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Wechsel in die USA Boetius: Schwächung der US-Forschung trifft auch Europa

Der Angriff der Trump-Regierung auf die freie Wissenschaft könnte auch Folgen über die USA hinaus haben: Tiefseeforscherin Antje Boetius fürchtet Konsequenzen für internationale Projekte.

Von dpa 10.03.2025, 06:00
Antje Boetius will in Kalifornien wieder mehr selbst vor Ort forschen. (Archivbild)
Antje Boetius will in Kalifornien wieder mehr selbst vor Ort forschen. (Archivbild) Focke Strangmann/dpa

Bremerhaven - Die Meeresbiologin Antje Boetius sorgt sich um die Zukunft der internationalen Forschung. Der Angriff von US-Präsident Donald Trump auf die Wissenschaft wirke weit über die USA hinaus, sagte die scheidende Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven der Deutschen Presse-Agentur. Boetius verlässt Deutschland, um im Mai auf den Posten der Präsidentin des renommierten Monterey Bay Aquarium Research Institute in Kalifornien zu wechseln.

Die Tiefseeforscherin sagte, das deutsche Wissenschaftssystem kooperiere seit vielen Jahrzehnten sehr eng mit dem der USA. In der Polar- und Meeresforschung etwa würden gemeinsame Expeditionen, Programme und Infrastruktur-Netzwerke geplant. „In allen Karrierephasen ist der Austausch hoch. Eine Schwächung der amerikanischen Forschung ist so gesehen also auch eine Schwächung der internationalen Wissenschaft“, betonte Boetius.

Nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine seien bereits gemeinsame Projekte mit russischen Forschenden eingefroren worden, auch die Zusammenarbeit mit chinesischen Institutionen stehe ständig auf dem Prüfstand. Nun komme die aktuelle Situation in den USA dazu. Sie mache die Welt der Wissenschaft noch einmal „kleiner und unberechenbarer“. 

„Weniger Mittel für die Bildung verändern das System“

Boetius ist seit Ende 2017 Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Für ihre künftige Forschungsarbeit an dem Institut in den USA fürchtet sie keine Einschränkungen, da es ausschließlich durch eine private Stiftung finanziert werde, sagte sie. Auch die Arbeit der Universitäten, mit denen das Institut kooperiere, werde überwiegend privat finanziert.

„Aber natürlich machen sich alle Sorgen um Angriffe auf die Wissenschaft und ihre Strukturen“, betonte Boetius. „Auch weniger Mittel für Bildung und für den wissenschaftlichen Nachwuchs verändern das System.“ 

Gerade der Druck auf die Gesundheits- und Klimaforschung führe möglicherweise direkt zu Nachteilen für Unternehmen und für die Bürgerinnen und Bürger.

Von ihrer neuen Aufgabe in Kalifornien verspricht sich die 58-Jährige mehr Zeit für eigene Forschung. „Dort gelten viel schlankere Prozesse für die Institutsleitung“, sagte sie. Von ihrem neuen Einsatzgebiet aus könne sie Tagesfahrten auf dem Gebiet der Tiefseeforschung machen. „Wenige Meilen vor der Küste liegt ein steiler Canyon und drumherum faszinierende Ökosysteme der Tiefsee.“