Brandenburg Brandenburg: «Schloss Dracula» versteigert

Schenkendorf/dpa. - Für 268 000 Euro ersteigertedie Falstaf Vermögensverwaltung AG aus Dresden das Grundstück mitSchlossvilla, Orangerie, Biergarten, Pförtnerhäuschen und Park. Wasder neue Besitzer mit dem Anwesen tun will, ist noch ungewiss, wiedie Direktorin des Amtsgerichts Luckenwalde, Roswitha Neumaier, amMontag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Es gab nur einen Bieter. DerVerkehrswert des Anwesens lag bei 535 000 Euro.
Das Schloss rund 30 Kilometer südlich von Berlin gehörte einstGraf Dracula - Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco -adoptierter Nachfahr des uralten rumänischen Geschlechts. Zusammenmit dem Deutschen Roten Kreuz hatte der gelernte Bäcker dort Vampir-Partys veranstaltet. Auch Ritterspiele und eine Gastronomie gab es.Rund ein Jahr vor seinem Tod im November 2007 zog Graf Dracula aus,zuletzt war der jetzt neue Besitzer der Mieter. Aktivitäten für dieÖffentlichkeit gab es keine mehr, wie Ortsvorsteher Lutz Krausesagte. «Und ich befürchte, dass dies auch weiter so bleibt.»
Die Ideen und Events von Graf Dracula, der sich einst auch in derLokalpolitik engagierte, fehlten der kleinen Gemeinde, sagte Krause.Kretzulesco war ein legitimes Familienmitglied der Dracula, auch ohneblutsverwandt zu sein: Eine waschechte Nachfahrin des 1447gestorbenen Grafen aus Transsilvanien (Siebenbürgen) hatte ihn 1990adoptiert. Die alte Dame war kinderlos und fürchtete um das Endeihrer Familienlinie.
Aus dem Bäcker Ottomar Berbig wurde dann schon bald OttomarRodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco, Nachkomme einesAdelsgeschlechts, dessen Wurzeln Historiker bis ins 13. Jahrhundertzurückverfolgt haben. Das bekannteste Familienmitglied wurde 1897 zurInspiration für Bram Stokers Roman «Dracula»: Vlad Tepes - «derPfähler». Von seinem Schloss am Borgo-Pass in Transsilvanien ausbekämpfte der Prinz (ca. 1431 bis 1476/1477) die einfallenden Türkenund ließ Tausende von ihnen lebendig auf Pfähle spießen.
Erst nach Jahren erbitterter Kämpfe holten sich die Ottomanenseinen Kopf und stellten diesen in Konstantinopel zur Schau.«Angesichts solcher Familien-Historie musste nach der Adoption auchfür mich als brandenburgischen Nachkommen des "Pfählers" einangemessenes Schloss her», erzählte einst Kretzulesco. So kaufte er1995 in Schenkendorf das 46 Zimmer-Anwesen und wollte es zumtouristischen Anziehungspunkt machen.
Zur Umsetzung der Konzepte fehlte ihm laut Krause aber nichtselten der finanzielle Atem. Sprach man den berühmten Einwohner dennmit «Graf Dracula» an? «Er legte nicht besonderen Wert darauf, abergefreut hat es ihn schon.» Einen Nachkommen hat «Dracula» übrigens -seinen kleinen Sohn «Otti». Ob sich dieser später auch das Mottoseines Vaters: «Ich beiß' mich durch» zu eigen machen wird?