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Brände in Griechenland: Retter atmen auf

24.08.2009, 15:34

Athen/dpa. - Fünf Tage kämpften Rettungskräfte nördlich von Athen gegen verheerende Feuerwalzen, am Montag konnten alle erstmals durchatmen: «Die Brände dauern an. Sie sind aber nicht mehr so heftig wie in den vergangenen Tagen», sagte der Sprecher der Feuerwehr Giannis Kapakis im Fernsehen.

Die Lage bleibe aber ernst. Der intensive Einsatz von Löschflugzeugen, darunter auch acht Maschinen aus anderen EU-Staaten und eines aus der Türkei, habe jetzt offenbar Wirkung gezeigt. «In der Nacht werden die Winde weiter nachlassen», lautete auch die Nachricht des Meteorologischen Amtes. «Die Lage wird morgen (Dienstag) etwas besser sein», sagte dessen Chef Dimitris Ziakopopoulos. Die Löschmannschaften waren besonders durch die starken Winde behindert worden. Wald- und Buschbrände haben am Wochenende auch auf der iberischen Halbinsel erneut Hunderte Hektar Vegetation vernichtet.

Die dichte Rauchwolke, die in den vergangenen drei Tagen über Athen stand, hatte sich am Montagnachmittag zum Teil aufgelöst. Dies zeigten auch neueste Satellitenbilder. Insgesamt loderten zeitweise 140 Brandherde im Norden der griechischen Hauptstadt. Die Feuerfront war am Sonntag bis auf 15 Kilometer an die Vororte vorgedrungen. Schätzungen der Regierung zufolge wurden bislang zwischen 150 und 200 Quadratkilometer Wald, Buschland und landwirtschaftlich genutztes Land sowie Häuser zerstört.

Für die Menschen in den betroffenen Regionen war die Situation am Montag allerdings noch kaum merklich besser. Zahlreiche Menschen klagten weiterhin über Atembeschwerden wegen der Rauchschwaden. In der Nähe des Kleinhafens von Porto Germeno rund 70 Kilometer westlich von Athen tobte sogar ein neuer Waldbrand. Viele Einwohner flüchteten in Panik. Sie nahmen ihre Ziegenherden mit und brachten sie zur Küste. Die Küstenwache schickte drei Patrouillenboote, um im Ernstfall die Einwohner vom Meer aus zu retten. Im Osten Athens kämpften Rettungskräfte mit Löschflugzeugen am Nachmittag gegen Feuerfronten nahe der Ortschaften Nea Makri und Pikermi. Auch auf den Inseln Euböa nahe der Hafenstadt Karystos, sowie auf Skyros und Zakynthos brannte es.

In den betroffenen Gebieten waren am Montag nach Feuerwehrangaben 16 Löschflugzeuge und neun Hubschrauber im Einsatz. Nach Angaben der EU-Kommission waren acht Löschflugzeuge und ein Hubschrauber aus EU- Staaten im Einsatz, darunter auch zwei Maschinen der EU- Zivilschutzreserve. Diese Flugzeuge werden mit jährlich 3,5 Millionen Euro aus dem EU-Haushalt auf Korsika (Frankreich) bereitgehalten. An den Rettungsarbeiten auf Euböa nehmen auch 30 deutsche Helfer zusammen mit der griechischen Freiwilligen Feuerwehr ESEPA teil, die nach deutschem Vorbild gegründet wurden.

Bürgermeister aus den Katastrophengebieten vermuteten immer wieder Brandstiftungen als eine Ursache für die Flammen. Bodenspekulanten versuchten den Wald zu zerstören, äußerten sie gegenüber Medien. Wenige Monate oder Jahre nach den Bränden würden die Gebiete als Bauland freigegeben. Ein Politiker sprach von «Vetternwirtschaft». Die bürgerliche Regierung in Athen hat unterdessen Entschädigungen für alle versprochen, die ihr Hab und Gut verloren haben. Dies teilte am Montag der griechische Regierungssprecher Evangelos Antonaros mit. «Wir werden Bilanz ziehen unmittelbar nachdem alle Brände gelöscht sind. Dann werden wir die Opfer entschädigen», sagte er im Radio.

Die Umweltstiftung WWF warf indes Griechenland vor, beim Brandschutz versagt zu haben. «Griechenland hat nichts gelernt aus dem Katastrophensommer 2007», sagte die WWF-Waldexpertin Nina Griesshammer. Nach wie vor fehle ein flächendeckendes Netz von Wasserzugängen. Außerdem gebe es viel zu wenig Brandschutzschneisen. Vor zwei Jahren waren bei verheerenden Feuern in Griechenland 77 Menschen ums Leben gekommen.

In Portugal war die Lage am Montag vor allem im Bezirk Bragança im Norden des Landes besorgniserregend. Dort kämpften nach Angaben des Zivilschutzes Feuerwehrmänner mit 22 Fahrzeugen und drei Löschflugzeugen gegen seit Sonntag wütende Flammen und brachten dutzende Brandherde unter Kontrolle. Außerdem loderten im Norden nach Medienberichten drei weitere größere Waldbrände. Das Brandrisiko sei aufgrund der Trockenheit und der hohen Temperaturen weiterhin im gesamten Land sehr hoch. In diesem Jahr zerstörten Brände in Portugal rund 24 000 Hektar Wald- und Buschland. Das sind schon 7 000 Hektar mehr als im gesamten Vorjahr. Ein Brand im Grenzgebiet zu Spanien griff am Montag im Nationalpark Las Arribes del Duero in der Gegend um Salamanca auf das Nachbarland über. Am Wochenende wurden in der Provinz Zamora im Nordwesten Spaniens zehn Brände registriert. Die Ortschaft Cabañas de Aliste musste evakuiert werden.

Internet: www.sat24.com/gr