Garnisonkirche Bischof wirbt für Friedenszentrum: Neuer Pfarrer
Die alte Potsdamer Garnisonkirche - eine Militärkirche - wurde gesprengt. Der Turm wird wieder aufgebaut, über den weiteren Aufbau gibt es Streit. Nun hat der Turm einen Pfarrer. Bischof Stäblein hat ihn in sein Amt eingeführt und zur Diskussion Stellung genommen.

Potsdam - Der evangelische Landesbischof Christian Stäblein hat angesichts der kontroversen Debatte um den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche für ein Zentrum des Friedens geworben. Dass ein solches Zentrum nötig sei, heute vielleicht mehr denn je, mache diesen Ort aus, sagte Stäblein am Samstag bei der Einführung von Jan Kingreen als Pfarrer am Garnisonkirchturm. Man könne über die richtigen Wege gut und vernehmbar diskutieren und streiten, aber dann auch wieder miteinander beten und Gott anrufen.
Es gehe darum, sich am Turm der Garnisonkirche der ganzen Geschichte zu stellen, „gerade auch der friedlosen, der mörderischen, der schuldbeladenen Geschichte, die mit dieser Kirche verbunden war“, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Stäblein warnte vor einer „Versöhnungsruine“. Er sei manchmal irritiert, wie sehr man versuchen könne, „das alles möglichst misszudeuten und mit unversöhnlicher Streitlust gleichsam auszuschalten“.
Der Bischof ging auch auf die Zerstörung eines Großplakats an der Baustelle der Kirche mit dem Porträt einer ukrainischen Flüchtlingsfrau ein. „Vandalismus, Gewalt und Beschädigung dürfen nicht das letzte Wort haben“, warnte Stäblein. Die Banner sollten sichtbar geflickt und wieder aufgehängt werden.
Der neue Pfarrer Kingreen wirbt für die Garnisonkirche als Mahnmal und als Lernort der Demokratie. Der gebürtige Oldenburger war zuvor Geschäftsführer des Berliner Doms.
Die Stiftung Garnisonkirche betreibt den Wiederaufbau der im Krieg teils zerstörten und 1968 auf Geheiß der SED-Führung gesprengten einstigen Militärkirche. Gegen den Wiederaufbau zunächst des Turms wenden sich mehrere - auch christliche - Initiativen. Sie sehen im historischen Bau ein Militarismussymbol. Am 21. März jährt sich zum 90. Mal der „Tag von Potsdam“, als Reichspräsident Paul von Hindenburg dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler vor der Kirche die Hand reichte.
Ein Kompromiss, der von Alt-Bischof Wolfgang Huber und Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ausgehandelt wurde, sieht neben dem historischen Turm anstelle des Kirchenschiffs ein modernes Gebäude auch für das Stadtparlament vor. Landesbischof Stäblein - neuer Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche - befürwortet ein solches „Haus der Demokratie“. Das gesamte Kuratorium hatte sich offen für den Vorschlag gezeigt.
Der neue Garnisonkirchturmpfarrer hat eine klare Ansicht, was die Debatte über den weiteren Bau angeht. „Das Kirchenschiff ist ein Vorhaben für die nächste Generation“, sagte Kingreen der „Märkischen Allgemeinen“ (Samstag) und verwies auf die Finanzlage. Den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ hatte er gesagt, er wolle eine vermittelnde Position im Streit um den weiteren Aufbau einnehmen.