Bildung Brandenburg baut Hilfen bei Lese- und Schreibproblemen aus
Schreiben und Lesen fällt Zehntausenden Erwachsenen in Brandenburg richtig schwer. Bildungsangebote kommen immer besser an und sollen ausgebaut werden.
Potsdam - Für Menschen in Brandenburg, die nicht richtig lesen und schreiben können, will das Land die Bildungsangebote künftig erweitern. Das betrifft laut einer Studie der Universität Hamburg bis zu 180.000 Erwachsene in Brandenburg. Für sie gibt es vor allem an den Volkshochschulen der Landkreise und kreisfreien Städte Hilfs- und Lernangebote, die als sogenannte Grundbildungszentren bezeichnet werden.
„Brandenburg ist seit September 2023 das Bundesland mit den meisten Grundbildungszentren“, sagte Friederike König, Projektleiterin vom Bundesverband für Alphabetisierung und Grundbildung. „Durch die gute Verzahnung der Angebote von Land, Landkreisen und Kommunen ist die Anzahl der geförderten Grundbildungszentren in Brandenburg mit aktuell 14 im Vergleich der Bundesländer am höchsten“, bestätigte auch Antje Grabley, Sprecherin in Potsdamer Bildungsministerium. Das bedeute niedrigschwellige Angebote und vergleichsweise kurze Wege.
Das Land plane die Einrichtung von vier weiteren Grundbildungszentren. Finanziert würden diese aus Landesmitteln und Mitteln des Europäischen Sozialfonds.
Laut Projektleiterin Maria Schulze vom brandenburgischen Volkshochschulverband ist die Zahl der Kurse und Unterrichtseinheiten in diesem Bereich seit 2021 um bis zu 33 Prozent gestiegen. In den von Januar 2021 bis März 2023 durchgeführten Kursen dominierten mit 51 Prozent die Kurse, die sich explizit mit den Schreib- und Lesefähigkeiten befassten. Unter den 1711 Teilnehmern hätten sich 800 neue befunden, von denen 94 aus Justizvollzugsanstalten (JVA) stammten.
„Die Kurszahl wird vermutlich auch in den kommenden Jahren steigen“, sagte Schulze mit Blick auf den Ausbau der Grundbildungszentren. Für 2024 sei eine Vielzahl weiterer Grundbildungskurse und die Vertiefung offener Angebote geplant. Allerdings kritisierte die Projektleiterin einen großen Verwaltungsaufwand, der an die Förderbedingungen geknüpft sei.
In Brandenburg können zwischen 175.000 und gut 180.000 Menschen nicht richtig lesen und schreiben. Eine weitere Gruppe sind Menschen, die fehlerhaft schreiben. „Das sind 20,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland“, sagte Friederike König vom Bundesverband.
Wie Antje Grabley mitteilte, haben laut Studie 52,6 Prozent der Menschen mit geringer Schriftsprachkompetenz Deutsch als Erstsprache erlernt. Die höchsten Anteile von Erwachsenen mit geringer Schriftsprachkompetenz liege in der Altersgruppe der Jahrgänge 1973 bis 1982.
Bundesweit gibt es König zufolge keine Unterschiede zwischen den Bundesländern. Jeder achte deutschsprachige Erwachsene habe große Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Die meisten von ihnen seien in der Lage, einzelne Sätze zu lesen und zu schreiben. „Sie scheitern aber an ganzen Texten“, so die Projektleiterin.
Moderne Technik erleichtert laut König oft den Alltag dieser Menschen. „Auch im Zuge der Barrierefreiheit gibt es mittlerweile viele digitale Helfer, die Menschen mit Problemen beim Lesen und Schreiben beim Vorlesen oder Ausfüllen helfen.“ Sprachnachrichten oder Diktierprogramme würden ebenso genutzt wie soziale Netzwerke.