas. Kultur und Musik als Alternative zu Gewalt und Drogenlautet die Philosophie.

Um den Weltmeister zu ermitteln, bewertet die Jury, wie originelldie Figuren sind und wie gut Choreographie und Musik zusammenpassen.Die koreanische Gruppe «Gamblerz» sichert sich den Titel und einPreisgeld von 3000 Euro. Doch wichtig ist für die Teilnehmer dasMiteinander. «Du kannst Du selbst sein beim Breakdance», erklärt auchMonica Marsuta. Das Alter spiel keine Rolle.

Monica Marsuta aus Schweden zeigt bei der 20. Breakdance-WM in Braunschweig einen «Head Spin». «Crazy Grandma» (verrückte Oma) wird die 69 Jahre alte Marsuta genannt. (FOTO: DPA)
Monica Marsuta aus Schweden zeigt bei der 20. Breakdance-WM in Braunschweig einen «Head Spin». «Crazy Grandma» (verrückte Oma) wird die 69 Jahre alte Marsuta genannt. (FOTO: DPA)
dpa