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Berlin Berlin: Knut verlässt die Hauptstadt

01.12.2008, 12:51
Zusammen mit seinem «Ziehvater», dem Tierpfleger Thomas Dörflein, grüßt Eisbär-Baby Knut bei seinem erstem öffentlichen Auftritt im Berliner Zoo (Archivfoto). Der 44-jährige Dörflein ist tot. (FOTO: DPA)
Zusammen mit seinem «Ziehvater», dem Tierpfleger Thomas Dörflein, grüßt Eisbär-Baby Knut bei seinem erstem öffentlichen Auftritt im Berliner Zoo (Archivfoto). Der 44-jährige Dörflein ist tot. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Zwischen Weihnachten und Ostern soll über dieZukunft des Publikumslieblings entschieden werden. «Heiligabendverbringt Knut in Berlin, Ostern wäre ich mir nicht so sicher», sagtPeter Drüwa, Direktor des Tierparks Neumünster, der die Knut-Rechtebesitzt, der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Der Zoo-Poker um seine weitere «Karriere» und auch die möglichePartnerschaft mit der hübschen Eisbärin Lara im Zoo von Gelsenkirchen- all das lässt Knut kalt. Der mehr als 200 Kilo stramme Bursche istlängst dem Knuddel-Alter entwachsen und zeigt sich täglich für seinPublikum in Hochform. Mehr als fünf Millionen Menschen haben ihn seitder Weltpremiere am 23. März 2007 besucht. Das aktuelle Lieblings-Fotomotiv bietet Knut seinen Fans, wenn er sich zur vollen Größe vonbald 2,50 Meter aufrichtet, das Maul aufreißt und lässig die ihm vomTierpfleger zugeworfenen französischen Buttercroissants und süßeWeintrauben fängt und verdrückt.

Zum zweiten Geburtstag am Freitag wird er allerdings keine Extra-Gemüsetorte im Eisblock wie im vergangenen Jahr bekommen. «Wir planendiesmal nichts, es ist ein Tag wie jeder andere», sagt der für dieBärenbetreuung zuständige Zoo-Biologie Heiner Klös. Auch so einschönes Spielzeug wie die vor einem Jahr schnell zerbissene Holzkerzewird es nicht geben. «Wir wollen Normalität», betont Klös.

Den überraschenden Tod seines Ziehvaters Thomas Dörflein am 22.September hat Knut offenbar gut verkraftet. «Knut kann nicht trauern,und er sucht auch nicht mehr nach Tierpfleger Dörflein», sagt Klös.Wenn Knut nun zu Artgenossinnen in einen anderen Zoo in Deutschlandoder Europa wechselt - auch aus Schweden gibt es Anfragen - wäre eineArt Vermächtnis von Dörflein erfüllt: «Ich wünsche Knut, dass eraußerhalb Berlins in einen schönen Zoo kommt, wo er mitseinesgleichen umgehen kann, vielleicht Kinder zeugt. Er soll dieenge Bindung zum Menschen verlieren und Eisbär sein», hatte Dörfleinin einem dpa-Interview seine Vision von Knuts Zukunft beschrieben.

Genau das will auch Neumünsters Zoo-Chef Drüwa erreichen. SeinTierpark hält die Besitzrechte an Knut, dessen Vater Lars von dortstammt. «Wir dürfen und werden deshalb allein darüber entscheiden,wohin Knut kommt», sagt Drüwa. Ob Neumünster auch Anteile aus denbisher mehr als 5 Millionen Euro Gewinn des Souvenir- undTicketverkaufs rund um Knut zustehen, wird im Mai 2009 juristischgeklärt. «Das muss das Gericht entscheiden, das ist ganz unabhängigvon der Entscheidung über Knuts neue Heimat», sagt Drüwa.