Brandenburg Brandenburg: Streit um Deutschlands einziges Männerhaus

Ketzin/Potsdam/dpa. - Das Gewaltschutzhaus inKetzin (Havelland) - besser bekannt als Deutschlands einzigesMännerhaus - hat Ärger mit den Behörden. Der Betreiber will demzuständigen Bauordnungsamt nicht gestatten, die soziale Einrichtungam Ortsrand zu besichtigen. Ein entsprechendes Klageverfahren istbeim Verwaltungsgericht Potsdam anhängig, wie ein Sprecher desGerichts der Nachrichtenagentur dpa bestätigte.
Das Bauordnungsamt wolle etwaige «genehmigungsbedürftigeVeränderungen» an dem Gebäude überprüfen, das früher als Heim fürbehinderte Menschen diente. Ein erster Besichtigungstermin sei 2009per Eilverfahren bereits durchgesetzt worden, ergänzte derGerichtssprecher. Damals seien aber keine «bauordnungsrechtlichrelevanten» Veränderungen festgestellt worden. Ein Sprecher desLandkreises Havelland wollte sich mit Hinweis auf das noch laufendeVerfahren nicht äußern.
Männerhaus-Betreiber Dietmar Gettner warf dem Landkreis «reineSchikane» vor. Dieser verlange eine Baugenehmigung, weil das Gebäudezwei Jahre leer gestanden habe. Es gebe aber keine gesetzlicheVorschrift, die eine neue Nutzung des Gebäudes genehmigungspflichtigmache, sagte Gettner. Für die Unterbringung von schutzsuchendenGewaltopfern seien keine grundlegenden baulichen Veränderungen nötiggewesen, doch ihm sei schon vor einem Jahr das Leitungswasserabgestellt worden.
Das Gewaltschutzhaus in Ketzin wurde überregional bekannt, weil espraktisch keine anderen Anlaufstellen für Männer gibt, gegen die zuHause Gewalt verübt wurde. Dagegen existieren deutschlandweit rund400 Frauenhäuser. Offenbar werde in der Nachbarschaft nach Wegengesucht, das soziale Projekt zu torpedieren, beklagte Gettner.«Männer, die von ihrer Frau geschlagen werden - darüber wird hier imGrunde nur gelacht.» Die Einrichtung verfügt laut Betreiber über achtPlätze, die derzeit knapp zur Hälfte belegt sind.
Unklar ist im Moment, wer im Ketziner Gewaltschutzhaus künftig diepsychologische Betreuung der Bewohner übernehmen soll: Den bisherzuständigen Diplom-Pädagogen hat Gettner eigenen Angaben zufolgeentlassen. Er selbst, Rentner und ehemaliger Schiffskapitän, verfügeüber keine psychologische Ausbildung, kümmere sich «aber auch nichterst seit heute» um hilfsbedürftige Menschen.