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Kirche Bischöfe mit nachdenklichen Worten zum Jahreswechsel

Mahnende und nachdenkliche Worte zum Jahreswechsel: Bayerns Bischöfe haben die Menschen auf das neue Jahr eingestimmt. Die Predigten waren geprägt von den weltweiten Krisen - aber auch von Hoffnung.

Von dpa 01.01.2024, 14:30
Ein katholisches Kruzifix ist vor dunklen Wolken zu sehen.
Ein katholisches Kruzifix ist vor dunklen Wolken zu sehen. Marijan Murat/dpa/Symbolbild

München/Bamberg/Würzburg - Bayerns evangelischer Landesbischof Christian Kopp hat ein Erstarken des Nationalismus in vielen Ländern beklagt. In den politischen Auseinandersetzungen um Migration und abgehängte Menschen hätte in vielen Ländern der Erde der Nationalismus „gerade wieder richtig Aufwind“, sagte er laut Mitteilung am Neujahrstag in der Münchner Matthäuskirche. Wenn in diesem Jahr das Europaparlament neu gewählt werde, sollte man berücksichtigen, dass die Nation „keine Erfindung Gottes“ sei, sondern von Menschen erfunden worden sei.

Zugleich betonte Kopp die Liebe Gottes und den Respekt für jeden Menschen, „wie auch immer jemand aussieht, wie sie spricht, wie er denkt“.

Marx geht „in großer Sorge“ ins neue Jahr

Am Silvesterabend hatte der Münchner Kardinal Reinhard Marx dazu aufgerufen, sich für die Demokratie einzusetzen. Der Erzbischof von München und Freising sagte, er gehe „in großer Sorge“ in das neue Jahr. Zum einen gebe es Kriege „vor unserer Haustüre“, aber auch die Gefahr, die von autoritärem Denken, Populisten sowie Verschwörungstheoretikern für die Demokratien ausgehe - in Europa, aber auch weltweit. „Ich bin außerordentlich beunruhigt darüber.“

Um sich den Herausforderungen zu stellen, bräuchten Christinnen und Christen Stärke aus dem Glauben. „Ich bin überzeugt, dass gerade die Kraft des Gebets von außerordentlicher Bedeutung ist.“ Er lade deshalb alle Gläubigen ein, im neuen Jahr das Gebet zu suchen.

Der designierte Bamberger Erzbischof Herwig Gössl stimmte die Menschen darauf ein, dass das Leben künftig bescheidener und begrenzter werden muss. „Anders werden wir die ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen nicht meistern können.“ Die Menschen müssten beherzigen, dass das Leben nicht in möglichst großem Besitz und Luxus bestehe, sondern in der Gemeinschaft mit Gott.

Keine billige Vertröstung aufs Jenseits

Der Verweis auf das Leben bei Gott sei keine billige Vertröstung auf das Jenseits, sondern eine Hilfe für das Leben hier und jetzt. Gössl, bislang Weihbischof von Bamberg, war vor wenigen Wochen von Papst Franziskus zum neuen Erzbischof ernannt worden. Seine Amtseinführung ist für den März geplant.

„Wir müssen uns daran erinnern, dass unser Leben endlich ist, weil sich dadurch manches relativiert, was sich sonst als ungeheuer wichtig in unser Leben drängt“, sagte Gössl. Das Bedenken der eigenen Endlichkeit solle davor bewahren, überheblich zu werden. Der Gedanke daran helfe zugleich, ruhiger und zufriedener zu leben.

Der Würzburger Bischof Franz Jung ermunterte die Gläubigen, der Verheißung Gottes auch in Durststrecken und Misserfolgen nachzufolgen. „Sterne kann man nicht immer sehen, auch wenn sie immer leuchten, denn manchmal ist der Himmel verhangen“, sagte er. Auch Um- und Abwege seien oft wichtige Etappen. „Es ist unsere Aufgabe, immer wieder neu anzufangen trotz Rückschlägen.“