Landwirtschaft Bis zu 50 Euro pro Tier - Land fördert Schutz vor Wölfen
Mehr als 500 Wölfe leben in Niedersachsen. Die Halter von Weidetieren sollen jetzt besser vor Angriffen der Raubtiere unterstützt werden, denn immer wieder töten Wölfe auch Schafe oder Ziegen.
Hannover - Zum Schutz vor Wolfsangriffen sollen die Halter von Schafen und Ziegen in Niedersachsen vom Frühjahr an eine pauschale Förderung erhalten. Pro Jahr und Tier ist eine Prämie von 40 bis 50 Euro für den Herdenschutz geplant, wie Umweltminister Christian Meyer (Grüne) ankündigte. Das Geld soll vom 1. April an unbürokratisch ausgezahlt werden und kann etwa für Zäune oder Hunde eingesetzt werden.
Schafhalter hatten so eine Prämie vorgeschlagen. „Die Richtung stimmt“, sagte der Vorsitzende des Landesschafzuchtverbands, Joachim Rehse. Es sei wichtig, „dass wir jetzt Geld in die Betriebe bekommen, die viele Jahre schon auf eigene Kosten Herdenschutz betrieben haben“.
Auch Halter von Pferden und Rindern sollen profitieren
Nach Angaben des Umweltministeriums ist die Förderung ab einer Anzahl von elf oder mehr Schafen und Ziegen mit Hektar-Fördersätzen von 325 Euro für die Beweidung von Deichflächen und 260 Euro für übrige Beweidungsflächen geplant. Bei durchschnittlich 6,5 Tieren pro Hektar entspreche das 40 Euro pro Tier im Jahr, am Deich seien es 50 Euro. Die Förderung sei unter anderem an die Voraussetzung eines wolfsabweisenden Grundschutzes geknüpft.
Auch bei der Förderung von Schutzmaßnahmen für Pferde und Rinder gibt es Neuerungen: Diese war bisher nur möglich, wenn ein Betrieb direkt von einem amtlich bestätigten Wolfsriss betroffen war. Künftig soll es ausreichen, wenn der Betrieb in einem Gebiet liegt, in dem es binnen zwölf Monaten mindestens zwei Wolfsrisse von Pferden oder Rindern gab.
Weil dringt bei EU auf leichteren Abschuss
Ende 2024 lebten in Niedersachsen mehr als 500 Wölfe. Der Wolf ist daher nach Ansicht der Landesregierung im Land nicht mehr vom Aussterben bedroht.
Ministerpräsident Stephan Weil setzt sich vor diesem Hintergrund bei der EU auch für einen leichteren Abschuss von Wölfen ein. In einigen Regionen in Niedersachsen seien die Halter von Weidetieren hoch besorgt wegen der immer größeren Zahl der Wölfe, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Sie haben wenig Verständnis dafür, dass die Absenkung des Schutzstatuts so lange auf sich warten lässt.“
Der Regierungschef ist noch bis morgen zu Gesprächen in Brüssel zu Gast. Dabei will er auch mit der für den Wolf zuständigen EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall sprechen. Sein Ziel ist es, den Mitgliedstaaten ein rechtssicheres regionales Bestandsmanagement zu ermöglichen. Dort, wo ein guter Erhaltungszustand des Wolfs festgestellt wird, könnten die Tiere dann anhand von Quoten gejagt werden.
Das Verhältnis von Wölfen und Wildtieren in einer Region müsse ausgewogen sein, sagte Weil. „Werden es zu viele, steigt das Risiko von Nutztierrissen.“
Brief an von der Leyen noch ohne Antwort
Sollte die EU für die Absenkung des Schutzstatus grünes Licht geben, muss der Bund für leichtere Abschüsse noch das Bundesnaturschutzgesetz ändern. „Parallel dazu könnten die Länder aber auch schon damit beginnen, regionale Bestandsmanagementpläne aufzustellen“, sagte Weil.
Bereits im Dezember hatte Weil einen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geschrieben, um auf eine rasche Absenkung des Schutzstatus zu dringen. Kurz zuvor hatte der Europarat einem entsprechenden Antrag der EU-Staaten zugestimmt.
Eine Reaktion der EU-Kommission auf das Schreiben hat es laut Staatskanzlei bisher nicht gegeben. Im Grundsatz fühle sich der Ministerpräsident aber in seinem Anliegen von der Kommissionspräsidentin sehr unterstützt. Eine seriöse Einschätzung, bis wann ein niedrigerer Schutzstatus auf nationaler Ebene umgesetzt sein könnte, sei derzeit nicht möglich.