Berlin Berlin: Lebenslange Haft für «Briefkasten-Bomber»

Berlin/dpa. - Der 34-Jährige hatte mit einem selbstgebauten Sprengsatz, der in einem Brief versteckt war, seine NichteCharlyn schwer verletzt. Der rechte Arm der damals Zwölfjährigenwurde bei dem Anschlag im November 2008 zerfetzt, konnte aber mitmehreren Operationen gerettet werden. Der Fall hatte bundesweitEntsetzen ausgelöst.
Laut Urteil wollte der Mann aus Hass gegen Charlyns ElternSelbstjustiz üben. «Es war ein Rachefeldzug», sagte RichterinAngelika Dietrich. Der «Briefkasten-Bomber» habe billigend in Kaufgenommen, dass Menschen durch den Sprengsatz sterben könnten. «Eskommt einem Wunder gleich, dass Charlyn nicht zu Tode kam.»
Eine lebenslange Haftstrafe wegen versuchten Mordes ist relativselten. «Die Tat hat den Rechtsfrieden nachhaltig erschüttert. Es istein außerordentlich schwerer Mordversuch», begründete das Gerichtseine Entscheidung. Eine mildere Strafe sei deshalb nicht in Betrachtgekommen.
Die Bombe war als Weihnachtsbrief getarnt. Charlyn war getroffenworden, als sie nach der Schule den Familien-Briefkasten öffnenwollte. «Die Tat ist zutiefst menschenverachtend und außerordentlichheimtückisch», urteilte das Gericht. Zur Urteilsverkündung waren dasMädchen und seine Eltern nicht gekommen.
Das Gericht bescheinigte dem «Briefkasten-Bomber» zwar einePersönlichkeitsstörung, stufte ihn aber als voll schuldfähig ein. «Erging außerordentlich überlegt und zielgerichtet vor.» Er sei einAußenseiter gewesen und habe seine Schwester und deren Mann für einenEinbruch in seine Wohnung verantwortlich gemacht. Die beiden seienfür ihn «Hassobjekte» gewesen, die abgestraft werden sollten. «SeineEgozentrik und Selbstgerechtigkeit lebte er an anderen Menschen aus»,sagte Richterin Dietrich.
Mit dem Urteil folgte das Gericht dem Antrag derStaatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte dagegen nur eineVerurteilung wegen schwerer Körperverletzung beantragt. Die Anwältedes Verurteilten kündigten Revision gegen das Urteil an.
Er habe seine Nichte nicht treffen wollen, hatte der 34-Jährige indem Prozess gesagt. Es tue ihm Leid. «Ich kann es nicht wiedergutmachen». Monatelang lag Charlyn im Krankenhaus. Ob Charlyns Armeines Tages wieder komplett funktioniert, ist noch ungewiss. Die 13-Jährige geht inzwischen wieder zur Schule. Sie hatte auch imKrankenhaus gelernt.