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Bibliothekstag Bibliotheken als Demokratieorte – Unterstützung nötig

Bibliotheken gehören zur Bildungs- und Kulturinfrastruktur. Damit sie auch als Demokratieorte weiterbestehen können, ist Unterstützung nötig - wie nötig das ist, zeigt so manche Anfrage.

Von dpa Aktualisiert: 23.10.2024, 15:10
Die Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“ in Nordhausen ist „Bibliothek des Jahres 2024“.
Die Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“ in Nordhausen ist „Bibliothek des Jahres 2024“. Martin Schutt/dpa

Nordhausen/Rudolstadt/Jena - Zum Thüringer Bibliothekstag wollen Fachleute verstärkt Bibliotheken als Orte der Demokratie in den Fokus rücken. „Uns suchen viele, viele Menschen auf, wir sind offen für alle, wir sind Bildungs- und Wissensorte“, fasste die Vorsitzende des Landesverbands Thüringen im deutschen Bibliotheksverband, Annelie Carslake zusammen. „Bei unseren Kunden kommen auch immer wieder Fragen zu unseren Beständen und natürlich können Bibliotheken Einfluss mit dem nehmen, was sie kaufen.“

Mit Blick auf diese Funktion sei es auch Aufgabe, eine Vielzahl an Meinung abzudecken. Allerdings gebe es Grenzen, betonte Carslake. 

Seriöse und unseriöse Anfragen zu „Mein Kampf“

So kämen vereinzelt Anfragen etwa zu Adolf Hitlers „Mein Kampf“ - die unkommentierte Verbreitung dieser antisemitischen und rassistischen Hetzschrift ist verboten. Bei manchem Hintergrund dazu - Carslake nannte etwa eine Seminarfacharbeit eines Schülers als Beispiel - könne man schauen, was machbar ist. Unseriöse Anfragen dazu würden aber abgelehnt. Auch würden bisweilen Fragen nach Büchern aus Verlagen, die im Blick des Verfassungsschutzes sind, kommen. „Da hört es für uns aber natürlich auf“, so Carslake.

Zudem müssten Bibliotheksmitarbeitende mitunter Aufklärungsarbeit leisten, etwa, wenn sie in Kundengesprächen mit rassistischen und unwahren Aussagen konfrontiert würden. „Dafür gibt es auch Trainingsangebote für die Mitarbeitende, wie man mit schwierigen Bemerkungen umgeht“, sagte Carslake.

Infovorträge zu Umtrieben vor Ort

Aber auch für die Bibliotheksbesucher würden Infoangebote zur Stärkung der Demokratie gemacht. „Im November gibt es bei uns einen Vortrag über die sogenannte Anastasia-Bewegung“, sagte Carslake, die die Stadtbibliothek Rudolstadt leitet. Die von völkischen, esoterischen und extremen Ideen unterfütterte Bewegung wird vom Verfassungsschutz bundesweit als Verdachtsfall beobachtet. Auch in Thüringen finden sich Anhänger.

Beim Thüringer Bibliothekstag in Nordhausen beschäftigen sich die Teilnehmenden nicht nur mit dem Thema Demokratie, auch der Thüringer Bibliothekspreis wird verliehen. Der Hauptpreis geht in diesem Jahr an die Ernst Abbe Bücherei in Jena.

Bibliotheken gefragte Einrichtungen

Im vergangenen Jahr zählte die Landesfachstelle für Bibliotheken rund 1,7 Millionen Besuche in den öffentlichen Bibliotheken. Etwa 5,7 Millionen Mal wurden Bücher, andere Medien und Gegenstände ausgeliehen.

Seit einem Tiefstand im Jahr 2021 steigen die Zahlen bei Besuchen und Ausleihen wieder. 196 Bibliotheken mit 229 Standorten listete die Fachstelle für 2023 auf. Mit 112 wurden die meisten neben- oder ehrenamtlich geführt.