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Brandenburg Brandenburg: Fahrten mit Bagger und Panzer für das Kind im Manne

Von Aliki Nassoufis 17.05.2005, 08:30
Auf einem Acker im brandenburgischen Beerfelde nahe Fürstenwalde stehen Jörg Heyse (l.) und sein Bruder Axel Heyse vor einem "T 55 T", einem ehemaligen Bergepanzer der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR (Foto: dpa)
Auf einem Acker im brandenburgischen Beerfelde nahe Fürstenwalde stehen Jörg Heyse (l.) und sein Bruder Axel Heyse vor einem "T 55 T", einem ehemaligen Bergepanzer der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Beerfelde/dpa. - Ohne Zögern steigt Gustav Claßen in den knapp zwei Meter hohenBagger. Nach kurzer Einweisung kann er loslegen. Die beiden langen Hebel lenkt er mit den Händen wie die Joysticks eines Computerspiels - der wuchtige Baggerarm hebt sich anmutig in die Luft. «Das macht einfach Spaß», sagt er begeistert. Claßen wuchs auf einem Bauernhof auf und fuhr schon früh mit einem Trecker. Auf einem Bagger saß er aber noch nie.

«Das wollte ich jetzt endlich nachholen», sagt der Bagger-Fan.Nun kann er östlich von Berlin im Landkreis Märkisch Oderland Löcher ausheben und in einem der gelben Kolosse thronen. Dafür kam er extra aus seiner Heimatstadt Hannover angereist, wo er als Diplom-Informatiker am Computer sitzt. «Wer das den ganzen Tag macht, will irgendwann mal Bagger fahren», sagt er.

So entstand auch bei dem Herzfelder Unternehmen «Alpha-Baumaschinenvermietung» die Idee, Baggern für jedermann anzubieten. «Die Auftragslage bei uns im Baugewerbe wurde immer schlechter», sagt Christine Schultz, die die Angebote koordiniert. Da schlugen die Mitarbeiter im Jahr 2000 vor, die firmeneigenen Großgeräte zum Spaßbaggern zur Verfügung zu stellen. Das hatte Erfolg. Mittlerweile kommen die meist männlichen Hobby-Baggerfahrer aus ganz Deutschland. «Wir sprechen das Kind im Manne an», sagt Schultz. «Die Jungskriegen hier richtig verträumte Blicke.»

In Brandenburg gibt es weitere Freizeitangebote, diehauptsächlich von Männern genutzt werden. So bietet der 36-jährige Oliver Bothe Touren durch Lausitzer Tagebaugebiete an - im Geländewagen. Wie auf einer Safari geht es quer durch menschenleereGegenden, die an Mondlandschaften erinnern. «Das Ziel ist, denTagebau von einer anderen Seite kennen zu lernen», sagt Bothe.

Beim Panzerfahren ist die Natur dagegen nicht so wichtig. DieBrüder Axel und Jörg Heyse kauften 2002 einen alten DDR-Panzer derNationalen Volksarmee und bauten so lange an ihm herum, bis erfahrbereit war. Wenn sich nun Hobby-Panzerfahrer probieren, dröhntdas knapp acht Meter lange Monstrum über ein zwei Hektar großes Feldbei Beerfelde. 34 Tonnen walzen durch den Sand, während im Innernein Mann mit der schweren Zwölf-Gangschaltung und dem kleinenSichtfeld kämpft.

«So ein Panzer ist mit vielen Mythen behaftet», sagt der 44-jährige Axel Heyse. «Sie werden als etwas Gefährliches, aber auchFaszinierendes angesehen.» Mehr als 1000 Teilnehmer hatte die«Panzerfunfahrschule» bisher schon. Tendenz steigend. «Deswegenhaben wir jetzt noch zwei weitere Panzer gekauft», sagt Heyse. Schonin wenigen Wochen sollen auch sie fahrbereit sein.