Berlin Berlin: Multikulti-Parade mit Samba und Kamelle

Berlin/dpa. - Am Pfingstsonntag zog die großetraditionelle Straßenparade mit 72 Wagen und 98 Gruppen durchKreuzberg und Neukölln. Während Multi-Kulti in den beiden Bezirkenohnehin an der Tagesordnung ist, war es auf den Straßen noch bunterals sonst. 4700 Teilnehmer aus 70 Nationen wollten neun Stunden langan den Schaulustigen vorüberziehen. Rund 700 000 Menschen feiertennach Schätzung des Veranstalters an den Straßenrändern mit.
Zumindest bis zum frühen Abend blieb es heiter bis sonnig. EineGewitterfront, die anderen Teilen Berlins Platzregen bescherte,verschonte den Umzug. Zu den viertägigen Karnevalsfeiern am gesamtenPfingstwochenende rechnete die Werkstatt der Kulturen als Organisatormit rund 1,3 Millionen Besuchern.
Die Zuschauer kamen mit Perücken, Fußballschals und Trachten ausdem Schwarzwald und Afrika - oder in Zivil. Dafür hatte sich auchKerstin Handke mit ihrem Lebensgefährten Frank Reißmann und dessenSohn Leon entschieden. Am Hermannplatz, an dem die Parade begann,tanzte Reißmann mit seinem Neunjährigen auf den Schultern. «Wirfinden es super hier», meinte er. «Mir gefällt die Vielfalt derMenschen», sagte Handke. Für die Berlinerin aus Marzahn war es einePremiere: Sie war zum ersten Mal beim Karneval. Unter die Besucherhatten sich auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit undBundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (beide SPD) gemischt.
Zur Eröffnung des Umzuges am Mittag wurde wild getrommelt. Bei denZuschauern kam die beste Stimmung auf, je mehr Rhythmus die Musikerihren Instrumenten entlockten - egal, ob es Trommeln oder Alphörnerwaren. Tänzer warfen Konfetti und Kamelle (Bonbons) in die Menge,manche Gruppen übten mit ihren Wagen und Motiven Kritik gegen einenentfesselten Kapitalismus, machten auf den Klimawandel aufmerksam undwarben für Vielfalt und Toleranz. Nach Veranstalterangaben hattensich in diesem Jahr elf neue Gruppen angemeldet.
Wegen eines Zwischenfalls musste die Parade an einer Stellekurzzeitig gestoppt werden. Polizisten lösten eine Sitzblockademitten im Umzug auf, wie eine Sprecherin der Polizei sagte. AufFernsehbildern war zu sehen, dass es dabei ein Gerangel gab. DieDemonstranten hatten mit Transparenten auf das Schicksal einer Gruppevon Roma aus Rumänien hinweisen wollen, die nach einem längerenRingen um eine Bleibe in ein Asylbewerberheim gezogen waren.
Der 14. Karneval der Kulturen hatte am vergangenen Freitag miteinem Straßenfest begonnen, das noch bis Pfingstmontag dauern soll.Am Samstag gingen die Kleinsten beim Kinderkarneval auf die Straße.Bei dem Festival wird das Miteinander von Menschen aller Hautfarbenund Nationalitäten gefeiert - und das lockt selbst die Berliner, beidenen der aus dem Rheinland importierte Karneval im Februar nicht sohoch im Kurs steht, zum Feiern auf die Straßen.
