1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Bier: Bier: «Schorschbock» bringt es auf 57,5 Prozent Alkohol

Bier Bier: «Schorschbock» bringt es auf 57,5 Prozent Alkohol

Von Brigitte Caspary 29.12.2011, 11:58
Brauer Georg Tscheuschner posiert in seiner Brauerei Schorschbraeu in Gunzenhausen mit zwei Flaschen Bier der Sorte «Schorschbock 57». (FOTO: DAPD)
Brauer Georg Tscheuschner posiert in seiner Brauerei Schorschbraeu in Gunzenhausen mit zwei Flaschen Bier der Sorte «Schorschbock 57». (FOTO: DAPD) dapd

Gunzenhausen/dapd. - Mit einem Schmunzeln macht derBrauer aus dem mittelfränkischen Gunzenhausen schnell klar, dass esbei dem Spruch gar nicht so sehr darum geht, wodurch man eigentlichgefährdet ist. Denn Bier, vor allem starkes Bier, ist die Passiondes 44-Jährigen. Mit seinem «Schorschbock», der auf 57,5 ProzentAlkohol kommt und damit auf mehr als das Zehnfache eines normalenBieres, hält der große, stämmige Mann seit Oktober den Weltrekordfür den Gerstensaft.

«Damit dürfte das obere Ende der Fahnenstange aber erreichtsein», sagt Tscheuschner. Denn ein noch höherer Alkoholgehalt seimit den natürlichen Zutaten wie Gerstenmalz und Hopfen wohl nichtmehr zu erreichen. Er müsste dann künstlichen Zucker verwenden unddamit das deutsche Reinheitsgebot missachten. Etwas, das für ihnüberhaupt nicht infrage kommt, wie Tscheuschner betont.

Bis auf minus 60 Grad herunter gekühlt

Die Jagd nach dem stärksten Bier der Welt begann seinen Wortenzufolge vor knapp drei Jahren. Über einen Fernsehbeitrag wurde erauf die Brauerei Südstern in Berlin aufmerksam, der es gelungen war,ein Bier herzustellen, das es auf 27,6 Prozent Alkohol brachte. Daein so hoher Alkoholgehalt nicht mehr nur durch die alkoholischeGärung erreicht werden kann, griff die Brauerei hierfür auf diesogenannte Eisbock-Methode zurück. Dabei wird Bockbier tiefgekühltund die Eiskristalle anschließend abgeschöpft. Übrig bleibt einhocharomatischer konzentrierter Eisbock mit einemSpitzenalkoholgehalt.

«Meine Neugierde war geweckt», erzählt Tscheuschner. In seiner1996 gegründeten Brauerei Schorschbräu im Ortsteil Oberasbach habeer sich dann an die Arbeit gemacht und einen eigenen Eisbock mit 31Prozent Alkohol kreiert. Was dann folgte beschreibt er alsregelrechten Wettkampf mit der Brauerei Brew Dog aus Schottland, diein der Folge einen Eisbock mit 32 Prozent präsentierte, denSchorschbräu wiederum mit 40 Prozent toppen konnte - und so weiter.

Das Spiel habe sich eine Weile fortgesetzt, erzählt der44-Jährige, bis Brew Dog 2011 ein Bier mit 55 Prozent Alkohol aufden Markt gebracht und den Wettkampf offiziell für beendet erklärthabe.

«Das hab ich so nicht hingenommen und klar gemacht: Es ist erstvorbei, wenn ich es sage», sagt Tscheuschner. Also habe er denRekord mit seinem auf minus 60 Prozent herunter gekühlten«Schorschbock 57» erneut geknackt und hoffe nun, dass damit endlichRuhe einkehre. Dass die Schotten noch einmal nachlegen könnten, hälter aber für möglich. «Das könnte meinen Kampfgeist wieder wecken»,sagt er.

Denn bei allem Renommee, den ein solcher Erfolg mit sich bringt,sei der damit verbundene Aufwand für seinen Fünf-Mann-Betrieb schonenorm. Und die Kosten auch. «Für die Produktion von einem LiterWeltrekordbier brauche ich 30 Liter Bockbier mit 16 Prozent»,berichtet er.

Für Sammler und Genießer in aller Welt

Deshalb wurden von dem fast 60-prozentigen Weltrekordbier auchnur 36 Flaschen à 0,33 Liter hergestellt. Zum stolzen Preis von 200Euro sind inzwischen alle verkauft. «Die Kunden sitzen auf derganzen Welt. Es sind vor allem Sammler», erzählt Tscheuschner. Werdas stärkste Bier der Welt kosten möchte, sollte sich auf einenintensiven Geschmack einstellen und vor dem ersten Schluck am bestenerst einmal daran riechen - zur Eingewöhnung.

Denn das fast schwarze Weltrekordbier ähnelt eher einem Aperitifoder Cognac als einem herkömmlichen Bier. Und es sollte auch inentsprechenden Mengen verzehrt werden. «Es ist eher was fürGenießer», beschreibt Tscheuschner.

Serviert wird der in beigen Steingut-Flaschen mit Bügelverschlussund Siegelwachs luft- und lichtdicht abgefüllte Gerstensaft ambesten gekühlt und in einem Cognac- oder Whisky-Glas mit großerÖffnung, das ihm Platz für sein Aroma lässt. Wer einen besondersfeinen Gaumen hat, dürfte dann neben dem aromatischen, würzigenGeschmack auch eine leichte Salznote ausmachen.

Ob der 44-Jährige das aktuelle Weltrekordbier noch einmalherstellt, ist fraglich. «Ich weiß nicht, ob ich noch einmal denNerv dazu habe. Ich glaube, das war eher eine einmalige Sache», sagter.

Einen Eindruck von der Kraft und Würze des «Schorschbocks» könnensich Interessierte durchaus auch über das restliche Sortiment derBrauerei verschaffen, zu dem Eisbock-Biere mit bis zu 43 ProzentAlkohol gehören und in dem kein Bier unter 13 Prozent zu haben ist.«Das ist mein Alleinstellungsmerkmal», sagt Tscheuschner.

Immer nur das Gleiche zu brauen, würde den umtriebigen Braueraber langweilen. Deshalb hat er die nächste Geschäftsidee längstentwickelt: In Eichenfässer gelagerte Biere, die mit ihrerBourbon-Note auch Whisky-Trinker ansprechen dürften. Das, istTscheuschner überzeugt, könnte ein neuer Trend werden.