1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Berlin: Berlin: Fünf der Berliner Sechslinge sind zu Hause

Berlin Berlin: Fünf der Berliner Sechslinge sind zu Hause

Von Anett Indyka und Catherine Simon 05.01.2009, 14:48
Ein Rettungssanitäter trägt einen Maxicosi mit einem Säugling, einem der in Berlin geborenen Sechslinge, in ein Rettungsfahrzeug, das vor der Charite Klinik in Berlin wartet. (FOTO: DPA)
Ein Rettungssanitäter trägt einen Maxicosi mit einem Säugling, einem der in Berlin geborenen Sechslinge, in ein Rettungsfahrzeug, das vor der Charite Klinik in Berlin wartet. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - 82 Tage nach der ersten deutschenSechslingsgeburt seit 20 Jahren durften die vier kleinen Mädchen undeiner der zwei Jungen am Montag nach Hause zu ihren Eltern. Nur derkleine Adem muss wegen einer leichten Grippe ein paar Tage länger imVirchow-Klinikum der Charité bleiben. Zwischen 2200 und 3000 Grammbringen die Kleinen mittlerweile auf die Waage. Bei ihrer Geburt am16. Oktober lag das Gewicht der Winzlinge mit ihren gerade einmaldaumengroßen Beinchen bei lediglich 800 bis 900 Gramm.

Streng abgeschirmt von neugierigen Blicken wurden die Kleinen inBabyschalen in fünf bereitstehende Krankenwagen gebracht. Bevor dieKinder nach Hause durften, wurden sie bei der ersten Vorsorge-Untersuchung noch einmal sorgfältig durchgecheckt. Mutter Roksanabedankte sich auf der Säuglingsstation mit Handschlag bei denSchwestern und Ärzten, die ihre Kinder liebevoll umsorgt hatten. Siesei froh, dass nun alle zusammen seien, sagte die Mutter nach Angabeneines Sprechers.

In den knapp drei Monaten, in denen die Sechslinge in der Klinikwaren, hatten die Eltern schon alle Hände voll zu tun. Roksana wartäglich bei den Kleinen, um sie zu füttern - sie bekommen Muttermilchund Zusatznahrung - und zu wickeln.

Um den ganzen Aufwand und das große Medieninteresse einigermaßenbewältigen zu können, arbeitet das Paar mit einem PR-Beraterzusammen. Seinen ersten Fernsehauftritt hatte das Sextett schon mitgut sieben Wochen. Thomas Gottschalk hatte die Kinder und ihre Elternfür die Gala «Ein Herz für Kinder» Anfang Dezember in der Klinikbesucht. Mutter Roksana, die vor einigen Jahren zum muslimischenGlauben gewechselt ist und ein Kopftuch trägt, sprach von einemgroßen Wunder. «Man wacht jeden Tag auf und glaubt es immer nochnicht.»

Die aus Polen stammende Roksana, die schon etwa 20 Jahre in Berlinlebt, und ihr türkischstämmiger Ehemann erhalten neben derstaatlichen Hilfe auch Unterstützung von der Hilfsorganisation «EinHerz für Kinder», die von der «Bild»-Zeitung getragen wird.

Die Organisation half auch bei der Einrichtung der gut 100Quadratmeter großen Wohnung im Neuköllner Stadtteil Britz. Unteranderem wurden sechs Bettchen, Kinderwagen, eine zusätzlicheWaschmaschine und ein Auto mit neun Sitzen angeschafft. Auch für einezusätzliche Hilfskraft für ein Jahr ist gesorgt, wie Berater StephanClausen sagt.

Helfende Hände können Roksana und Hikmet, die bereits eine vierJahre alte Tochter haben, sicher mehr als genug gebrauchen. So istauch Roksanas Mutter bereits fest für die Babybetreuung eingeplant.Vater Hikmet hat nach einem Bericht der «Bild-Zeitung» seinen Job alsEntrümpler zunächst aufgegeben, um mit für die Kinder da zu sein.Hinzu kommt eine Helferin für die Nacht.

Trotz aller guten Vorbereitung dürften die nächsten Tage, Wochenund Jahre für die Sechslingseltern zu einer Herausforderung werden.Einen ersten Vorgeschmack bekamen sie schon bei der Wohnungssuche.Nicht jeder Vermieter habe verständnisvoll reagiert, als von siebenKindern die Rede war, hieß es. Hinzu kam, dass die Eltern in ihremgewohnten Kiez bleiben wollten, vor allem mit Rücksicht auf dievierjährige Meryem. Sie sollte bei all dem Trubel nicht auch noch denKindergarten wechseln müssen.

Rana, Adem, Esma, Zeynep, Zehra und Ahmed waren nach 27Schwangerschaftswochen und damit viel zu früh auf die Welt gekommen.Bei einem normalen Verlauf der Schwangerschaft hätten sie - sichernicht zu sechst - erst am 17. Januar das Licht der Welt erblickt. DieWahrscheinlichkeit für eine Sechslingsgeburt liegt bei 1:4,4Milliarden und ist damit wesentlich geringer als die Chance auf einenSechser im Lotto.

Die meisten Geburten mit mehr als zwei Kindern sind heute dieFolge von Hormonbehandlungen. So war es auch bei der Mutter derSechslinge. Entstehen dabei derart viele Föten, werden wegen derhohen Gefahr auch für das Leben der Mutter oft einige der Ungeborenenwieder getötet. Aber das wollte Roksana nicht. «Die Mutter wolltekeine Entscheidung treffen», sagt Medienberater Clausen.